Computersimulation gelöscht
Das US-Unternehmen Halliburton Energy Services hat nach Angaben des US-Justizministeriums von Donnerstag gestanden, nach der Katastrophe im Golf von Mexiko auf der Ölplattform „Deepwater Horizon“ 2010 Beweise vernichtet zu haben.
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Halliburton war als Zulieferer an der Mischung des Zements für den Deckel des Bohrlochs beteiligt, aus dem das Öl ins Meer schoss. Nach der Katastrophe erstellte der Konzern im Rahmen von internen Untersuchungen Computersimulationen zu dem Deckel, der später explodierte. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen wurden zerstört und konnten nicht rekonstruiert werden, wie das Justizministerium nun mitteilte.

AP/Gerald Herbert
Die Ölplattform brannte komplett aus
Das Unternehmen, das auch an den Bohrarbeiten auf der Plattform beteiligt war, habe zugesagt, bei einem geplanten Verfahren auf schuldig zu plädieren, teilte das Ministerium mit. Halliburton sei bereit, eine entsprechende Strafe zu zahlen. Zudem werde eine Strafe von 200.000 Dollar (151.000 Euro) für die Vernichtung von Beweismitteln verhängt. Halliburton habe zudem bereits freiwillig 55 Millionen Dollar (knapp 42 Mio. Euro) an die National Fish and Wildlife Foundation in den USA gezahlt.
Milliardenstrafen für BP und Transocean
Zuvor hatten sich bereits der britische Ölriese BP und dessen Partner Transocean schuldig bekannt. Gegen sie wurden Milliardenstrafen verhängt. Allein um die Strafzahlungen leisten zu können, musste sich BP von zahlreichen Geschäftsbereichen trennen. Bei der Explosion der „Deepwater Horizon“ kamen im April 2010 elf Arbeiter ums Leben. Danach floss fast 90 Tage unkontrolliert Öl ins Meer, weil BP das Leck nicht stopfen konnte. Die größte Ölpest in der US-Geschichte hinterließ enorme Schäden in der Natur sowie für Fischerei und Tourismus.
BP droht Forderungslawine
BP drohen unterdessen Zehntausende weitere Schadenersatzforderungen. Der vom Gericht eingesetzte Auszahlungsbevollmächtigte Patrick Juneau geht davon aus, dass sich viele potenzielle Geschädigte erst auf den letzten Drücker zu Klagen entschließen.
Deren Zahl dürfte kurz vor Ablauf der Frist am 22. April 2014 noch einmal kräftig anziehen, sagte Juneau im Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. Sein Büro in New Orleans zählte bis Mitte Mai 165.877 Anträge, wovon nach Prüfungen der Mitarbeiter 40.970 für Zahlungen infrage kommen - im Volumen von insgesamt mehr als 3,2 Milliarden Dollar (2,48 Mrd. Euro). Juenau stehen mehr als 1.000 Mitarbeiter zur Verfügung. Der 75-Jährige möchte nach eigenen Angaben mit dem Fall seine Karriere krönen möchte.
Auch Einnahmenverluste einklagbar
Zur Begleichung von Schadenersatzansprüchen legte BP etwa acht Milliarden Dollar beiseite. Die Ansprüche betreffen nicht etwa nur Fangausfälle von Fischern und Eigentumsschäden, sondern auch einen für BP besonders heiklen Punkt: Einnahmenverluste durch entgangene Geschäfte.
Allein in dieser Frage wurden per Mitte Mai Forderungen über mehr als 1,7 Milliarden Dollar als grundsätzlich berechtigt erachtet. Das Unternehmen befürchtet, dass die Zahlungen aus dem Ruder laufen, und hat laut BBC-Informationen deswegen die britische Regierung gebeten, sich einzuschalten. Offiziell hält sich die britische Regierung allerdings bedeckt.
Nach Darstellung des Konzerns wurden teils unseriöse und erfundene Ansprüche bedient, weil der Bevollmächtigte bestimmte Kriterien falsch anwende. Juneau wiederum zeigte sich enttäuscht von BP. Er verwies darauf, dass es sich um einen einmaligen Rechtsfall handle. „Niemand hat je mit einem Streit wie diesem gerechnet“, sagte er.
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