„Das ist eine Katastrophe“
Bei einem schweren Zugunglück sind am Freitagnachmittag südlich von Paris mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen. Ein aus Paris kommender Intercity entgleiste unmittelbar vor der Einfahrt in den Bahnhof von Bretigny-sur-Orge, rund 25 Kilometer von der Hauptstadt entfernt.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Nach ersten Erkenntnissen war der Intercity-Zug mit hoher Geschwindigkeit in den Bahnhof gefahren. Passagiere berichteten, dass der Zug in der Anfahrt auf den Bahnhof ungewöhnlich schnell gefahren sei. Kurz darauf wurde er aus noch ungeklärter Ursache in zwei Teile gerissen.
Während der eine Zugteil weiterrollte, krachte der andere auf den Bahnsteig. Mehrere Waggons schoben sich ineinander. Die zuständige Präfektur löste den Alarmplan Rot aus. Das sollte dafür sorgen, dass sich Rettungskräfte und Krankenhäuser so gut wie möglich auf viele Opfer einstellen. Hunderte Rettungskräfte und mehrere Hubschrauber waren nach dem Unglück im Einsatz.

APA/AP
Die Waggons krachten in den Bahnsteig - die Ursache ist unklar
Hunderte Passagiere an Bord
22 Passagiere mussten schwer verletzt in Krankenhäuser gebracht werden, von denen sich neun in einem kritischen Zustand befänden, hieß es aus dem Innenministerium. Etwa 190 weitere Menschen wurden leichter verletzt oder wegen Schocks behandelt. Viele Menschen waren auch einige Zeit nach dem Unglück noch in den Waggons eingeschlossen. Zeugen des Unfalls seien von Bahnsteigen sofort zur Hilfe geeilt. Sie hätten unter anderem Scheiben eingeschlagen, um eine Evakuierung zu ermöglichen.
„Das ist eine Katastrophe“, kommentierte SNCF-Chef Guillaume Pepy. Er sagte vor Journalisten am Unglücksort, die Ursache für den Unfall sei noch völlig unklar. Alle sechs Waggons des Zuges seien entgleist. Insgesamt waren nach Angaben der Bahngesellschaft SNCF 385 Menschen an Bord des Zuges, der sich auf dem Weg ins zentralfranzösische Limoges befand.

APA/AP/Jacques Brinon
Rettungskräfte kamen den Betroffenen sofort zur Hilfe
„Apokalyptischer Anblick“
Der Bürgermeister von Bretigny, Bernard Decaux, sprach von einem „apokalyptischen Anblick“. „Alle laufen wie wild in alle Richtungen. Es herrscht Panik“, sagte er der Zeitung „Le Parisien“. Vor dem Bahnhof standen Dutzende Feuerwehr- und Polizeiwagen, das gesamte Bahnhofsviertel wurde abgesperrt, um die Rettungsarbeiten zu erleichtern. Auch Frankreichs Präsident Francois Hollande besuchte am Abend die Unglücksstelle und sprach mit Überlenden. Zeugen hätten davon gesprochen, dass es einen Aufprall gegeben habe, berichtete der Staatschef im Anschluss. Drei Ermittlungsaufträge seien bereits erteilt worden.

APA/EPA/Kenzo Tribouillard
Präsident Hollande machte sich vor Ort ein Bild
Das Zugunglück ist das schwerste, das sich in Frankreich in den vergangenen Jahren ereignete. Ein weiteres sehr schweres Bahnunglück hatte sich im Jahr 2002 ereignet - das Unglück von Nancy. Bei einem Brand in einem Schlafwagen eines Nachtzugs auf der Strecke zwischen Paris und München waren zwölf Menschen gestorben. Der Zugbegleiter hatte auf einer eingeschalteten Herdplatte eine Tasche abgestellt - worauf ein Feuer ausbrach. Der Schaffner alarmierte nicht sofort die Fahrgäste und betätigte auch nicht die Notöffnung der Kabinen. Die Schlafwagen waren verriegelt.
Links: