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Erderwärmung und Luftzirkulation

In den Alpen wird es „mediterran“. Seit fast einem Monat erlebt Österreich einen Rekordsommer - mit bis zu 15 Tagen über 30 Grad etwa in Klagenfurt. In Wien wurden 14 solcher Hitzetage gezählt, in Salzburg elf. Und es werden laut aktuellen Studien in Zukunft noch mehr.

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Der Klimaforscher Michael Hofstätter von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien erwartet, dass die Anzahl der Tage über 30 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts um weitere 20 Tage pro Jahr steigen wird, wie science.ORF.at berichtet. Mediterranes Klima, wie man es aus den Urlauben im Süden kennt, wird hierzulande einkehren.

In den vergangenen 100 Jahren hat sich die Erde um 1,5 Grad erwärmt, Tendenz steigend. Das bedeutet: Die Ursache für den heurigen wie auch die künftigen Hitzesommer ist zum einen die Erderwärmung. Zum anderen verändert sich als Folge des Klimawandels auch die Luftzirkulation in der Atmosphäre. Extrem heiße, aber auch extrem kalte bzw. feuchte Wetterperioden können sich länger halten. Anders ausgedrückt: Wenn sich eine Wetterlage einmal festgesetzt hat, dann geht sie auch nicht mehr so schnell weg.

Von den Olivenbäumen hängt es ab

Egal wie hoch die Erwärmung im Zuge des Klimawandels zukünftig im Alpenraum sein wird, ein mediterranes Klima werde es hier nie geben, so Rainer Schultheis von der ORF-Wetterredaktion. Am besten lasse sich die Abgrenzung vom kontinentalen Klima über die Ölbaumgrenze definieren. Überall dort, wo Olivenbäume wachsen und gedeihen, herrsche mediterranes Klima.

„Der Olivenbaum mag regenreiche, milde Winter, keinen langen Frost und trockene, heiße Sommer“, so Schultheis weiter. In Österreich werde es so ein Klima aufgrund der Orographie, also der Becken und Täler, nie geben. „Auch weiterhin werden Juli und August in Österreich die regenreichsten Monate bleiben und der Jänner und Februar die trockensten“, so Schultheis. Deswegen werde es kein mediterranes Klima in Österreich geben.

Großstädte leiden unter Tropennächten

Eine Folge der Hitzetage ist auch die Tatsache, dass die Tropennächte in Österreich zunehmen werden. Tropennächte sind jene Nächte, in denen die Temperaturen nicht unter 20 Grad sinken. Besonders in Großstädten wird dieses Wetterereignis häufiger werden. „Vor allem im Stadtgebiet sind Tropennächte häufig zu beobachten, weil sich Gebäude und Straßen bei einer langen, stabilen Hochdruckwetterphase aufheizen. Die hohen Temperaturen bleiben lange gespeichert und sinken in der Nacht nur langsam ab“, so Hofstätter.

Mittelmeer-Luft kommt vermehrt

Auf dem Land sei das besser. Hier gebe es viele Wälder, Wiesen und auch feuchte Böden. Die Lufttemperatur könne dadurch rasch sinken. Der zweite Grund für tropische Nächte sei die Mittelmeer-Luft, die vermehrt nach Österreich komme. Mittelmeerluft sei im Allgemeinen sehr feucht. „Und wenn in der Atmosphäre sehr viel Feuchtigkeit - also Wasserdampf ist -, dann kühlt die Luft schlecht ab“, so Hofstätter. Tropische Nächte stellen vor allem für ältere und kranke Menschen ein Problem dar. Der Erholungswert des Schlafes geht durch die Hitze zum Großteil verloren, sagen Mediziner - mehr dazu in science.ORF.at.

Durschnittstemperatur steigt weiter

Der Trend zur Erderwärmung setzt sich fort. Das sagten Wissenschaftler der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) Anfang Juli in Genf. „Steigende Konzentrationen von Treibhausgasen verändern unser Klima mit weitreichenden Folgen“, warnte WMO-Generalsekretär Michel Jarraud bei der Vorlage der Studie „The Global Climate 2001-2010, A Decade of Climate Extremes“. Dafür hatten meteorologische Dienste Daten aus 139 Ländern zusammengetragen.

Laut Bericht stieg die weltweite jährliche Durchschnittstemperatur auf 14,47 Grad Celsius - das sind 0,47 Grad mehr als im Zeitraum von 1961 bis 1990. Zudem beschleunige sich der Trend: Zwischen dem letzten Jahrzehnt und dem Zeitraum von 1991 bis 2000 wurde es weltweit um 0,21 Grad wärmer - auch das ist Rekord für zwei aufeinanderfolgende Dekaden seit Beginn entsprechender Aufzeichnungen Mitte des 19. Jahrhunderts - mehr dazu in science.ORF.at.

Erwärmung lässt das Meer steigen

Forscher prophezeien, dass pro zusätzliches Grad der Meeresspiegel um mehr als zwei Meter steigen wird.
In der Vergangenheit haben vor allem die Ausdehnung des wärmeren Wasser sowie das Abschmelzen von Gebirgsgletschern zum Anstieg beigetragen. In fernerer Zukunft wird vor allem das Schmelzen des antarktischen und grönländischen Eisschilds diese Entwicklung beschleunigen, berichteten Forscher im Fachblatt „PNAS“ Mitte Juli.

Wird CO2 einmal freigesetzt, „verbleibt es entsetzlich lange in der Atmosphäre“, sagte der Erstautor der Studie, Anders Levermann, vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Die durch das Treibhausgas verursachte Erwärmung bleibe daher ebenfalls entsprechend lange aufrecht - mehr dazu in science.ORF.at.

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