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„Gerechtigkeit für Trayvon“ gefordert

Eine Woche nach dem Freispruch im Prozess um den erschossenen Schwarzen Trayvon Martin haben in den USA Tausende Menschen gegen das Urteil protestiert. Von Miami in Florida über New York und Chicago bis hin zum kalifornischen Los Angeles versammelten sich am Samstagvormittag (Ortszeit) Demonstranten und forderten „Gerechtigkeit für Trayvon“.

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Zu den Kundgebungen in mehr als 100 Städten hatte die Bürgerrechtsbewegung National Action Network (NAN) unter dem kirchlichen Bürgerrechtler Al Sharpton aufgerufen. Allerdings fielen die vielen einzelnen Demonstrationen eher klein aus und beschränkten sich auf jeweils mehrere Hundert Demonstranten, wie Fernsehbilder zeigten. Die Demonstranten riefen Parolen wie „Gerechtigkeit jetzt!“, „Wir vergessen nie“ oder „Keine Gerechtigkeit, kein Frieden“. Viele trugen Schilder mit sich, „Wer ist der nächste?“, „Ich bin Trayvon Martin“ oder „Genug ist genug“ stand darauf geschrieben.

„Fakten, auf denen wir beharren müssen“

Die Mutter des im Februar 2012 erschossenen Teenagers, Sybrina Fulton, und sein Bruder Jahvaris Fulton nahmen an den Protesten in New York teil. Trayvon habe jedes Recht gehabt, sich dort aufzuhalten, wo er dann sein Leben verlor, sagte Sybrina Fulton auf der Kundgebung, zu der auch Sängerin Beyonce und Rapper Jay-Z kamen. „Das sind die Fakten, auf denen wir beharren müssen, denn heute war es mein Sohn, morgen könnte es Eurer sein.“

Protestierende in Chicago

APA/AP/Scott Eisen

Demonstranten bei einem Aufmarsch in Chicago

Vater Tracy Martin demonstrierte in Miami mit. Die Demonstrationen schickten „eine Botschaft über das ganze Land, dass wir nicht die Füße still halten werden“, sagte Martins Vater Tracy dem Fernsehsender CNN. In Sanford (Florida), der Stadt, in der Trayvon erschossen wurde, marschierten mehrere hundert Menschen die Straßen entlang - in ihren Händen ein Poster mit dem Porträt des Getöteten.

Obama: „Das hätte ich vor 35 Jahren sein können“

Am Freitag hatte sich Präsident Barack Obama sehr emotional zu Wort gemeldet. Bei einem überraschenden Auftritt vor Journalisten prangerte er Vorurteile gegen die Schwarzen im Land und „rassische Ungleichheiten“ im US-Strafrecht an, vermied es aber, den Freispruch direkt zu kritisieren. In einer ausgesprochen persönlichen Passage zog er eine Parallele zwischen Trayvon und seinen eigenen Erfahrungen in jungen Jahren. „Das hätte ich vor 35 Jahren sein können“, sagte der erste afroamerikanische Präsident der USA.

„Es gibt sehr wenige afroamerikanische Männer in diesem Land, die nicht die Erfahrung gemacht haben, verfolgt zu werden, während sie in einem Kaufhaus einkauften. Das gilt auch für mich“, sagte Obama am Freitag. „Es gibt sehr wenige afroamerikanische Männer, die nicht selbst die Erfahrung gemacht haben, dass sie hörten, wie Autoschlösser verriegelt wurden, während sie auf der Straße liefen. Das ist mir passiert - zumindest bevor ich Senator wurde (...).“

„Irgendwann bricht ein Vulkan aus“

Obama sprach auch das umstrittene Notwehrgesetz „Stand Your Ground“ („Weiche nicht zurück“) in Florida an. Es erlaubt Bürgern, sich notfalls auch mit tödlicher Gewalt zu verteidigen, wenn sie sich bedroht fühlen. Er ging aber nicht so weit, direkt eine Abschaffung zu fordern. Schwarze Bürgerrechtler zeigten sich zufrieden mit der Rede des Präsidenten. Obama habe angesichts der wachsenden Besorgnisse unter Afroamerikanern keine andere Wahl gehabt, als sich zu äußern, sagte Aktivist Jesse Jackson.

„Irgendwann bricht ein Vulkan aus“, zitierte ihn die „New York Times“. Sharpton sagte: „Es war nötig, dass der Präsident seine Position genutzt hat, um an die Öffentlichkeit zu gehen.“ Der Nachbarschaftswächter George Zimmerman hatte den 17-jährigen Martin am 26. Februar 2012 in der Stadt Sanford in Florida erschossen. Ein Geschworenengericht glaubte seiner Version, dass der Jugendliche ihn zuerst attackiert und er selbst nur in Notwehr gehandelt habe. Der Fall hatte hohe Wellen geschlagen, auch wegen Rassismusvorwürfen. Außerdem warf es ein Schlaglicht auf das „Stand your Ground“-Gesetz.

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