Blutige Schlacht in Pennsylvania
Mit jeweils Zehntausenden Soldaten sind sich während des US-Bürgerkriegs die Nord- und die Südstaaten bei Gettysburg, einer Kleinstadt in Pennsylvania, gegenübergestanden. Drei Tage dauerte die blutige Schlacht, die vor genau 150 Jahren den Vorstoß der Konföderierten aus dem Süden stoppte. Die Bedeutung der Ereignisse von 1. bis 3. Juli 1863 wurden erst viel später klar: Er war der entscheidende Wendepunkt im Sezessionskrieg.
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Der Südstaatengeneral Robert Edward Lee hatte sein Heer von Sieg zu Sieg geführt. Lediglich in der Schlacht am Antietam 1862 musste er sich der Übermacht der Nordstaatenarmee beugen. Doch deren Oberbefehlshaber George McClellan agierte dort zu vorsichtig. Statt vernichtend geschlagen zu werden, eilte Lee erneut von Erfolg zu Erfolg. 1863 fügte er bei der Schlacht bei Chancellorsville den Gegnern eine verheerende Niederlage zu.
Einmarsch in Unionsterritorium
Der Erfolg ließ Lee zu riskant werden. Er drang ins Territorium der Union ein, mit seinem Einmarsch in Pennsylvania wollte er einen Friedensschluss erzwingen, der dem Süden einen Fortbestand als unabhängige, Sklaven haltende Nation erlaubt hätte.

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Die Kavallerie der Nordstaaten
Der Norden sah die Städte Harrisburg, Pennsylvania und Philadelphia in Gefahr und schickte General George Meade, der erst wenige Tage zuvor zum Oberbefehlshaber der Potomac-Armee ernannt worden war. Als die Truppen auf den Hügeln von Gettysburg nach ersten eher zufälligen Scharmützeln am 1. Juli dann aufeinandertrafen, sah es zunächst nach einem weiteren Sieg des Südens aus. Doch das Blatt wendete sich am zweiten und dritten Tag der Schlacht.
Zwei Niederlagen binnen zweier Tage
Bis heute streiten Militärhistoriker, welches Manöver schließlich die Niederlage der Konföderierten besiegelt hatte und ob es strategische Fehler Lees oder die schlechte Umsetzungen seiner Pläne waren. Lee erkannte die Aussichtlosigkeit der Lage und musste sich in Richtung Virginia zurückziehen. Meade verzichtete darauf, nachzusetzen und seinen Gegner vernichtend zu schlagen.

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General Lee gilt trotz der Niederlage als einer der großen Feldherren der Geschichte
Doch an einem anderen Schauplatz setzte es für den Süden eine weitere schicksalsträchtige Niederlage. General Ulysses Grant konnte am 4. Juli die lang umkämpfte Kleinstadt Vicksburg in Mississippi einnehmen. Damit kontrollierte die Union den gesamten Mississippi, das Südstaatenterritorium war in zwei Teile zerfallen.
Opferschätzungen variieren
Gettysburg gilt als eine der blutigsten Schlachten auf dem amerikanischen Kontinent, auch wenn die Schätzungen verschiedener Historiker stark variieren. Lange Zeit sprach man von etwa 5.800 Gefallenen und fast 40.000 Verwundeten, Gefangenen und Vermissten. Zuletzt gingen Forscher von noch mehr aus, von 8.000 Toten.
Auch die Gesamtzahl der Opfer des Bürgerkriegs könnte wesentlich höher sein, sie wurde bisher immer mit 620.000 Menschen angeben. Einige Historiker gehen von mindestens 750.000 Toten aus - mehr dazu in science.ORF.at.
Konföderationssieg wäre vorentscheidend gewesen
Obwohl der Bürgerkrieg noch zwei Jahre dauerte, hatte der Süden nach der verlorenen Schlacht von Gettysburg und dem Verlust von Vicksburg seinen Schwung verloren. „Das war ihre letzte Chance, Unterstützung in Europa zu finden“, sagt der Autor Bruce Mowday. „Sie hätten es fast geschafft.“
Auch der US-Historiker Anthony Waskie meint, bei einem Sieg in der Schlacht von Gettysburg wäre die Konföderation wohl von Großbritannien anerkannt worden, „dem sehr an einer Schwächung des Handelsrivalen USA gelegen war“. Ein so entstandener Sklavenhalterstaat hätte sich „durchaus über einen längeren Zeitraum halten können“, also tief ins 20. Jahrhundert.
Historische Worte auf dem Schlachtfeld
Präsident Abraham Lincoln besuchte im November 1863 Gettysburg, um einen Soldatenfriedhof einzuweihen. Seine Ansprache dort ging als „Gettysburg Address“ in die Geschichte ein. Die Nation werde eine „Wiedergeburt der Freiheit“ erleben, sagte er. Zugleich stilisierte er den Bürgerkrieg zum Kampf um eine demokratische Lebensform hoch. In dem Konflikt zwischen Nord- und Südstaaten gehe es um nichts weniger als darum, „ob eine Regierung des Volkes durch das Volk und für das Volk“ dauerhaft Bestand haben könne.
Für viele Amerikaner steht Gettysburg als Symbol für den Kampf zwischen den Nord- und den Südstaaten der USA. Rund drei Millionen Besucher verzeichnet der Gettysburg National Military Park mit seinen Gedenkstätten jedes Jahr. Und ebenfalls jedes Jahr stellen Tausende Geschichtsfans die Schlacht in alten Uniformen nach.
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