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Briten liefern Schutz gegen Giftgas

Laut Angaben der Vereinten Nationen (UNO) ist der Flüchtlingsstrom aus Syrien mittlerweile so groß wie der beim Völkermord in Ruanda vor 20 Jahren. Derzeit sind die syrischen Regierungstruppen auf dem Vormarsch.

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Täglich fliehen rund 6.000 Syrer vor dem Bürgerkrieg in ihrer Heimat, sagte UNO-Flüchtlingskommissar Antonio Guterres am Dienstag in New York. „Seit dem Völkermord in Ruanda vor fast 20 Jahren haben wir keinen Flüchtlingsstrom auf eine so erschreckende Weise wachsen sehen.“ Die humanitären Folgen seien „unerträglich“. Jeden Monat werden laut UNO zudem in Syrien schätzungsweise 5.000 Menschen getötet.

Inzwischen seien rund 1,8 Millionen Menschen in den Nachbarländern Syriens wie der Türkei und dem Libanon als Flüchtlinge registriert, so Guterres. Zusammen mit UNO-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos rief er den Sicherheitsrat zu mehr internationaler Hilfe auf, um das Leiden der Menschen in Syrien und der Flüchtlinge in den benachbarten Ländern zu lindern. In dem seit über zwei Jahren tobenden Konflikt kamen in Syrien bisher mehr als 90.000 Menschen ums Leben.

Regierungstruppen in der Offensive

Die Gefechte gehen unterdessen unvermindert weiter. Zuletzt sind Truppen des syrischen Regimes tief in das Industrieviertel al-Kabun am Rand von Damaskus vorgedrungen. Die Einheiten der Republikanischen Garde setzten Panzer ein und wurden durch schweres Artilleriefeuer und Bombardierungen aus der Luft unterstützt, berichteten syrische Aktivisten. In al-Kabun nahmen die Einheiten Hausdurchsuchungen vor. Dabei hätten sie Jugendliche und Kinder als „lebende Schutzschilde“ vor sich hergeschoben, berichteten die Aktivisten. Häuser von mutmaßlichen Rebellen wurden laut diesen Darstellungen in die Luft gesprengt.

Die Rebellen schickten laut eigenen Angaben Verstärkung nach al-Kabun. Es werde versucht, den Vormarsch der Truppen des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad zu stoppen, sagte ein Sprecher der Rebellen. Kämpfe und Bombardierungen wurden zudem aus fast jeder Provinz gemeldet, etwa in Idlib im Nordwesten und in der Wüstenstadt Deir al-Sor im Osten. In der Provinz Homs berichteten Anrainer, Kämpfer Assads hätten mindestens sechs Schlichter erschossen, die zwischen den kriegsführenden Parteien vermitteln wollten.

Gefechte breiten sich aus

Auch an der syrisch-israelischen Grenze kam es am Dienstag zu Feuergefechten. Eine israelische Patrouille sei im Süden des Höhenzuges unter Beschuss geraten und habe das Feuer erwidert, sagte eine Sprecherin am Mittwoch auf Anfrage. Die unbekannten Eindringlinge hätten das Feuer aus einem unbemannten israelischen Unterstand eröffnet. Am Vortag seien zudem mehrere bei innersyrischen Kämpfen abgeschossene Granaten auf israelischem Gebiet eingeschlagen. Opfer habe es keine gegeben.

Auch im Libanon hinterlässt der Syrien-Konflikt seine Spuren. Am Dienstag wurde ein ranghoher regimetreuer syrischer Journalist und Politiker ermordet. Er sei vor seinem Haus erschossen worden, hieß es. An einem Grenzübergang zu Syrien wurde außerdem auf zwei Fahrzeuge der schiitischen Hisbollah-Miliz ein Bombenanschlag verübt. Dabei seien drei Personen verletzt worden, sagten libanesische Sicherheitskreise.

Briten: Schutz gegen Giftgas dringlich

Unterdessen sagte die britische Regierung am Dienstag den syrischen Rebellen Ausrüstungsgegenstände zur Abwehr von Chemiewaffen zu. Großbritannien werde 5.000 Schutzmasken, Tabletten gegen Nervengift und Materialien für die Erkennung von Giftgas an die Nationale Koalition Syriens liefern, erklärte Außenminister William Hague am Dienstag in einer Mitteilung an das Parlament in London.

Die Angelegenheit sei besonders dringlich. Es gebe für den Einsatz von Giftgas wie Sarin Beweise, so Hague. Er sei von der Staatsführung unter Assad angeordnet worden. Großbritannien hat den syrischen Regierungstruppen mehrfach vorgeworfen, Giftgas eingesetzt zu haben. Das weist die Regierung in Damaskus von sich. Die Ausrüstungsgegenstände helfen nach Angaben Hagues auch gegen Angriffe mit biologischen Waffen.

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