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Großfahndung bisher ohne Ergebnis

Zum dritten Mal binnen weniger Wochen ist einem Mitglied der berüchtigten Juwelenräuberbande Pink Panther die Flucht aus einem Schweizer Gefängnis gelungen. Wie die Polizei am Freitag mitteilte, wurde der 34-jährige Milan Poparic am Vorabend von zwei schwer bewaffneten Männern in einer Kommandoaktion aus der Haftanlage Orbe an der Grenze zu Frankreich befreit.

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Vor dem Mann, der wegen des Überfalls auf ein Juweliergeschäft 2009 eine siebenjährige Gefängnisstrafe verbüßte, waren seit Mai schon zwei andere der auch in Österreich tätigen Pink Panther aus Schweizer Gefängnissen geflohen. Die Umstände des Ausbruchs erinnerten an einen Gangsterfilm: Die offenbar genauestens geplante Befreiungsaktion im Kanton Waadt/Vaud startete während des Freigangs der Häftlinge.

Zellengenossen auch gleich mitgenommen

Die Männer durchbrachen mit einem Minibus Stacheldrahtbarrieren und das Gefängnistor. Anschließend legten sie mit Leitern einen Fluchtweg über den niedergerissenen Zaun, setzten den Minibus in Brand, befreiten den Fluchtweg von Stacheldraht und flüchteten in einem zweiten Auto mit Poparic und dessen Zellengenossen, dem 52-jährigen Schweizer Adrian Albrecht, der wegen Raubes, Brandstiftung und Geldwäsche eine siebenjährige Haftstrafe absitzen sollte.

Während des Ausbruchs schossen die Ganoven ununterbrochen mit AK47-Kalaschnikow-Gewehren auf die Gefängniswachen und hinderten sie so am Einschreiten. Die Wachen seien machtlos gewesen, erklärte die Kantonsverantwortliche Beatrice Metraux am Freitag auf einer Pressekonferenz: Sie selbst seien unbewaffnet, mit der Sicherheit seien private Sicherheitsleute der Schweizer Firma Protectas beauftragt. Diese hätten den Kalaschnikow-Salven mit ihren „einfachen Faustfeuerwaffen“ jedoch nichts entgegensetzen können.

„Eher eine Invasion“

„Das war eher eine Invasion als ein Gefängnisausbruch“, rechtfertigte sich Metraux. Ein derartig brutaler Ausbruch sei in der Schweiz noch nie vorgekommen. Das Gefängnispersonal sei schockiert und müsse psychologisch betreut werden. Physisch verletzt wurde während der spektakulären Aktion niemand. Die Schweizer Polizei startete zusammen mit ihren französischen Kollegen eine Verfolgungsjagd mit mehr als einem Dutzend Streifenwagen. Von den Flüchtigen und ihren Komplizen fehle bisher jedoch jede Spur, sagte ein Polizeisprecher.

Erst im Mai waren im Kanton Waadt ein Pink-Panther-Mitglied und vier weitere Häftlinge aus einem Gefängnis ausgebrochen. Dabei waren drei Maskierte auf die Mauer der Haftanstalt Bois-Mermet unweit von Lausanne geklettert und hatten eine Tasche mit einer Schneidezange und einer Pistole in den Innenhof geworfen. Die Wachen wurden mit einer Waffe in Schach gehalten, die sich aber als Imitation erwies.

Bis zu 200 Mitglieder, weltweit tätig

Der weltweit agierenden Pink-Panther-Bande sollen bis zu 200 Mitglieder angehören, vor allem aus den Balkanstaaten. Nach Schätzungen von Interpol hat die Bande in unterschiedlicher Besetzung seit 1999 in Europa und den USA sowie in Asien bei Überfällen Schmuck und Uhren im Wert von mehr als 330 Millionen Euro erbeutet. Die äußerst gerissen vorgehenden Täter sind bekannt für ihre spektakulären Raubüberfälle auf Juweliergeschäfte.

In Wien wurden im Juni sechs mutmaßliche Pink Panther zu insgesamt 42,5 Jahren Haft verurteilt. Sie wurden dreier Überfälle auf Wiener Juweliergeschäfte für schuldig befunden. Ihren Namen erhielt die Bande in Anspielung auf die Komödie „The Pink Panther“ („Der rosarote Panther“) mit Peter Sellers aus dem Jahr 1963, nachdem britische Ermittler einen gestohlenen Diamanten entdeckten, den die Diebe - genau wie im Film - in einer Dose mit Gesichtscreme versteckt hatten.

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