Rosa als Unternehmensgrundlage
Mit einer ganzen Fülle an Feiern begeht Deutschlands größter Pharmakonzern Bayer sein 150-jähriges Firmenjubiläum. Honoratioren aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport sind am Dienstag zum offiziellen Festakt nach Köln geladen. Auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel ist gekommen.
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Der Konzernchef des Bayer-Konzerns, Marijn Dekkers, hat bei seiner Eröffnungsrede der Feierlichkeiten mehr Innovationen und bessere Dienstleistungen angemahnt. „Wir müssen schneller und besser sein als die Konkurrenz“, so Dekkers am Dienstag in Köln. Bayer habe viel erreicht, müsse aber in Zukunft einen Zahn zulegen.
Die Mitarbeiterfeier fand bereits Ende Juni in der Leverkusener BayArena statt. 30.000 Mitarbeiter, Familienangehörige und Pensionierte waren zu dem Spektakel mit von Bayer gesponserten Sportlern und einem Auftritt des Stargeigers David Garrett geladen. Auch ein Jubiläumspopsong wurde komponiert und eine Jubiläumsbriefmarke entworfen. Ein Luftschiff ist weltweit zu Werbezwecken unterwegs.
Vor 150 Jahren, am 1. August 1863, wurde Bayer als kleine Farbenfabrik im späteren Wuppertaler Stadtteil Barmen im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen gegründet. Heute ist das Unternehmen ein weltweit agierender Pharma- und Chemiekonzern mit 110.500 Mitarbeitern und zählt neben ThyssenKrupp, Siemens, Daimler und BASF zu den traditionsreichsten deutschen Unternehmen.

APA/dpa/Bayer AG
Bayer ließ Aspirin 1899 als Marke schützen
Kassenhit Aspirin
Das bekannteste Produkt aus dem Hause Bayer ist das über 100 Jahre alte Arzneimittel Aspirin. Praktisch jede Hausapotheke ist mit der Schmerztablette in der grün-weißen Schachtel ausgestattet. Das Medikament sei ein „pharmazeutisches Wunder“, schwärmt Bayer in seiner Firmenchronik „Meilensteine“.
Ein anderes Medikament führte Bayer dagegen 2001 in eine tiefe Krise. Der Blutfettsenker Lipobay stand im Verdacht, für den Tod von zahlreichen Patienten mitverantwortlich zu sein und musste schließlich vom Markt genommen werden.
Pharma wichtigster Geschäftszweig
Wie die Chemie- und Pharmabranche in Deutschland insgesamt, hat sich auch Bayer in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Zwei Drittel des Konzernumsatzes werden mittlerweile von den Sparten Gesundheit und Pflanzenschutz erwirtschaftet. 2004 trennte sich der Konzern im Rahmen von Umstrukturierungsmaßnahmen vom wenig lukrativen Chemiegeschäft.
2006 übernahm Bayer für rund 17 Milliarden Euro Schering und legte diesen mit der Kernsparte Pharma zusammen. Ferner ist Bayer im Pflanzenschutz (Herbizide, Saatgut) aktiv und in der Sparte hochwertige Kunststoffe für Abnehmerbranchen wie Auto, Elektronik und Bauindustrie.
Starke Nachfrage nach künstlichen Farben
Vor 150 Jahren gründeten der Kaufmann Friedrich Bayer und der Färber Johann Friedrich Weskott die Firma Fried. Bayer & Co. und versorgten die Modeindustrie mit aus Steinkohlenteer synthetisch hergestellten Farbstoffen. Den Anfang machte dabei der Rosa-Ton Fuchsin, es folgte eine ganze Palette verschiedener Farbtöne und Nuancen. Der Bedarf an künstlich hergestellten Farben war groß, da sich die breite Masse die teuren Naturfarben nicht leisten konnte.
Erste Produktionsanlagen entstanden im Ausland (USA, Russland, Frankreich), und Bayer wurde bald in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Das Unternehmen fasste Fuß in der Agrochemie sowie im Pharmabereich und verlegte seinen Sitz 1912 nach Leverkusen. Es folgte ein dunkles Kapitel, das die gesamte damalige deutsche Chemieindustrie betraf - ihre Komplizenschaft mit den Nazis.
Im Dienste des Nationalsozialismus
1925 ging Bayer in dem Zusammenschluss IG Farben auf, zu der auch Hoechst, BASF und andere Firmen gehörten. Bayer verlor seine Selbstständigkeit. Mit dem Zusammenschluss hatten die Nationalsozialisten später ein leichtes Spiel, das Chemieschwergewicht für ihre Kriegsmaschinerie und Gräueltaten wie den Einsatz von Giftgas einzusetzen.
Auch die Beschäftigung von Zwangsarbeitern gehörte in der deutschen Industrie zur Normalität. Laut Bayer waren es im IG-Werk Leverkusen im Herbst 1944 rund 4.300 Menschen. Ein großer Teil des Unternehmenswachstums habe sich während der Kriegsjahre ereignet und sei auf Kosten der Opfer des Nationalsozialismus gegangen, schreibt der Historiker Peter Hayes über die IG Farben.

APA/dpa/Oliver Berg
Werk der Bayer AG im deutschen Leverkusen
40 Milliarden Euro Umsatz
Nach dem Krieg wurde der Chemieriese zerschlagen und Bayer im Dezember 1951 neu gegründet. Der Konzern nahm Fahrt auf, baute sein Auslandsgeschäft kontinuierlich aus und entwickelte sich zu einem integrierten chemisch-pharmazeutischen Unternehmen. Heute stehen die Leverkusener auf den Säulen Gesundheit, Pflanzenschutz und hochwertige Kunststoffe. Mit fast 40 Milliarden Euro Umsatz gehört Bayer zu den führenden deutschen Pharma- und Chemieunternehmen.
Auch in Österreich hat Bayer eine Niederlassung. Seit 2009 erfolgt zudem von Wien aus die Steuerung der Ländergruppe Südosteuropa, die Albanien, Österreich, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Serbien und Slowenien umfasst.
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