Neue Strategien sind gefragt
„Der Markt ist gesättigt“ - so das knappe Statement der Marktanalysten von RegioPlan über die Lage der heimischen Baumarktketten. Die Quadratmeterumsätze der fünf größten Anbieter gehen zurück. Große Ausnahme bildet der Gartensektor. Laut RegioPlan-Studie konnten hier Zuwächse im zweistelligen Bereich verzeichnet werden.
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Im Gartenbereich wurden demnach 2000 im Schnitt noch 156 Euro pro Haushalt ausgegeben, zehn Jahre später waren es bereits 270 Euro. Das entspricht einem Gesamtumsatzzuwachs von 70 Prozent. Am stärksten stiegen dabei mit über 100 Prozent die Ausgaben für Pflanzen sowie für Gartengeräte (rund 50 Prozent). Die Ausgaben für Gartenmöbel wuchsen um ein Drittel, ebenso jene für die Gartenpflege. Für Reperaturwerkzeug für den Garten wurden zwölf Prozent mehr ausgegeben.
Laut der Geschäftsführerin von RegioPlan, Hanna Bomba-Wilhelmi, lässt sich dieser Zuwachs auf den Wohlstand zurückführen. Geht es einem wirtschaftlich gut, hat man auch Geld für den eigenen Garten und Dekorprodukte. Der anderen Argumentation, dass man in Zeiten der Krise statt sich einen teuren Strandurlaub zu leisten lieber kostengünstiger „Balkonien“ verschönern will, wollte Bomba-Wilhelmi nicht so viel Bedeutung beimessen.
Quadratmeterumsätze sinken
Die fünf größten heimischen Baumarktketten bauMax, Lagerhaus, Obi, Bauhaus und Hornbach profitieren zwar von diesem Zuwachs. Aber grundsätzlich sieht die Lage im Baumarktsektor nicht so rosig aus: Die Quadratmeterumsätze sinken.
„Mit rund 870 Standorten und einer gesamten Verkaufsfläche von zirka 1,57 Millionen Quadratmetern ist der österreichische Baumarktbereich gesättigt“, so Bomba-Wilhelmi. Sehe man von den vielen kleineren Lagerhaus-Standorten absehen, so weise ein durchschnittlicher Baumarkt in Österreich zirka 5.600 Quadratmeter auf und sei in etwa so groß wie ein kleines Fußballfeld. Und „will man bei gleichbleibender Fläche wachsen, so bedarf es einfach neuer Wege“, so Bomba-Wilhelmi.
Baumarktriesen müssen umdenken
Die fünf Baumarktriesen, die einen Marktanteil von nahezu 90 Prozent ausmachen, müssen daher umdenken. Angesichts der Marktkonzentration sollten sich die Baumarktriesen der RegioPlan-Expertin zufolge stärker positionieren und an einem neuen Betriebstyp arbeiten. Sie setzt dabei auf Verkleinerung und auf ein anderes Verkaufskonzept. So könnten die Baumarktketten vielleicht auch andere Dienstleistungen in ihren Hallen anbieten. An welche sie dabei konkret dachte, ließ sie jedoch offen. Aber auch der Werbeauftritt müsse sich verbessern, denn „mittlerweile verkauft der Onlinehandel Amazon mehr Bohrmaschinen als Obi, obwohl auch die einen Onlinehandel haben“.
Praktiker vor der Pleite
Und dass die Baumärkte umdenken müssen, zeigen auch die Fakten. Erst vor kurzem musste die deutsche Baumarktkette Praktiker Insolvenz anmelden. Der vorläufige Insolvenzverwalter prüft zurzeit ein Sanierungskonzept. Zunächst müsse der Geschäftsbetrieb stabilisiert werden, um damit die Voraussetzung zu schaffen, möglichst viele Filialen und Arbeitsplätze zu sichern, so der Insolvenzverwalter: „Die Filialen bleiben geöffnet, der Verkauf geht mit allen Beschäftigten unverändert weiter.“
Kurz darauf wurden Gerüchte laut, dass Praktiker mit der ebenfalls wirtschaftlich angeschlagenen Baumarktkette bauMax kooperieren könnte. BauMax-Chef Martin Essl dementierte das jedoch umgehend. Eventuelle Fusionsgerüchte mit der deutschen Baumarktkette seien „reine Spekulation“. BauMax habe seinen Restrukturierungskurs für die nächsten drei Jahre begonnen, die Finanzierung mit den Banken stehe. Ende Dezember segnete ein Konsortium bestehend aus 15 Banken eine 80-Millionen-Euro-Geldspritze ab. Die Eigentümerfamilie Essl schoss zwölf Millionen Euro zu.
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