Themenüberblick

„Ein historischer Tag“

Das norwegische Parlament hat sich am Freitag dafür ausgesprochen, eine Wehrpflicht für Frauen einzuführen. Die Regierung wurde beauftragt, ein entsprechendes Gesetz zu formulieren. Bereits ab dem Jahr 2015 soll die Verpflichtung zum Militärdienst dann für beide Geschlechter gelten.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Verteidigungsministerin Anne-Grete Stroen-Erichsen sprach nach der Einigung im Parlament von einem „historischen Tag“. Ihr Ressort verwies darauf, dass Norwegen mit diesem Schritt das erste Land in ganz Europa sei, das Frauen auch in Friedenszeiten zur Armee einzieht. Wann die Abgeordneten über den Gesetzesentwurf abstimmen, ist noch unklar. Es wird allerdings eine breite Mehrheit erwartet.

Nur die christlich-demokratische Partei stimmte gegen die Entscheidung. „Ich bin stolz, dass Norwegen das erste Land ist, das eine geschlechtsneutrale Wehrpflicht einführt“, erklärte ähnlich der Verteidigungsministerin auch Außenminister Espen Barth Eide von den Sozialdemokraten. „Und ich glaube, andere Länder werden uns folgen.“

„Rechte und Pflichten für alle dieselben“

„Uns geht es nicht darum, Mädchen ins Militär zu zwingen“, sagte Sandra Borch von der Jugendorganisation der Zentrumspartei der Nachrichtenagentur NTB. „Es geht darum, unter den Besten und Motiviertesten auswählen zu können.“ Die sozialdemokratische Staatssekretärin Leila Gustavsen erklärt: „Rechte und Pflichten sollten für alle dieselben sein. Die Streitkräfte brauchen die besten Ressourcen, unabhängig vom Geschlecht, und bisher werden zumeist Männer rekrutiert.“

Gleichberechtigung schreibt Norwegen groß. Rund die Hälfte der Regierungsmannschaft besteht aus Frauen, in Aktiengesellschaften gilt die Vorschrift, dass mindestens 40 Prozent der Aufsichtsmandate mit Frauen besetzt werden müssen. Nach aktuellen Umfragen dürfte Norwegen nach der nächsten Parlamentswahl in diesem Jahr mit der konservativen Oppositionschefin Erna Solberg - nach der dreimaligen Regierungschefin Gro Harlem Brundtland (zwischen 1981 und 1996) - erneut eine Ministerpräsidentin bekommen.

Nur ein Bruchteil kommt in den „Genuss“

Die Anzahl der Wehrpflichtigen soll auch mit den Frauen nicht vergrößert werden. Heute werden von 60.000 Jugendlichen eines Jahrgangs nur rund 10.000 eingezogen. Bisher dienten Frauen in Norwegen nur auf freiwilliger Basis. Ihr Anteil an den Streitkräften liegt derzeit bei zehn Prozent. Bis 2020 hofft die Regierung, diesen Anteil mindestens verdoppeln zu können.

Zum Vergleich: In Österreich ist es 1998 auch für Frauen möglich, sich - freiwillig - zum Bundesheer zu melden. Mit Stand April versahen rund 370 Soldatinnen Dienst. Eine Wehrpflicht auch in Friedenszeiten existiert etwa in Israel, der Dienst ist mit 21 Monaten anstatt 36 Monaten lediglich kürzer als der für männliche Rekruten.

Link: