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Rettungsdienste mahnen zu Vorsicht

Der Sommer ist da und sorgt mit Temperaturen jenseits der 30 Grad für einen Ansturm auf Bäder und Seen. Damit herrscht bei Wasserrettung und Polizei Alarmbereitschaft. Denn mit dem heißen Wetter steigt auch die Zahl der Badeunfälle.

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Gleich am ersten heißen Wochenende in diesem Jahr kam es zu zwei schweren Unfällen: In Wiener Neustadt ertrank ein Zweijähriger, in Waidhofen an der Thaya konnte ein Vater seinen dreieinhalbjährigen Sohn wiederbeleben, nachdem er ihn zuvor kurz aus den Augen verloren und leblos treibend im Wasser gefunden hatte - mehr dazu in noe.ORF.at. Ein ähnlicher Fall sorgte auch in Oberösterreich für bange Minuten bei den Eltern eines 16 Monate alten Kleinkinds, das in einen Teich gefallen war - mehr dazu in ooe.ORF.at.

Ertrinken ist für Kinder unter fünf Jahre nach Verkehrsunfällen die häufigste Todesursache. Bereits wenige Zentimeter Wassertiefe können nach Angaben des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV) zur tödlichen Gefahr werden. Das Tückische dabei: Kinder ertrinken leise, das heißt, sie gehen einfach unter, ohne wild um sich zu schlagen. Grund dafür sind die Verteilung ihres Körpergewichts und die schwach ausgebildete Muskulatur. Kleinkinder können ihren schweren Kopf nicht selber aus dem Wasser ziehen.

Planschbecken trotz geringer Höhe nicht sicher

Der Schock beim plötzlichen Eintauchen in das kalte Wasser kann die Atmung blockieren und zum Atemstillstand führen, bereits drei Minuten unter Wasser genügen, um zu ertrinken. Die meisten dieser Unfälle ereignen sich im eigenen Garten oder in der näheren Wohnumgebung. Vor allem Pools - auch niedrige Planschbecken - und Biotope sind häufige Unfallorte.

Kind im Planschbecken

Fotolia/st-fotograf

Auch in aufblasbaren Planschbecken sollte man Kinder nicht aus den Augen lassen

"Lassen Sie Ihr Kleines im Wasser und in Wassernähe nie aus den Augen. Legen Sie bei Familienfesten und sonstigen Besuchen genau fest, wer wann auf das Kind aufpasst“, so Alexandra Kühnelt-Leddihn vom KFV. Auch sollen Kinder so früh wie möglich schwimmen lernen, das sei zwar keine Garantie für Sicherheit, reduziere aber die Gefahr.

Ältere Kinder sind vor allem beim wilden Toben in und rund um Seen und Schwimmbecken gefährdet. Wasserrutschen, naße Fliesen um Pools und Sprungtürme stellen dabei die häufigsten Gefahrenquellen dar. Erst am Dienstag wurde am Obersten Gerichtshof das Urteil des Klagenfurter Landesgerichts bestätigt, wonach ein damals 13-jähriger Bub für einen Unfall auf dem Sprungturm am Millstätter See haften muss. Er war auf einen Elfjährigen gesprungen, der schwer verletzt wurde - mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Leichtsinn gepaart mit Alkohol

Bei Erwachsenen passieren viele Unfälle aus Leichtsinn, teilweise gepaart mit Alkoholkonsum. Vor allem Männer überschätzen zudem ihre Kräfte, zeigt ein Blick auf die Statistik. „Immer wieder führt Übermut und Leichtsinn zu Selbstüberschätzung“, bestätigte auch Erich Kraus, Chefinspektor der Wiener Wasserpolizei.

Wasserrettung

APA/Barbara Gindl

Vor allem im Hochsommer hat die Baderettung alle Hände voll zu tun

Nicht selten müssen die Einsatzkräfte ausrücken, um Schwimmer aus der Donau-Fahrrinne zu bergen, weil sie den großen Frachtschiffen gefährlich nahe kommen. Aber auch Brückensprünge enden immer wieder im Krankenhaus. „Ich kann nur an jeden appellieren, dass er kritisch seine Leistungsfähigkeit einschätzt, bevor er ins Wasser geht“, so Kraus.

Erhöhte Gefahr nach dem Hochwasser

Vor allem fließende Freigewässer stellen unter Umständen eine besondere Gefahr dar: Selbst bei bekannten Flüssen und Bächen kann die Strömung je nach Wasserstand - etwa nach heftigen Regenfällen - variieren. Gerade nach dem Hochwasser der letzten Woche hätten die Flüsse noch eine schnelle Fließgeschwindigkeit, warnt Josef Leichtfried, Landesleiter der Oberösterreichischen Wasserrettung - mehr dazu in ooe.ORF.at.

Erst am Wochenende wurde in Vorarlberg die Leiche eines Mannes geborgen, der sich im April in der Lutz in Ludesch die Füße abkühlen wollte. An der im Sommer beliebten Badestelle war zu dem Zeitpunkt die Strömung jedoch derart stark, dass der 24-Jährige vom Fluss mitgerissen wurde - mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Temperaturunterschied vor allem für Ältere gefährlich

Besonders für ältere Menschen kann es gefährlich werden, wenn sie sich vor dem Sprung ins kalte Wasser zu lange aufheizen. Gerade heuer ist die Außentemperatur nach der langen Schlechtwetterperiode sehr sprunghaft auf Werte um und über 30 Grad gestiegen. Bäder und Freigewässer sind daher für die Jahreszeit vergleichsweise kühl und sind damit gleich doppelt gefährlich: zum einen, weil der Körper empfindlich auf einen spontanen Temperaturunterschied reagieren kann, zum anderen, weil bei sportlicher Betätigung im kühlen Wasser die Kräfte schneller schwinden.

Nicht nur Badegästen mit Kindern ist daher eine erhöhte Aufmerksamkeit ans Herz gelegt, so die Experten. Vorsicht und Risikobewusstsein können das Unfallrisiko vermindern und so für einen ungetrübten Badespaß sorgen.

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