Neue Gewalt erschüttert US-Bemühungen
Nach ihrer Ankündigung von Friedensgesprächen mit den Taliban sitzen die USA vorerst zwischen den Stühlen. Während nämlich der afghanische Präsident Hamid Karzai am Mittwoch die Aussetzung der Verhandlungen über ein Sicherheitsabkommen mit Washington verkündete und die geplanten Friedensgespräche mit den Taliban boykottieren will, beantworteten die radikalislamischen Aufständischen die US-Avancen mit neuer Gewalt.
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Bei Anschlägen am Dienstagabend und Mittwoch starben vier US-Soldaten und fünf afghanische Polizisten. Erst vor kurzem hatte Afghanistan selbst die komplette Sicherheitsverantwortung übernommen Das Präsidialamt in Kabul warf den USA am Mittwoch eine unklare Haltung gegenüber den radikalen Islamisten vor. Ohne eine Klarstellung werde es eine Fortsetzung der Verhandlungen mit den USA über das Abkommen nicht geben, sagte ein ranghoher afghanischer Vertreter. In dem Vertrag soll geregelt werden, wie viele US-Soldaten nach dem Abzug der Kampftruppen in dem Land verbleiben sollen.
Direkte Gespräche angekündigt
Die US-Regierung hatte am Dienstag mitgeteilt, direkte Gespräche über ein Ende des Konflikts mit den Taliban in Doha aufzunehmen. In der Hauptstadt Katars hatten die Aufständischen am selben Tag ein Verbindungsbüro eröffnet. Die Friedensgespräche der USA mit den Taliban sollten am Donnerstag in Doha beginnen. Die Islamisten, gegen die seit elf Jahre eine Koalition afghanischer und ausländischer Truppen kämpft, bestätigten den Termin nicht.

AP/Ahmad Jamshid
Ein afghanischer Soldat bei einem Kontrollposten nahe Bagram
Nicht teilnehmen will die afghanische Regierung. Karzai begründete diesen Entschluss am Mittwoch mit der Forderung nach einem vollständig von Afghanen geführten Friedensprozess. Unterdessen hieß es vom US-Außenamt, dass der Termin verschoben wird. Er könnte laut Angaben von mit der Sache vertrauten Kreisen in den nächsten Tagen stattfinden. US-Außenminister John Kerry sagte Karzai, dass seine Bedenken berechtigt seien und beachtet würden.
Kabul: US-Haltung nicht eindeutig
Die afghanische Führung ist dem Regierungsvertreter zufolge verärgert über den offiziellen Status, den das Taliban-Büro in Doha erhalten hat. „Die Taliban-Flagge und das Banner des Islamischen Emirats hatten wir nicht erwartet.“ Islamisches Emirat war der Name Afghanistans während der Herrschaft der Islamisten. Die Haltung der USA in der Frage des Taliban-Status sei nicht eindeutig.
Präsident Barack Obama warnte bei seinem Aufenthalt in Berlin vor zu großen Erwartungen an die Friedensgespräche. Damit werde zwar ein wichtiger, aber nur ein erster Schritt zum Frieden unternommen, sagte Obama nach dem G-8-Gipfel in Enniskillen in Nordirland. Es seien noch viele Hindernisse aus dem Weg zu räumen.
Gewalt in Afghanistan hält an
Die Kämpfe in Afghanistan gingen unverändert weiter. In Bagram bei Kabul kamen am Dienstagabend vier US-Soldaten bei einem Raketenangriff auf ihren Stützpunkt ums Leben. Zu dem Angriff bekannten sich die Taliban. In der Provinz Helmand erschoss ein Taliban-Kämpfer in Polizeiuniform am Mittwoch fünf Polizisten.
Ein Vertreter des Taliban-Verbindungsbüros in Doha betonte, dass die radikalislamische Bewegung weiterhin auf Gewalt setze. „Das Islamische Emirat Afghanistans verfolgt politische und militärische Optionen“, sagte Mohammed Sohail Shaheen am Mittwoch dem Sender al-Jazeera. „Es gibt jetzt keinen Waffenstillstand. Sie greifen uns an, und wir greifen sie an. Die Angriffe werden parallel zu den Friedensgesprächen weitergehen.“
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