Politeinstieg vor 20 Jahren
Fernsehen, Frauen und Politik: In diesen drei Begriffen konzentrieren sich die Lebensinhalte des Großunternehmers und Medienfürsten Silvio Berlusconi, der seit rund zwei Jahrzehnten Italiens politische Szene dominiert.
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Der 1936 in Mailand als Sohn eines Bankangestellten geborene Berlusconi begann seine Laufbahn als Staubsaugervertreter und Conferencier auf Kreuzfahrtschiffen. Über die bescheidenen Verhältnisse seiner Jugendjahre erzählt der Medienmogul gern. Mit 25 Jahren hatte er den Doktortitel der Rechtswissenschaften der Universität Mailand in der Tasche.
Karrierestart in Baubranche
Im Jahr 1961 stieg er in die Baubranche ein. Er erwarb mit teils undurchsichtigen Bankkrediten in der Peripherie der expandierenden lombardischen Wirtschaftsmetropole Grundstücke, auf denen er Wohnsiedlungen errichtete. In der Folgezeit baute er ganze Stadtviertel auf. Parallel dazu wurde Berlusconi in den 70er Jahren in der Medienbranche aktiv. 1977 begann der „Cavaliere“, wie er sich als Träger des Verdienstordens „Ritter der Arbeit“ nennen lässt, seine Karriere im Mediengeschäft. Nach und nach baute er ein Netz von privaten TV-Sendern auf, das bald mit Abstand zum größten seiner Art in Europa wurde.
Dass er dabei von oft zwielichtigen Freundschaften in Politik und Finanzwelt profitiert habe, warf und wirft man ihm immer wieder vor. In den 80er Jahren stieg der Unternehmer auch ins Fußballgeschäft ein. Er erwarb den krisengeschüttelten Fußballclub AC Milan.
Beginn mit Forza Italia
Im Herbst 1993 begann der TV-Magnat schließlich seine politische Karriere. Er verzichtete darauf, sich persönlich um seine Holding Fininvest zu kümmern, deren Eigentümer er aber blieb, und gründete seine konservative Partei Forza Italia. 1994 gewann er die Parlaments- und Europawahl an der Spitze einer Mitte-rechts-Allianz. Wegen Konflikten zwischen ihm und seinen Koalitionspartnern brach das Bündnis aber nach knapp sieben Monaten auseinander.
Entgegen den Erwartungen seiner Gegner kehrte der stets siegessichere TV-Mann der Politik nicht den Rücken, sondern begnügte sich mit der Rolle des Oppositionschefs, während er seine Forza Italia und seine Allianz deutlich stärkte. Nach einer siebenjährigen „Durststrecke“ konnte Berlusconi bei der Parlamentswahl im Mai 2001 sein Comeback als Regierungschef feiern.
Erstmals ganze Legislaturperiode im Amt
Als erster italienischer Ministerpräsident in der republikanischen Geschichte Italiens blieb er eine ganze fünfjährige Legislaturperiode im Amt. Eine Wiederwahl schaffte er bei der Parlamentswahl 2006 jedoch nicht. Er blieb nur 25.000 Stimmen hinter seinem Gegner Romano Prodi zurück, der aber nur 24 Monate im Amt blieb. 2008 gewann Berlusconi mit breiter Mehrheit erneut die Parlamentswahl.
Justizfragen überschatteten Berlusconis politische Karriere seit seinem Einstieg in die Politik. Der liberalkonservative Politiker scheute kein Kräftemessen mit der Linken, um umstrittene Justizreformen durchzusetzen, mit denen er - behaupten seine Gegner - sich und seine Vertrauensmänner vor einer Verurteilung zu retten versuchte.
In den letzten Jahren geriet der Vater von fünf erwachsenen Kindern zudem in den Strudel einer unglaublichen Serie von Sexskandalen, die sein internationales Image zunichtemachten. Im Mai 2009 kündigte Berlusconis zweite Ehefrau Veronica Lario nach 20 Ehejahren die Trennung von ihrem Mann an. 2010 leitete die Mailänder Staatsanwaltschaft wegen Sex mit einer Minderjährigen Ermittlungen gegen den Premier ein.
Erzwungener Rücktritt als Premier
Auch politisch geriet Berlusconi immer mehr in die Bredouille. Im September 2010 trennte sich der Premier im Streit von seinem engsten Verbündeten, dem Präsidenten der Abgeordnetenkammer, Gianfranco Fini, der dem Premier einen „autoritären Führungsstil“ vorwarf. Damit schrumpfte Berlusconis Mehrheit im Parlament beträchtlich. Im Juli 2011 geriet Italien immer tiefer in den Sog der Schuldenkrisem und der Druck auf Berlusconi zurückzutreten nahm zu.
Der Premier weigerte sich jedoch hartnäckig zurückzutreten, bis mehrere Parlamentarier seiner Koalition ihm den Rücken kehrten. Daraufhin musste Berlusconi seine Demission einreichen, während eine Menschenmenge vor dem Präsidentenpalast mit Schmährufen das Ende seiner Regierung feierte. Der parteiunabhängige Wirtschaftsexperte Mario Monti übernahm die Führung des Landes und leitete eine drakonische Sparpolitik ein.
Kein Jahr lang hielt es Berlusconi fern von der Politik. Im vergangenen Dezember beschloss er, Montis Fachleutekabinett das Vertrauen zu entziehen. Der Premier reichte daraufhin seinen Rücktritt ein, was den Weg zu Neuwahlen ebnete. Der TV-Zar stürzte sich in eine lange Wahlkampagne in der Hoffnung, seine Mitte-rechts-Allianz könne neuerlich die Führung des Landes übernehmen.
Prognosen erneut übertroffen
Auch wenn dieses Ziel verfehlt wurde, übertraf Berlusconis Wahlbündnis erneut alle Prognosen. Er erreichte über 30 Prozent der Stimmen und konnte damit einen bereits sicher geglaubten Wahlsieg des Mitte-links-Lagers verhindern. Dieses stellt in der gemeinsamen Koalition mit Enrico Letta zwar den Premier - Berlusconis machte aber bereits mehrmals deutlich, die Regierung jederzeit wieder stürzen zu können.
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