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Ausbau, während andere streichen

Billigfluggesellschaften fliegen ihrer Konkurrenz davon: Wie aktuelle Betriebszahlen von easyJet und Ryanair zeigen, meistern die beiden größten Billiganbieter Europas die Herausforderungen des krisenbedingt schwierigen Umfelds deutlich besser als erwartet.

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EasyJet hat im Frühjahr deutlich mehr Umsatz gemacht. Die Erlöse von April bis Juni 2013 erhöhten sich zum Vorjahr um gut zehn Prozent auf 1,14 Mrd. Pfund (1,33 Mrd. Euro), wie die britische Billigfluglinie am Mittwoch mitteilte. Das Unternehmen profitierte dabei von mehr angebotenen Verbindungen, etwa nach Italien und in die Schweiz. Auch die Einnahmen pro Sitzplatz stiegen.

EasyJet steuert auf Rekordgewinn zu

Der Ryanair-Rivale nutzt die Schwäche vieler traditioneller Airlines wie British Airways, Air France-KLM und Lufthansa, die allesamt Stellen streichen und bisherige Routen überprüfen. Im Geschäftsjahr 2012/13, das bei easyJet bis Ende September läuft, rechnet der Konzern mit einem Vorsteuergewinn von 450 bis 480 Mio. Pfund - oberhalb der bisherigen Analystenschätzung von 433 Millionen. An der Londoner Börse verteuerten sich die Aktien nach der Jubelmeldung um mehr als sieben Prozent.

Auch Ryanair befindet sich auf Erfolgskurs. Umsatz und Gewinn zogen im vergangenen Geschäftsjahr deutlich an - und auch im laufenden Jahr rechnet Ryanair-Chef Michael O’Leary mit weiteren Zuwächsen. Der Gewinn stieg im Geschäftsjahr 2012/13 um 13 Prozent auf 569,3 Mio. Euro - das war mehr, als Analysten erwartet hatten und als das Unternehmen anvisiert hatte. Der Umsatz zog um 13 Prozent auf 4,88 Mrd. Euro an.

Ryanair: Bald mehr Passagiere als Lufthansa?

Gestützt wurde das von einem Passagierplus von fünf Prozent auf 79,3 Millionen und höheren Erlösen pro Kunde. Ryanair profitiert wie easyJet von den Problemen vieler etablierter Fluglinien. So konnten die Iren im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben weitere Marktanteile dazugewinnen.

Die guten Ergebnisse veranlassten O’Leary dazu, die Wachstumsziele nach oben zu schrauben. Bis zum Geschäftsjahr 2018/2019 soll die Zahl der Fluggäste nun auf 110 Millionen klettern. Das sind zehn Millionen mehr als zuletzt angekündigt. Ryanair könnte damit gemessen an dieser Größe den größten europäischen Luftfahrtanbieter Lufthansa überholen - der deutsche Konzern transportierte im Vorjahr 103 Millionen Passagiere.

Etablierte Linien auf Sparkurs

Europas etablierte Fluggesellschaften kämpfen seit Jahren mit wachsender Konkurrenz und einer stagnierenden Nachfrage. Mit herben Einschnitten und neuen Ideen versuchen Lufthansa, Air France, Iberia und SAS, der Konkurrenz von Billigfliegern und Golf-Airlines zu trotzen. Tausende Stellen stehen bei den Airlines auf der Streichliste. Bei der AUA-Mutter Lufthansa etwa werden weltweit 3.500 Stellen gestrichen.

Viele Airlines haben ihre Kapazitäten heuer zurückgenommen - besonders deutlich etwa die AUA, nämlich um gleich 7,4 Prozent im ersten Halbjahr. Nach dem umstrittenen Betriebsübergang der Lufthansa-Tochter auf Tyrolean flog die AUA im ersten Quartal des Jahres weiter in tiefroten Zahlen. Der Konzern baute heuer seine gesamte Flotte um - von Jänner bis Juni wurden bis zu zwei Langstreckenflugzeuge weniger eingesetzt, Kabinen wurden umgerüstet, und unrentable Strecken wurden vom Flugplan gestrichen. Auch die Technikstandorte Wien, Innsbruck und Bratislava stünden auf dem Prüfstand, so AUA-Chef Jaan Albrecht kürzlich.

Klassische Fluglinien holen bei Kosten auf

Die Sparbemühungen zeigen offenbar bereits Erfolge: Eine kürzlich präsentierte Studie kam zu dem Schluss, dass Unternehmen wie Lufthansa oder British Airways ihren Kostennachteil im Vergleich zu Anbietern wie Ryanair und easyJet bereits deutlich eingedämmt hätten. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG hat die Jahresabschlüsse der weltweit 25 größten Fluggesellschaften und von sechs Billigfliegern aus den Jahren 2006 bis 2011 unter die Lupe genommen.

Der Studie zufolge lagen die Kosten je angebotenen Sitzplatzkilometer bei den traditionellen Fluglinien im Jahr 2011 im Schnitt um 2,5 US-Cent (1,9 Euro-Cent) höher als bei der Billigkonkurrenz. Fünf Jahre zuvor habe der Unterschied noch 3,6 Cent betragen. Bei dieser Kenngröße wird die Zahl der angebotenen Sitzplätze im Flieger mit der Länge der zurückgelegten Strecke multipliziert. Im Jahr 2011 hätten klassische Gesellschaften im Schnitt 9,8 Cent pro Sitzplatzkilometer aufwenden müssen, heißt es in der Studie. Bei den Billigfliegern seien es nur 7,3 Cent gewesen.

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