„Kommende Tage entscheidend“
Die Trockenheit in Österreich führt vor allem auf Böden zu Problemen, wo sich Schotterlagen in geringerer Tiefe befinden - beispielsweise im Wiener Becken und Teilen des Marchfeldes. Die kommenden Tage seien für das Ackerpflanzenwachstum noch entscheidend, erklärte der Rektor der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien, Martin Gerzabek, im APA-Interview.
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Betroffen sind vor allem Pflanzen, die derzeit eigentlich stark wachsen sollten - Mais, Zuckerrüben, Erdäpfel, Sonnenblumen. „Getreide ist nicht mehr das Thema“, so der Unirektor. „Die Ackerpflanzen, die sich im Wachstum befinden, brauchen viel Wasser und dieses Wasser entziehen sie dem Boden sehr schnell.“
Bei den Böden mit Schotterlagen in geringerer Tiefe scheitern die Pflanzen daran, Wasser aus noch weiterer Tiefe zu saugen. „Der Wasservorrat solcher sandiger, mit Schotter versetzter Böden ist meist zu gering, um längere Trockenheitsperioden zu kompensieren, wodurch eine Dürre bei den Pflanzen entsteht“ - mehr dazu in science.ORF.at.
Regionale Dürren kommen immer wieder vor
Kritiker meinen ja, in Österreich werde zu viel Mais angebaut, der das sich ändernde Klima nicht mehr vertrage - was laut Gerzabek allerdings nicht zusammenhängt: „Die leichte Erwärmung ist im Prinzip bekannt. Wenn sich das Wetter längerfristig ändert, ist ohnedies zu überlegen, wie man agrarisch weiter vorgeht. Der Maisanbau ist ja auch in Lagen ausgedehnt, wo früher nicht angebaut werden konnte, weil es eine leichte Klimaerwärmung gibt.“
Jahre mit Trockenperioden und regionaler Dürre wie derzeit kämen jedenfalls immer wieder einmal vor, so der Wissenschaftler. Zwar rage 2013 im Mittel heraus, ähnliche Vorgänge gebe es aber „alle paar Jahre“. Ob es nun wirklich ein Trockenjahr werde, hänge noch von den kommenden Tagen ab. „Wenn nun noch Niederschlag kommt, kann wohl auf manchen Ackerflächen noch kompensiert werden, auch wenn einzelne Bestände vielleicht so weit geschädigt sind, dass nicht mehr aufgeholt werden kann“, so Gerzabek.
Trockenstress bei Pflanzen
„Das Problem ist, wie geht es in den kommenden Tagen weiter“, gab der Rektor der BOKU zu bedenken. Dabei reiche es Ackerpflanzen, aber auch dem Wald, nicht, wenn es nur kühler werde. „Wenn der Boden entleert ist - wissenschaftliches Stichwort: permanenter Welkepunkt, der den Austrocknungsgrad des Bodens kennzeichnet -, kann die Pflanze aus dem Boden gar nichts mehr entnehmen. Die Saugkraft der Wurzel reicht nicht mehr. Also muss Wasser in den Boden rein, die Pflanzen haben Trockenstress. Kühlere Witterung hilft nur insofern, dass die Pflanze weniger transpiriert und das Wasserdampfdefizit der Luft im Verhältnis zur Pflanze sinkt.“
Kommt endlich Niederschlag, „ist dieser nicht an einem Tag zu wünschen. Das würde Starkregen bedeuten, der dann wieder zu Oberflächenabfluss und Erosion führen könnte. Am besten wären zwei, drei Tage landregenartiger Niederschlag“, wünschte sich der Professor für die heimischen Felder und die Natur.
Kein Regen in den nächsten Tagen
Damit schaut es allerdings tendenziell schlecht aus - und das gleich bis 11. August. Bis zu diesem Datum reichen die aktuellsten ZAMG-Analysen. Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) sagte zur APA, sowohl Hitze als auch Trockenheit bleiben vor allem im Süden und Osten des Landes - wo die Landwirtschaft von der Trockenheit am stärksten betroffen ist - erhalten.
„Auch nach dem 11. August rechne ich nicht damit, dass es abrupt herbstlich-regnerisch wird“, so Orlik weiter. Leichte Entspannung könnte eine Gewitterfront vor allem im Westen und nördlich der Alpen „vielleicht bis in den Osten hinein“ von Sonntag auf Montag bringen. Im Süden werde es mit der Front „nur vorübergehend unbeständiger“.
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