Druck dementiert
Vor einem Monat hat Hypo-Aufsichtsratschef Johannes Ditz das Handtuch geworfen, weil er den politischen Kurs des radikalen Abbaus der Staatsbank so nicht mittragen wollte. Nun geht auch Vorstandschef Gottwald Kranebitter. In einem offenen Brief an die Mitarbeiter hat er Dienstagfrüh erklärt, warum er seinen Job nicht mehr weiterführen wollte. Erst seit März hatte er einen neuen Dreijahresvertrag in der Tasche.
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Dass ihm ein Abgang nahegelegt worden wäre, wurde am Dienstag von Eigentümerseite dementiert. Die Rücktrittsabsichten sollen dem Eigentümer Staat seit Wochen bekannt gewesen sein, wie es gegenüber der APA heißt. „Ich gehe, aber ich laufe nicht davon“, so Kranebitter
„Sanierungsarbeit in wenigen Wochen beschädigt“
Seit dem heurigen März wurden öffentlich Schließungsszenarien für die seit Ende 2009 notverstaatlichte Krisenbank debattiert. Das und „undifferenzierte Kostenspekulationen“ hätten „massiven Schaden verursacht und leider in wenigen Wochen große Teile der Sanierungsarbeit der vergangenen drei Jahre beschädigt“, schreibt Kranebitter in seinem am Dienstag veröffentlichten offenen Brief.
Damit sei auch die wirtschaftliche Situation gesunder Bankteile in Mitleidenschaft gezogen worden, beurteilt Kranebitter den Zustand der Bank. Diese Entwicklungen machten es ihm „unmöglich, weiterhin als Vorstandsvorsitzender meinen Ansprüchen zu folgen und meine Aufgabe unter diesen Rahmenbedingungen weiterzuführen“. Deshalb habe er sich entschlossen, sein Mandat als Vorstandschef zurückzulegen. Auf Wunsch des Aufsichtsratspräsidiums bleibe er bis zur Aufstellung der Halbjahresbilanz.
„Schmerzliche Einschränkungen“ kritisiert
Sein Anspruch sei es gewesen, den haftungsbedingt drohenden Schaden zu minimieren und möglichst großen Teilen der Bank restrukturiert und privatisiert eine Zukunftschance zu geben. Trotz Widrigkeiten habe man das Risiko um acht Mrd. Euro reduziert. Darüber hinausgehende Sanierungswünsche hätten sich nicht realisiert, noch nicht, so der scheidende Bankchef.
Das müsse er zur Kenntnis nehmen. Ebenso, dass die EU-Wettbewerbshüter als Kompensation für Wettbewerbsverzerrungen schmerzliche Geschäftseinschränkungen und den Verkauf von Banken unter Druck verlangten, „selbst wenn dadurch massive Verluste realisiert werden, die vermeidbar gewesen wären“, so Kranebitter.
Zum Verlustausgleich im Zuge der beschleunigten Abwicklung im neuen Restrukturierungskonzept braucht die Bank schon bis August - also zur Halbjahresbilanz - neue Staatshilfe. Das hatte die Bank erst am Montag angekündigt. Einen Tag später folgte die Demissionsankündigung des Bankchefs.
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