Kosten mehrfach nach oben revidiert
Die Bergung des Wracks des havarierten Luxusliners „Costa Concordia“ vor der toskanischen Küste dürfte nach Schätzungen der betroffenen Reederei, Costa Crociere, bis zu 500 Mio. Euro kosten. Damit hat sich die ursprüngliche Kalkulation mittlerweile verdoppelt. Die Bergungsarbeiten sind nicht nur technisch äußerst komplex, sondern auch personalintensiv.
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Laut der Reederei arbeiten bis zu 500 Spezialisten und 30 Schiffe im Schichtbetrieb und rund um die Uhr daran, das Wrack zu bergen. Zu Beginn des Projekts im Mai des Vorjahres waren eine Dauer von etwa einem Jahr und Kosten von maximal 236 Mio. Euro - also die Hälfte der nunmehr kalkulierten Summe - veranschlagt worden.
Dann wurden die Kosten mehrfach nach oben korrigiert. Das „Mammutprojekt“ werde wahrscheinlich mindestens 400 Mio. Dollar (rund 306 Mio. Euro) kosten, hatte es erst kürzlich geheißen. Eine halbe Mrd. Euro für die Bergung würde die Baukosten (laut der deutschen ARD) von 450 Mio. Euro für das Schiff übersteigen.

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Arbeiten an der halb gesunkenen „Costa Concordia“ (Aufnahme vom 9. Juli)
Technisch äußerst aufwendiges Unternehmen
Laut Plan soll die „Costa Concordia“ im September erst aufgerichtet und später weggeschleppt werden. Das Wrack liegt seitlich, halb im Wasser vor der Insel Giglio. Dort hatte das Kreuzfahrtschiff im Jänner des Vorjahres einen Felsen gerammt und war anschließend gesunken. Für das Wegschleppen des Schiffs sei 2014 ein wahrscheinlicherer Zeithorizont als dieses Jahr, aber auch das sei möglich, wurde am Freitag der zuständige Projektleiter bei Costa Crociere, Franco Porcellacchia, zitiert.
Bisher haben die Bergungsteams sechs Plattformen um das Wrack des 290-Meter-Kolosses installiert. Die Plattformen sind jeweils mit mehreren Pfeilern bis zu 30 Meter tief im Meeresboden verankert. Sie sollen das Schiff stützen, wenn es aufgerichtet wird. Zuerst muss das Wrack allerdings am Meeresboden stabilisiert werden.
Bisher einzigartige Aktion
Die größten Plattformen sind 1.000 Tonnen schwer, 32 Meter lang und 22 Meter hoch. Für die endgültige Bergung werden an dem Wrack seitlich Schwimmkörper, die mit Luft gefüllt werden können, angebracht. Anschließend soll die „Costa Concordia“ in den Hafen von Piombino - auch der muss für den Riesen adaptiert werden - geschleppt und dort abgewrackt werden. Das 290,2 Meter lange und 35,5 Meter breite Schiff hat eine Verdrängung von 50.000 Tonnen.

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Bergemannschaften kurz nach dem Unglück (Aufnahme vom 16. Jänner 2012) am Wrack der „Costa“. Die Kollision mit einem Felsen war Ursache des Unglücks.
Nach Angaben von Costa Crociere - die wiederum der Reederei Carnival Cruise Lines (CCL) mit Sitz im US-Bundesstaat Florida gehört - ist die Bergungsaktion bisher weltweit einzigartig. Für die technische Umsetzung sind das US-Unternehmen Titan Salvage, spezialisiert auf die Hebung und Verschrottung von Schiffen, und die italienische Micoperi Marine Contractors, ein Offshore-Bauunternehmen mit Hauptsitz in Ravenna, verantwortlich. Spätestens im Mai kommenden Jahres sollen die Arbeiten vor Giglio abgeschlossen sein, hieß es zuletzt von den italienischen Zivilschutzbehörden, damit nicht noch eine Sommersaison davon beeinträchtigt werde.
Noch immer zwei Vermisste
Bei der Havarie des Kreuzfahrtschiffs am 13. Jänner des Vorjahrs kamen 30 Menschen ums Leben. Zwei gelten immer noch als vermisst. Die „Costa Concordia“ war zu nahe an die Insel herangefahren, hatte gegen 21.45 Uhr einen Felsen gestreift, der ein 70 Meter breites Loch in den Rumpf riss. Dadurch drang Wasser in das Schiff ein, es bekam Schlagseite und kenterte relativ rasch.
An Bord befanden sich mehr als 4.200 Personen, darunter 77 Österreicher. Kapitän Francesco Schettino wird unter anderem mehrfache fahrlässige Tötung, Havarie und Verlassen seines Schiffes während der nächtlichen Evakuierung vorgeworfen. Im Prozess drohen ihm bis zu 20 Jahre Haft.
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