Konzern weist Vorwürfe von sich
Der Softwareriese Microsoft hat laut einem „Guardian“-Bericht eng mit dem US-Geheimdienst NSA zusammengearbeitet. Microsoft half der NSA, die Verschlüsselung von Daten durch Nutzer seiner Dienste zu umgehen. So habe Microsoft vor dem Start des neuen Webmailportals Outlook.com sichergestellt, dass die NSA auf die Informationen zugreifen könne, schrieb die britische Zeitung am Donnerstagabend.
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Der Windows-Konzern betonte in einer Stellungnahme, er kooperiere mit den Behörden nur in Fällen, in denen das per Gesetz vorgeschrieben sei. Es handele sich nicht um einen flächendeckenden Zugriff, sondern stets nur um Einzelfälle, wiederholte Microsoft am Freitag. „Auf Blankoanfragen, von denen in den vergangenen Wochen in Medienberichten die Rede war, würden wir nicht eingehen.“
„Guardian“: Auch Skype an „Prism“ angeschlossen
Der „Guardian“-Bericht basiert erneut auf Unterlagen des Informanten Edward Snowden, der bei der NSA gearbeitet hatte. In einem internen Schreiben heißt es demnach, die Behörde habe über das Überwachungsprogramm „Prism“ Zugriff auf E-Mails bei den Microsoft-Diensten Hotmail, Live und Outlook.com - noch bevor sie verschlüsselt werden.
Außerdem habe Microsoft daran gearbeitet, der US-Bundespolizei FBI den Zugang zu Daten im Onlinespeicherdienst SkyDrive zu erleichtern. Der Internettelefondienst Skype sei Anfang 2011 an „Prism“ noch angeschlossen worden, also vor seiner Übernahme durch Microsoft, heißt es weiter.
Microsoft hätte gerne mehr „Transparenz“
Microsoft betonte in der Reaktion, man sei verpflichtet, den Behörden Möglichkeiten für den Zugang zu Informationen zu gewähren. Das Unternehmen würde darüber gern offener reden können und setze sich deshalb für mehr Transparenz ein. Die Internetunternehmen hatten stets bestritten, den US-Behörden direkten Zugang zu ihren Servern zu gewähren. Snowden betonte hingegen, die NSA könne nach Belieben auf Informationen zugreifen.
Die Anfragen nach Nutzerdaten gemäß dem US-Auslandsspionagegesetz FISA waren bis vor kurzem so geheim, dass die Internetunternehmen nicht einmal deren Existenz bestätigen durften. Erst nach den ersten Snowden-Enthüllungen wurde den Firmen erlaubt, zumindest eine Spanne der Anfragezahlen in ihre Transparenzstatistik aufzunehmen. Das erlaubt erstmals einen groben Aufschluss über das Ausmaß dieser Anträge.
Zeitgleich mit Datenschutzkampagne
Nach jüngsten Microsoft-Angaben forderten verschiedene US-Behörden im zweiten Halbjahr 2012 in 6.000 bis 7.000 Fällen Informationen zu 31.000 bis 32.000 Konten bei verschiedenen Diensten des Konzerns an. Im vorherigen Transparenzbericht ohne die FISA-Daten waren für das gesamte vergangene Jahr knapp 11.100 Anträge zu über 24.500 Nutzerkonten genannt worden. Für Microsoft kommt der jüngste Bericht zu einem besonders ungünstigen Zeitpunkt: Das Unternehmen hatte gerade erst eine große Werbekampagne inszeniert, die die Vorzüge seiner Produkte beim Datenschutz betonte.
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