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Herausforderung für die Automobilität

Mit Spitzengeschwindigkeiten bis zu 230 km/h ist die Westbahnstrecke in Österreich zur großen Konkurrenz für den Autobahnverkehr geworden - auch in diesem Reisesommer. Zum Ferienbeginn versuchen die ÖBB die Massen an Reisenden mit zusätzlichen Zugskapazitäten aufzufangen. Auf der Südstrecke sieht es tempomäßig noch eher mau aus.

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Mit dem Fahrplan 2013, der vergangenen Dezember gestartet ist, konnten die Bahnkunden die schöne neu beschleunigte Zugwelt kennenlernen. Mit einer Einschränkung: Auf der Westseite braust man dahin, auf der Südstrecke ist weiterhin gemütliches Gondeln angesagt, auch wenn durch das grüne Licht für den Semmering-Basistunnel die Ausbaupläne auf Schiene liegen.

Ein Blick auf die Verbindungen in den Westen sagen: Mit dem Auto kann geschwindigkeitsmäßig niemand mehr mit dem Zug mithalten, vor allem, wenn man die Verbindung Zentrum - Zentrum als Kriterium heranzieht (Geschwindigkeitslimits seien hier ebenso erwähnt).

Zweigeteilte Zugswelt

Die schnellste Verbindung von Stadt zu Stadt ist im Sommer 2013 die Verbindung von Wien nach Linz (ob mit ÖBB oder der privaten Westbahn). Das Durchschnittstempo liegt hier bei über 150 km/h. Wien - St. Pölten (Platz zwei unter den Städteverbindungen) wird in 26 Minuten durch die neue Wienerwald-Untertunnelung und die Ausbaustrecke durch das Tullnerfeld zurückgelegt (das sind 141 km/h im Schnitt). Vor einem Dreivierteljahr war für dieselbe Strecke noch eine Dreiviertelstunde Zeitaufwand zu kalkulieren.

Zweigeteilte Bahnwelt:

Westbahn: Höchstgeschwindigkeit bis 230 km/h. Südbahn: Höchgeschwindigkeit bis 160 km/h.

Auch die Westverbindungen nach Salzburg laufen mittlerweile deutlich schneller, und nicht vergessen sei der Ausbau der Verbindung Kundl - Innsbruck, der die Fahrt durch das Unterinntal dank Untertunnelung deutlich beschleunigt. Schwäche für die Verbindung Salzburg - Innsbruck bleibt der Korridor durch das Deutsche Eck, vor allem die Strecke Freilassing - Traunstein - Rosenheimer Südspange: Diese steht weiterhin nicht prioritär auf den Ausbauplänen der Deutschen Bahn (zuletzt waren auf dieser Strecke auch Probleme mit der Behebung von Hochwasserfolgen zu spüren - stellenweise konnten Züge im Bereich Traunstein - Rosenheim nur eingleisig geführt werden).

Schnelle und langsame Railjet-Strecken

Strecke Distanz Fahrzeit Geschwindigkeit
Wien - Linz 188 km 1:15 h 150 km/h
Wien - St. Pölten 61 km 0:26 h 141 km/h
Wien - Salzburg 312 km 2:22 h 131 km/h
Wien - Innsbruck 506 km 4:15 h 119 km/h
Wien - Villach 372 km 4:16 h 85 km/h
Wien - Graz 211 km 2:30 h 84 km/h

Dennoch bleibt Wien - Innsbruck grundsätzlich auch trotz der Schwäche am Deutschen Eck in viereinviertel Stunden mit dem Zug zu erreichen. Was am Ende auch den Verbindungen über den Brenner (mit Umsteigen in Innsbruck auf internationale ECs) oder auch der Verbindung durch den Arlberg entgegenkommt.

Auf der Südstrecke braucht man mehr Geduld

Die geteilte heimische Zugswelt lernt man freilich kennen, wenn man in den Süden fährt. Wien - Graz ist mit einer Fahrt über die historische Semmeringstrecke zwar ein Landschaftserlebnis. Konkurrenzfähig mit dem Auto ist man mit zweieinhalb Stunden nicht. Auch Wien - Villach ist alles andere als eine Kampfansage an das Auto: Für die 372 Kilometer nach Villach fährt man letztlich so lange wie ins 500 Kilometer entfernte Innsbruck.

Im Bereich Südbahn wird man sich auch weiter gedulden müssen. Seit gut einem Jahr gibt es ja den offiziellen Spatenstich zum - gerade politische lange durch das Land Niederösterreich blockierten - Semmering-Basistunnel. Beschleunigungen und damit auch Kapazitätserhöhungen soll es auf der Südbahn durch den Basistunnel Semmering ebenso geben wie durch die Umsetzung der Koralmbahn. Eine weitere Beschleunigung könnte sich durch den Ausbau der Pottendorflinie zwischen Wien und Wiener Neustadt ergeben, die auch eine Kapazitätsentlastung für die Südbahn ermöglichen würde.

2025 sollte Graz dann von Wien aus binnen einer Stunde und fünfzig Minuten zu erreichen sein. Bei Klagenfurt hat man ÖBB-seitig eine Zielzeit von 2:40 Stunden im Auge (hier beträgt die Fahrzeit momentan 3:50 Stunden).

Mehr Kapazität für die Urlaubswochen

Aktuell rüstet man sich bei den Bahnen für den Start des Sommerreiseverkehrs. Die ÖBB erwarten mit dem ersten Ferienwochenende vor allem auf der Weststrecke eine sehr große Nachfrage. Bis 30. Juni werden daher auf der Weststrecke 5.900 zusätzliche Sitzplätze bereitgestellt und weitere 3.800 auf der Südbahn. Insgesamt stehen den Fahrgästen der ÖBB für das erste Ferienwochenende rund 9.700 zusätzliche Sitzplätze zur Verfügung.

Karte mit den aktuellen Zugbewegungen

zugradar.oebb.at

Aufgrund der großen Nachfrage wird auf der Weststrecke auch das Autoreisezugangebot um 60 Pkw-Plätze verstärkt. An stark frequentierten Bahnhöfen informieren Fahrgastbetreuer der ÖBB die Kunden über Zugsverbindungen und Buchungslage. Als zusätzliches Service verteilen die ÖBB an den großen Wiener Bahnhöfen 13.000 Mineralwasserflaschen an die Fahrgäste.

Die ÖBB empfehlen den Fahrgästen an den starken Ferienwochenenden auf jeden Fall eine Fahrplatzreservierung. Diese sei auch „der beste Gradmesser für die Zugplanung der ÖBB“, so Konzernsprecher Michael Braun: „Dadurch können zum Beispiel bei Bedarf Züge verstärkt werden.“

Züge, die bereits jetzt stark gebucht sind, sind in der ÖBB-Fahrplanauskunft „Scotty“ mit einem eigenen Hinweis versehen. Zusätzlich bietet man mit dem Zugradar ein Service, das zeigt, wo sich welche Züge der ÖBB gerade befinden.

Auch Westbahn verweist auf Kapazitätserhöhung

Bei der Westbahn verweist man zum Start der Reisesaison auf Anfrage darauf, dass man schon seit Beginn des Jahres die Kapazitäten „um rund zehn Prozent“ erhöht habe und „tageweise eine spezifische Kapazität durch unterschiedliche Anzahlen von Zugfahrten“ anbiete.

Dort, wo es sonst typische Pendler- oder Schülerfahrten gebe, könne man jetzt in der Urlaubszeit Kapazitäten Richtung Ausflüge, Besuche und Städtetouren umlagern und habe 501 Plätze mehr für den Sommer und auch für Zusatzfahrten.

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