Libyen: Proteste gegen Muslimbrüder nach Mord an Aktivisten

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Die Ermordung eines prominenten Kritikers der Muslimbruderschaft hat heute in mehreren libyschen Städten gewaltsame Proteste gegen die Islamisten ausgelöst. In der ostlibyschen Stadt Bengasi, wo gestern der Anwalt Abdelsalam al-Mosmari nach einem Moscheebesuch aus dem Hinterhalt erschossen wurde, demonstrierten Hunderte gegen die Muslimbruderschaft.

Sie setzten zwei Gebäude in Brand, eines der Bruderschaft und eines ihrer Partei JCP. In der Hauptstadt Tripolis zogen Demonstranten auf den Platz der Märtyrer. Zudem stürmten Jugendliche die Zentrale der JCP in der Hauptstadt, verwüsteten sie und zogen dann weiter zur Zentrale der größten Partei, der liberalen NFA.

Gewalt weiterhin zentrales Problem

Mosmari war landesweit unter anderem durch Fernsehauftritte bekannt, in denen er die Präsenz bewaffneter Milizen auf Libyens Straßen kritisiert und gegen die Muslimbruderschaft Stellung bezogen hatte. In Libyen ist die massive Gewalt zwei Jahre nach dem Sturz von Machthaber Muammar al-Gaddafi ein großes Problem beim Wiederaufbau des nordafrikanischen Landes. In Bengasi waren auch zwei Angehörige des Militärs erschossen worden.

Islamisten weisen Vorwürfe zurück

„Packt Eure Sachen. Bengasi will, dass ihr verschwindet“, riefen Demonstranten beim Sturm auf die Gebäude der Islamisten in Bengasi. Dort wie auch in Tripolis skandierten die Demonstranten Parolen gegen die Muslimbruderschaft, die sie für die Morde in Bengasi verantwortlich machten. Ein Sprecher der Islamisten wies die Vorwürfe zurück und verurteilte den Mord an Mosmari.

Libyen ist nach den Nachbarn Ägypten und Tunesien das dritte nordafrikanische Land, in dem die Proteste gegen die Muslimbruderschaft in Gewalt umschlugen. Auch in Tunesien sind die Spannungen zwischen Gefolgsleuten der moderat-islamischen Regierung und der weltlich orientierten Opposition nach der Ermordung eines Oppositionspolitikers in Gewalt umgeschlagen.