Wohnungen statt Fluglärm
Londons Bürgermeister Boris Johnson will den aktuell größten Flughafen Großbritanniens, Heathrow, komplett schließen und auf dem Gelände Wohnungen und Häuser für 250.000 Menschen bauen lassen. Andererseits soll ein gänzlich neuer Flughafen deutlich mehr Kapazitäten als Heathrow bieten, alternativ soll Stansted ausgebaut werden.
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Seit Jahren wird in London darüber gestritten, wie die Kapazitäten der fünf Flughäfen der Stadt erweitert werden können. Londons Bürgermeister will weiterhin einen gänzlich neuen Flughafen, dafür will er nun den weltweit drittgrößten Flughafen Heathrow mit 70 Millionen Passagieren pro Jahr aber komplett schließen lassen.
Wohnungen für 250.000 Menschen
London soll Heathrow für 15 Mrd. Pfund kaufen und dort einen ganz neuen Stadtteil mit Wohnungen und Häusern für 250.000 Menschen bauen, so Johnson bei einer Pressekonferenz am Montag. Die neue Gemeinde mit 40.000 neuen Jobs sei eine großartigen Möglichkeit für London, warb der Bürgermeister für seine Idee.
Eine dritte Landebahn für Heathrow, die von der vorigen Regierung eigentlich bereits beschlossen worden war, schloss Johnson erneut gänzlich aus. Heathrow sei für einen Stadtteil öffentlich sehr gut erschlossen, jedoch nicht für einen Flughafen, so Johnson weiter. Der noch zu bauende neue Flughafen soll mit einem Schnellzug direkt an London angebunden werden.
Heathrow befürchtet Arbeitsplatzverluste
Die Heathrow-Betreiber befürchten, dass mit der Schließung des Flughafens zigtausend Arbeitsplätze verloren gehen würden, berichtete die „Daily Mail“. Sie argumentieren, dass Johnsons Plan den Steuerzahler alleine durch die Arbeitslosen entsprechend viel Geld kosten würde. Johnson hält dem entgegen, dass durch einen neuen Megaflughafen bis 2050 375.000 neue Jobs geschaffen würden. Der neue Flughafen soll laut Johnson bis 2029 in Betrieb gehen.
Finale Entscheidung nach der Wahl?
Für einen neuen Flughafen mit vier Start- und Landebahnen präferierte Johnson bisher eine künstliche Insel in der Themse-Mündung. Aktuell ist die Isle of Grain der dafür bevorzugte Platz für das Projekt „Foster Island“, benannt nach dem Architekten Norman Foster. Der Flughafen soll jährlich 180 Mio. Passagiere abfertigen können, so Johnson.
Als dritte Alternative nannte er den Ausbau des Flughafens Stansted auf vier Startbahnen. Johnson will seine Pläne diese Woche bei der zuständigen Kommission einreichen, die dann final über die Ausbaupläne der Flughäfen Londons entscheiden soll. Auch Heathrow legt seine Ausbaupläne bis Mittwoch dort vor. Eine finale Entscheidung könnte allerdings noch bis nach der nächsten Wahl 2015 dauern, schreibt „Bloomberg“.
London fürchtet um Wirtschaftskraft
Die britische Metropole befürchtet, ihre Rolle als Dreh- und Angelpunkt im internationalen Flugverkehr und damit auch Wirtschaftskraft zu verlieren. Vor allem neue Megaflughäfen wie jener in Dubai können immer mehr Flugverkehr auf sich lenken. Wenn London seine Kapazitäten nicht ausbaut, könnten den Flughäfen laut offiziellen Zahlen Millionen von Fluggästen pro Jahr entgehen. Alleine bis 2030 soll die Flugpassagierzahl auf 320 Mio. pro Jahr steigen.
Widerstand gegen Ausbau
London ist mit dem Verkehrsknotenpunkt Heathrow sowie den Airports City, Gatwick, Stansted und Luton bereits von fünf Flughäfen umgeben. Gerade Heathrow, der größte Flughafen Großbritanniens, versucht seit Jahren zusätzliche Kapazitäten mit weiteren Start- und Landebahn zu bekommen. Derzeit ist der Flughafen mit seinen zwei Landebahnen bereits am Ende seiner Möglichkeiten.
Entsprechende Ausbaupläne wurden von der aktuellen Regierung allerdings gekippt. Johnson bestritt seinen Wahlkampf unter anderem mit dem Versprechen, dass Heathrow nicht ausgebaut wird. Nicht zuletzt Anrainer befürchten, dass ein Ausbau mehr Lärm- und Schmutzbelastung mit sich bringt. Allerdings gibt es auch Gegenwind für eine Erweiterung von Stansted.
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