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Ähnliche Rahmenbedingungen

Wie viele Kinder eine durchschnittliche Familie heute bekommt, ist nicht mehr so stark davon abhängig, ob sie in der Stadt oder am Land lebt, wie noch vor etwa 100 Jahren. Bevölkerungsforscher vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock (Deutschland) haben herausgefunden, dass sich die Geburtenraten in urbanen und ländlichen Gegenden in Deutschland, Österreich und der Schweiz zunehmend angleichen.

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In Österreich nähern sich vor allem ab Mitte der 1980er Jahre die Bundesländer dem vormals niedrigeren Niveau von Wien an, heißt es in der Studie. Für ihre Studie fassten die Wissenschaftler verfügbare Geburtendaten der vergangenen 150 Jahre aus dem gesamten deutschen Sprachraum zusammen. Dabei zeigte sich, dass bis Mitte des 19. Jahrhunderts Unterschiede zwischen Stadt und Land kleiner wurden. Mit dem um die Jahrhundertwende einsetzenden Rückgang der Geburtenraten ging die Schere jedoch stark auseinander.

Ab 1920 wurden Differenzen kleiner

In urbanen Regionen sanken die Geburtenraten schnell, während sie in ländlichen Gegenden relativ stabil blieben. So bekamen Frauen in Berlin im Jahr 1900 in Schnitt 2,7 Kinder, in Niederbayern dagegen war damals die Geburtenrate doppelt so hoch. Ihren Höhepunkte erreichte diese Entwicklung um 1920, danach werden die Differenzen in Österreich, der Schweiz und Deutschland kleiner.

In Wien schlug diese Entwicklung besonders stark durch. In den wirtschaftlich tristen 1930er Jahren lag die Geburtenrate nur bei etwa 0,6 Kindern pro Frau. Daran änderte sich, wohl auch aufgrund des Zweiten Weltkriegs und seiner Nachwirkungen relativ lange nicht sehr viel. Noch 1951 bekamen die Wienerinnen im Durchschnitt nur 1,11 Kinder. Auch in den 1960er Jahren kamen in Wien deutlich weniger Kinder zur Welt als in den Bundesländern. Bis Mitte der 1980er sanken dort die Geburtenraten hingegen bis auf das Niveau der Hauptstadt ab.

1987 Burgenland erstmals hinter Wien

1987 kamen im Burgenland im Durchschnitt erstmals weniger Kinder zur Welt als in Wien. Nach dem Jahr 2000 unterboten auch andere Bundesländer die Wiener Durchschnittswerte, wie es in der Studie heißt. Die Stadt-Land-Unterschiede verschwanden zunehmend.

Überraschend seien diese Ergebnisse für die Forscher jedoch nicht, da sich die ökonomischen Rahmenbedingungen, das Bildungssystem und die Ausbreitung der Massenmedien in urbanen und ländlichen Gebieten zunehmend angleichen würden und auch der Ausbau von Kinderbetreuungsangeboten in den Städten tendenziell verbessert wurde.

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