Anbieter von Kunden überrannt
Beim Militär sind sie schon lange im Einsatz - nun erobern Drohnen auch den zivilen Luftraum. Anwendungsmöglichkeiten gibt es viele: Die unbemannten Fluggeräte sollen zum Beispiel Ölpipelines inspizieren, Wilderern nachstellen und sogar Passagiere befördern. Mehr als 400 Projekte in 20 europäischen Ländern beschäftigen sich nach Angaben der EU-Kommission zurzeit mit zivilen Drohnen.
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Manche wiegen nur wenige Gramm, andere erreichen die Größe eines Airbus A320. Mehr als 80 Prozent der damit befassten Unternehmen sind Mittelständler und frisch gegründete Firmen. „Inzwischen ist es so, dass der Markt sehr schnell wächst - gerade in diesem Jahr“, sagt Johanna Claussen, Chefin des deutschen Herstellers MAVinci. Die Firma aus Leimen bei Heidelberg stellt Drohnen mit einer Spannweite von 1,6 Metern her, die Luftbilder für Infrastrukturprojekte, den Bergbau und die Bauwirtschaft schießen.
Nichts anderes als „Aufzug ohne Liftboy“?
„Das Marktpotenzial ist sehr groß. Und wir können gar nicht so viel verkaufen, wie die Kunden gerne hätten“, so Claussen. Der Marktforscher Teal Group veranschlagt, dass sich der Weltmarkt für alle Drohnen bis 2022 auf 11,4 Milliarden Dollar fast verdoppelt. Derzeit fließt der EU-Kommission zufolge das meiste Geld noch in militärische Entwicklungen, der Zivilmarkt werde im kommenden Jahrzehnt aber stark anziehen. Allerdings ist offen, wie stark Bedenken bei der Zulassung das Geschäft einschränken können.
Die Behörden fürchten, dass Bürger mit den „fliegenden Augen“ ausspioniert werden könnten. So mancher hofft indes darauf, dass Drohnen den Luftverkehr revolutionieren werden. Die Universität Lausanne präsentierte auf der Luftfahrtmesse in Paris zuletzt eine bumerangförmige Drohne, an die Kabinen in der Form von Eisenbahnwaggons angehängt werden können, um Fluggäste zu transportieren.
„Mein Großvater hätte nie einen Aufzug ohne Liftboy betreten. Aber heutzutage steigt jedermann in einen Aufzug ohne darüber nachzudenken“, sagt Luftfahrtexperte Tom Captain von der Beratungsfirma Deloitte Touche Tohmatsu. „Das gleiche gilt für das Fliegen. Die Leute sagen: ‚Ich besteige kein Flugzeug ohne Piloten.‘ In Wahrheit steuern bereits heute Computer einen Großteil des Fluges, samt automatisiertem Start und Landung.“
„Grenzenlose Möglichkeiten“
Drohnen sind in zweierlei Gestalt anzutreffen. Die eine Sorte sieht aus wie ein Flugzeug ohne Cockpit, die andere wie kleine Hubschrauber mit Rotoren, die ihnen Manöver in schwer zugänglichen Bereichen erlauben. Die Deutsche Bahn testet derzeit ein Luftfahrzeug mit mehreren Rotoren und Infrarotkameras, um Vandalen aufzuspüren, die in großen Zugdepots Waggons mit Grafitti besprühen. Die Geräte des deutschen Anbieters Microdrones haben einen Durchmesser von etwa einem Meter und kosten je 60.000 Euro.
Kleinere Modelle sind schon für ein paar 100 Euro zu haben, wie etwa die „Phantom“ des US-Herstellers DJI Innovations. Sie wiegt weniger als ein Kilogramm, kann in einem Rucksack transportiert werden und hat eine Halterung für eine Sportkamera. „Die Möglichkeiten sind grenzenlos“, sagt Stefan Eichhorn, Vertriebschef der Münchner Ascending Technologies, die Hubschrauberdrohnen für Luftbilder und -videos baut. Der Preis für deren Vorzeigemodell „AscTec Falcon 8“ beginnt bei 18.000 Euro.
Pizza per ferngesteuerter Luftpost
In Südafrika wurden jüngst Drohnen eingesetzt, um Wilderer auszumachen, die Nashörnern nachstellten. In Großbritannien liefern ferngesteuerte Fluggeräte bereits Pizzas und Hamburger aus. Ölkonzerne hoffen darauf, die Apparate zur Überwachung von Pipelines in der Arktis einsetzen zu können, wenn sie für den zivilen Luftraum zugelassen sind.
Allerdings ist nicht jeder begeistert über das Wachstum im zivilen Drohnengeschäft. Kritiker fürchten die Risiken für die Sicherheit und die Privatsphäre von Menschen. Sie rufen nach Regeln für den Einsatz der Flieger. „In Europa gibt es bei Behörden und der Luftaufsicht noch viele Bedenken gegen die Integration von zivilen Drohnen in den nationalen Luftraum und -verkehr“, räumt Berater Captain ein.
Maria Sheahan, Reuters
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