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„Bringt das verdammte Geld rein“

Nach der Veröffentlichung entlarvender Telefonmitschnitte von Gesprächen irischer Banker während der Rettung ihrer Institute durch die EU droht den Managern ein Nachspiel. Regierungskreisen zufolge könnte Irland nun doch Einzelne für ihr Verhalten im Jahr 2008, als die Bankenkrise das Land finanziell fast in den Abgrund stürzte, zur Rechenschaft ziehen.

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Vor allem Manager der Anglo Irish Bank hatten im Angesicht der Pleite Witze über die benötigten Hilfen und ihre EU-Geldgeber gemacht. Auszüge aus den entsprechenden Telefonprotokollen waren Anfang der Woche vom „Irish Independent“ veröffentlicht worden. Dabei sorgte vor allem das Zitat für Empörung, dass der damalige Kapitalchef der Bank beim Finanzbedarf bewusst tiefgestapelt und sich entsprechend gelogene Zahlen „aus dem Arsch gezogen“ (Zitat) hatte.

„Deutschland, Deutschland über alles“

Am Mittwoch legten viele Blätter mit einem Zitat des damaligen Anglo-Irish-Chefs David Drumm aus den Mitschnitten nach: „Neuer Tag, neue Milliarde“, sagte Drumm demnach zu den einlaufenden Hilfen. Seinem Direktorium gab er demnach den Rat, die Bankenhilfen nach Kräften zu „missbrauchen“, sich aber „nicht erwischen“ zu lassen. Man solle das „verdammte Geld reinbekommen“ und den Geldgebern „den Finger zeigen“.

Ein anderer Banker sang ihm den Mitschnitten zufolge am Telefon vor: „Deutschland, Deutschland über alles“, weil Deutschland sich widerwillig dem europäischen Bankenrettungsschirm anschloss. Drumm lachte herzlich und revanchierte sich mit einer Imitation des damaligen irischen Finanzministers Brian Joseph Lenihan, den er dabei als einigermaßen orientierungslosen Schwächling darstellte. Man solle „Geld reinholen“ und darauf achten, „keine Zitate zu liefern“, riet Drumm in dem Telefonat.

Anti-Banken-Referendum vor Neuauflage?

Die Kapitalspritzen für die inzwischen abgewickelte Anglo Irish Bank und zwei weitere Institute kosteten die irischen Steuerzahler rund 30 Milliarden Euro und machten das ehemalige Boomland zum Bittsteller in Brüssel und Washington. Ende 2010 bewahrten die EU und der Internationale Währungsfonds (IWF) Irland mit 85 Milliarden Euro von der Pleite. Der daraus verbundene Sparkurs des Landes zwang vielen der 4,6 Millionen Iren Gehaltskürzungen und Steuererhöhungen auf.

Trotz des damaligen Zorns der irischen Bevölkerung scheiterte 2011 eine Volksbefragung, mit der die Befugnisse des Parlaments bei Bankenpleiten entsprechend erweitert werden sollten. Im Schatten der damaligen Präsidentenwahl war das Referendum jedoch nur mit einer halbherzigen Kampagne vorbereitet worden. Nun denkt die Regierung über eine Wiederholung nach, die in der Zustimmung der meisten Iren enden könnte.

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