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Vom Teeniestar zum Superstar

Schwarze lange Striche im weiß angemalten Gesicht, eine ausgestopfte Krähe und Federn auf dem Kopf - so zeigt sich Johnny Depp mit 50 Jahren in seinem neuesten Film auf der Leinwand. Hollywoods hochbezahlter Pirat, Charmeur, Gangster, Vampir und Monster mit Scherenhänden ist derzeit in Gore Verbinskis Western „Lone Ranger“ im Kino zu sehen.

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Eine Paraderolle für den 50-jährigen Verwandlungskünstler, der im ländlichen Kentucky aufgewachsen ist. Mit seinen Eltern und drei Geschwistern zog er häufig um. Mit 15 schmiss er die Schule, er wollte Musiker werden. Als Gitarrist tingelte er durch Los Angeles und landete erst als Komparse, dann mit TV-Rollen vor der Kamera.

Johnny Depp bei Entalssung aus Gefängnis

AP/Andrew Lichtenstein

1994 wurde Johnny Depp verhaftet, weil er in einem Londoner Hotel randalierte, in dem er mit seiner damaligen Freundin Kate Moss abgestiegen war

Der Durchbruch - zum Teeniestar - kam 1987 als Undercoveragent in der TV-Serie „21, Jump Street - Tatort Klassenzimmer“. „Der dümmste Job, den ich je gemacht habe“, klagte er einige Jahre später im dpa-Gespräch, als er den Film „Gilbert Grape - Irgendwo in Iowa“ vorstellte. Da war längst klar, dass viel mehr in ihm steckte. In dem Familiendrama des schwedischen Regisseurs Lasse Hallström spielte er den ältesten Sohn, der sich um den behinderten Bruder (Leonardo DiCaprio) kümmert.

Private und berufliche Liaison mit Winona Ryder

Romantischer Rebell mit sanftem Blick in schrillen Rollen, so machte Depp Karriere. Independent-Regisseur John Waters castete ihn 1990 in „Cry Baby“ als 50er-Jahre-Rocker. Tim Burton holte ihn gleich danach als „Edward mit den Scherenhänden“ vor die Kamera, Seite an Seite mit Depps damaliger Freundin Winona Ryder. Die Beziehung mit Ryder ging in die Brüche, jene zu Burton hält nach sieben gemeinsamen Filmen weiter an. Der Regisseur gab Depp seine besten Fantasyrollen.

Jim Jarmusch und Johnny Depp

AP/Laurent Rebours

In Jim Jarmuschs Antiwestern „Dead Man“ war Johnny Depp als Buchhalter William Blake zu sehen

In Burtons schräger Komödie „Ed Wood“ porträtiert der Star den erfolglosen Hollywood-Regisseur Ed Wood, der wirklich lebte. In „Sleepy Hollow“ geht Depp als junger Polizist Gruselmorden nach. In „Charlie und die Schokoladenfabrik“ wird er zum kauzigen Fabrikanten Willy Wonka. In „Sweeney Todd“ brachte Burton seinen Star als teuflischen Barbier zum Singen. Er war der verrückte Hutmacher in „Alice im Wunderland“ und der hohlwangige Vampir in „Dark Shadows“ (2012).

Vorliebe für Exzentriker nicht nur auf der Leinwand

Depp liebt exzentrische Figuren, nicht nur auf der Leinwand. Mit Marlon Brando verband ihn eine enge Freundschaft, zusammen drehten sie „Don Juan de Marco“ (1995). Er war auch ein Freund des Autors und Journalisten Hunter S. Thompson.

In der Verfilmung von dessen Kultbuch „Fear And Loathing In Las Vegas“ (1998) dreht Depp mit rasierter Halbglatze auf einem Drogentrip nach Las Vegas auf, wie Thompson in seinen wilden Jahren. In dem Trinkertagebuch „Rum Diary“ (2012) mimte er ihn wieder. Nach Thompsons Selbstmord im Jahr 2005 griff Depp für eine spektakuläre Bestattung tief in die Tasche. Mit einer Kanone wurde die Asche seines Freundes in den Himmel geschossen, es war dessen letzter Wille.

Mafia-Thriller, Drogendrama, Piratenaction

Depp hat kein Genre ausgelassen. Dem Mafia-Thriller „Donnie Brasco“ (1997) mit Al Pacino folgte das Drogendrama „Blow“ (2001) mit Franka Potente, dann der bluttriefende Latino-Western „Irgendwann in Mexico“ (2003) von Kultfilmer Robert Rodriguez. Im Repertoire fehlte nur noch ein bombastischer Actionfilm - wie „Fluch der Karibik“. Mit blitzenden Goldzähnen und wilden Zottelhaaren ließ Depp als Captain Jack Sparrow die Schwerter klirren. Perfekte Unterhaltung, wenig Tiefgang, volle Kassen. Depp stieg damit in die Riege der Topverdiener mit 20-Millionen-Dollar-Gagen auf. „Fluch der Karibik 5“ soll im Sommer 2015 in die Kinos kommen.

Johnny Depp als Sweeney Todd

AP/DreamWorks/Warner Bros./Leah Gallo

2007 spielte Depp an der Seite von Helena Bonham Carter die Titelrolle in Tim Burtons „Sweeney Todd - Der teuflische Barbier aus der Fleet Street“

Als Pirat holte sich Depp auch seine erste Oscar-Nominierung, weitere folgten für die Peter-Pan-Geschichte „Wenn Träume fliegen lernen“ und „Sweeney Todd“, doch der Goldregen blieb bisher aus. Selten steckt er Kritikerschelte ein, doch bei „The Tourist“ gab es kein Erbarmen. In dem Hollywood-Debüt von Florian Henckel von Donnersmarck wurden Depp und Angelina Jolie als hölzern und unerotisch verrissen. „Null Chemie!“, lästerten die US-Kritiker.

Zweifacher „Sexiest Man Alive“

Dabei wurde der Star von „People“ schon zwei Mal zum „Sexiest Man Alive“ gekürt. „Auch mit 46 gehört der Vater von zwei Kindern zu Hollywoods unwiderstehlichsten Ikonen“, befand die Zeitschrift 2009. Damals war er noch mit der französischen Sängerin und Schauspielerin Vanessa Paradis zusammen. Die beiden hatte zwar nie geheiratet, galten aber immer als Vorzeigepaar. Bis Juni 2012, da teilten sie mit, „in Freundschaft auseinandergegangen“ zu sein.

Barbara Munker, dpa

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