Fortführung unter neuem Eigentümer
Die Schlecker-Nachfolgegesellschaft dayli ist zahlungsunfähig und muss Insolvenz anmelden. Das Unternehmen hat Donnerstagvormittag beim Landesgericht Linz einen Antrag auf Einleitung eines Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung eingebracht.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Den Gläubigern werde eine Quote von 25 Prozent angeboten, gab dayli in einer Aussendung bekannt. Betroffen von der Insolvenz sind rund 3.300 Mitarbeiter in Österreich sowie mehr als 1.000 in Italien, Polen, Belgien und Luxemburg. Das Gericht bestätigte am frühen Nachmittag, dass das Sanierungsverfahren unter einem vom Gericht bestellten Insolvenzverwalter eröffnet wurde. Laut Gericht belaufen sich die Verbindlichkeiten von daily auf 56,37 Mio. Euro.
KSV: „Haberleitner muss Farbe bekennen“
Der Insolvenzexperte des Kreditschutzverbands KSV 1870, Hans-Georg Kantner, begrüßte den Insolvenzantrag ohne Eigenverwaltung. „Nun wird ein versierter Masseverwalter das Ruder übernehmen“, sagte Kantner. Der neue Eigentümer Martin Zieger und Rudolf Haberleitner müssten den Insolvenzverwalter nun mit ihrem Konzept überzeugen und „Farbe bekennen“. Anfang nächster Woche erwartet Kantner eine Entscheidung über die mögliche Fortführung.
Die TAP 09 Beteiligungs GmbH von dayli-Chef Rudolf Haberleitner hatte ihre Anteile unmittelbar vor dem Antrag bei Gericht an die ICU Unternehmensberatung GmbH von Martin Zieger abgetreten, um eine Sanierung und die Finanzierung der Zukunft des Unternehmens zu ermöglichen. Zieger war Geschäftsführer von Hunkemöller, Charles Vögele und Palmers.
Mitarbeiter müssen zittern
Das Management der Drogeriekette dayli geht damit auf das Ultimatum des Kreditschutzverbands KSV 1870 ein. Das Unternehmen soll aber unter dem neuen Eigentümer fortgeführt werden. Offen ist, wie viele der 3.468 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ihren Job behalten.
„Das Ziel ist, die Finanzierung des Unternehmens zu sichern und in Zusammenarbeit mit Politik und Gewerkschaft möglichst viele Arbeitsplätze und die Nahversorgung in Österreich zu sichern“, betonte der neue Eigentümer Martin Zieger. Die Beteiligungsgesellschaft TAP 09 von Haberleitner soll dayli um einen Euro an Ziegers ICU Unternehmensberatung GmbH abgetreten haben.
Zum Preis wollte sich Haberleitner selbst nicht äußern, er betonte aber, er wolle weitermachen wie bisher. „Ich glaube immer noch an das Nahversorger-Konzept“, sagte der 68-Jährige zur APA. Von einem Scheitern könne keine Rede sein.
Dayli werde unter dem neuen Eigentümer Zieger fortgeführt, Haberleitner selbst sieht sich noch immer als Geschäftsführer. Allerdings übernimmt im Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung der Masseverwalter das Ruder. Haberleitner hat somit rein rechtlich nichts mehr zu sagen. Laut Haberleitner wird Zieger versuchen, auf dem Privatkapitalmarkt das für die Fortführung und Sanierung nötige Geld aufzutreiben.
„Öffentliche Diskussion“ als Grund
Das Fortführungskonzept sieht offenbar auch ein Mitarbeiterbeteiligungsmodell vor, das ab nächster Woche den dayli-Mitarbeitern vorgestellt werden soll. Als Grund für die Pleite führt die Firma an, dass Teile des Nahversorgerkonzepts - dazu zählt auch die Sonntagsöffnung - nicht wie geplant umgesetzt werden konnten. „Die dadurch verursachte öffentliche Diskussion führte zur Verunsicherung von potenziellen Investoren“, hieß es am Donnerstag in einer Aussendung des Unternehmens.
KSV drohte mit Konkursantrag
Zuvor hatte der Kreditschutzverband von 1870 (KSV) mit der Ankündigung im Namen einer Lieferantengruppe einen Konkursantrag einzubringen, Druck auf dayli gemacht. Der Verband vertrete 15 Lieferanten, die Außenstände von über drei Millionen Euro hätten, hieß es. Insgesamt schätzt der KSV die offenen Forderungen aller Lieferanten auf einen zweistelligen Millionenbetrag.

APA/herbert Neubauer
Investor Rudolf Haberleitner glaubte bis zuletzt an eine Rettung
KSV-Insolvenzexperte Hans-Georg Kantner zeigte sich dagegen enttäuscht, dass die Unternehmensleitung nicht schon früher gehandelt habe. Er hatte den Antrag auf ein Sanierungsverfahren für Anfang der Woche erwartet. Eine Sanierung im gerichtlichen Insolvenzverfahren hält Kantner für möglich.
Übernahme noch nicht abgezahlt
Haberleitner, der bisher hinter dayli stand, hat offenbar die Übernahme von Schlecker noch nicht gezahlt. Schlecker-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz wartet laut eigenen Angaben noch auf 4,6 Millionen des angeblichen Verkaufspreises von sieben Mio.
Die Filialnetze im Vergleich
Eine Frage im Zusammenhang mit der Insolvenz ist auch, was in diesem Fall mit den Standorten passieren würde. Laut dem auf Standortanalysen spezialisierten Consultingunternehmen RegioPlan ist nur rund ein Drittel der Geschäfte für den Handel interessant. Die Gesamtfläche inklusive der zuletzt geschlossenen 103 dayli-Filialen belaufe sich auf 120.000 Quadratmeter, etwa 17 Fußballfelder.
Der dayli-Vorgänger „Schlecker hat eine aggressive Expansionspolitik betrieben und Standorte insbesondere in ländlichen Gebieten besetzt, für die nur geringe Miet- und Personalkosten anfielen“. Die Ketten BIPA und dm Drogeriemarkt betreiben laut RegioPlan 600 bzw. 380 Filialen, Marionnaud und Roma je 103. Bei Gewusst Wie sind es 80, bei Müller Drogerie und Douglas je 40 Standorte. Haberleitner hatte vor nicht einmal einem Jahr nach dem endgültigen Aus von Schlecker in Deutschland 1.350 Standorte in Österreich, Italien, Polen, Belgien und Luxemburg übernommen.
Links: