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Bereits in Europa im Einsatz

Eine italienische Firma verkauft seit einiger Zeit Schaufensterpuppen, in deren Augen Kameras eingebaut sind, um Passanten auszuspähen, wie die „Berliner Zeitung“ kürzlich berichtete. Einige Dutzend Puppen sind derzeit in Italien, Frankreich, den USA und Kanada im Einsatz.

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Mehrere führende Modeketten spionieren ihre Kunden offenbar mit Hilfe von Schaufensterpuppen aus. In den Puppenaugen sei eine Videokamera mit einer Software zur Gesichtserkennung installiert, berichtete die „Berliner Zeitung“ unter Berufung auf den italienischen Hersteller Almax. Die EyeSee-Mannequins könnten Alter, Geschlecht und Ethnie eines Kunden feststellen. Die Modefirmen könnten so ihre Auslagen und ihr Personal gezielter an die Kundschaft anpassen.

Der Geschäftsführer von Almax, Max Catanese, sagte auf Anfrage der APA, bisher seien keine Schaufensterpuppen nach Österreich geliefert worden. "Das kann sich jedoch bald ändern, weil das Interesse an unserem Produkt sehr groß ist und die Anfragen stark wachsen“, so Catanese.

Schaufensterpuppe

almax-italy.com

Die Schaufensterpuppe mit Videoaugen

Flächendeckender Einsatz geplant

Bedenken der Datenschützer wegen möglicher Verletzung der Privatsphäre wies Catanese zurück. In großen Kaufhäusern und Shops im Topsegment seien rund um die Uhr Videoanlagen im Einsatz, die Bilder der Kunden aufnehmen. Die Schaufensterpuppen würden keine Bilder der Kunden aufnehmen, sondern lediglich Informationen über Alter, Geschlecht und Ethnie vermitteln.

Dadurch entstehe keine Verletzung der Privatsphäre der Einzelperson. Diese statistischen Informationen über die Kunden seien für Modeketten und Kaufhäuser bei der Planung ihrer Arbeit sehr wichtig. Die Software für die Schaufensterpuppen sei zusammen mit der Polytechnischen Universität in Mailand entwickelt worden.

In Europa und den USA würden vor allem Modeketten mit großen Filialen bereits mit den Überwachungspuppen arbeiten. Man verhandle derzeit mit mehreren führenden Modeketten über einen flächendeckenden Einsatz. Seit Dezember 2011 habe Almax mehrere Dutzend Exemplare der 4.000 Euro teuren Puppen ausgeliefert, noch einmal so viele seien bestellt.

EU-Kommission prüft Datenschutz

Datenschützer halten den Einsatz der Puppen für bedenklich. Peter Schaar, deutscher Bundesbeauftragter für Datenschutz, sagte der „Berliner Zeitung“, er halte das „rechtlich für mehr als zweifelhaft“. Auch bei entsprechenden Hinweisen sei „solch eine Überwachung kaum zu rechtfertigen“.

Zusammen mit der „regulären“ Videoüberwachung in Geschäften, mit der Identifizierung beim Bezahlen mit Bankomat- oder Kreditkarte, Kundenkarten und Funketiketten ließen sich mit den Videodaten detaillierte Kundenprofile anlegen. „Eine solch lückenlose Verhaltenskontrolle wäre datenschutzrechtlich unzulässig“, kritisierte Schaar.

Auch die EU-Kommission beschäftigt sich inzwischen mit dem Fall. Von einigen Europaabgeordneten wird gefordert, dass Spionageaktionen zu Marketingzwecken strafbar werden und Fälle wie die versteckte Gesichtserkennung EU-weit unmissverständlich verboten werden sollen - mehr dazu in help.ORF.at.

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