Themenüberblick

Systeme nähern sich immer weiter an

Mit der jüngsten Version seines mobilen Betriebssystems iOS und dem neuen Design bricht Apple mit dem Erbe des vor rund einem Jahr gefeuerten Scott Forstall. Statt natürlicher Materialien konzentriert sich Apples Designchef Jonathan Ive auf viele Farben. Es ist die erste Umgestaltung eines Apple-Produkts seit dem Tod von Apple-Mitgründer Steve Jobs.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Ive konnte sich bei iOS 7 nach dem Rausschmiss des einst für iOS zuständigen Forstall voll verwirklichen. Die gezeichneten Holzregale, Ledereinbände, Filztische und abgerissenen Kalenderblätter, die bisher das iOS-Aussehen prägten, wurden durch helle, buntere und zum größten Teil verspielt wirkende Icons ersetzt. Nicht alle sind unbedingt selbsterklärend, etwa die Farbpalette in Form einer Blume als Symbol für die Fotogalerie. Hier war bisher eine Sonnenblume zu sehen.

Apple-Softwarechef Craig Federighi präsentiert die iOS-7-Neuheiten

Reuters/Stephen Lam

Eine Auswahl der neuen Symbole bei der Präsentation von iOS 7 im Juni durch Craig Federighi

Ab Mitte September verfügbar

IOS 7 wird ab 18. September zum Download für die iPhone-Generationen 5, 4S und 4 sowie für iPad mini, iPad 2 und höher und iPods ab der fünften Generation verfügbar sein.

Viele in iOS integrierte Apps wurden ebenfalls optisch komplett überarbeitet, so der oft kritisierte Kalender und die SMS-App. Als Grundfarbe dominiert nun Weiß, was sich möglicherweise auf den Stromverbrauch auswirken könnte. Neu hinzugekommen ist das Control Center, in dem viele Systemeinstellungen und Funktionen wie Flugmodus, WLAN und der Musikplayer schneller angepasst werden können, ohne sich durch die Einstellungen wühlen zu müssen.

Neuer Klang für Siri

Die Nachrichtenzentrale ist bei iOS 7 auch bei einem gesperrten Bildschirm sichtbar, Multitasking wurde ebenso wie der Browser Safari und die Kameraanwendung überarbeitet. Die Fotogalerie zeigt Bilder nicht mehr in einer langen Reihe, sondern nach „Momenten“ geordnet. Die Sprachsteuerung Siri bekam einen neuen Klang und versteht mehr Befehle, darunter auch aus den Systemeinstellungen. Apple nannte iOS 7 die größte Änderung seit der Vorstellung des ersten iPhone.

Apple-Softwarechef Craig Federighi präsentiert die iOS-7-Neuheiten

AP/Eric Risberg

Zu den neuen Features gehören auch im Hintergrund laufende App-Updates, die vor allem Entwickler sehr begrüßen

Zahlreiche Seitenhiebe auf Forstall

Der nunmehrige iOS-Verantwortliche Craig Federighi konnte sich bei der Präsentation von iOS 7 Mitte Juni ein paar Seitenhiebe auf Forstall sichtlich nicht verkneifen. Bei der Erstellung der neuen Icons seien keine virtuellen Kühe gequält worden, sagte er in Anspielung auf die lange eingesetzte Lederoptik. „Uns ist der grüne Filz ausgegangen“, ätzte er über die bisherige Pool-Billard-Optik des Gamecenter. „Und Holz auch. Das ist gut für die Umwelt.“ Das Gamecenter wird nun durch bunte, unterschiedlich große 3-D-Kugeln repräsentiert.

Forstall musste im Oktober 2012 das Unternehmen verlassen, er stolperte über die zahlreichen Fehler beim Start von Apples eigener Kartenanwendung, die Google Maps vom iPhone verdrängte. Er war seit dem iOS-Start 2007 für iOS verantwortlich gewesen. Zwischen Ive und Forstall soll es immer wieder Spannungen gegeben haben, wobei Forstall und Ive jeweils die volle Unterstützung von Jobs hatten. Jobs soll allerdings noch über seinen Tod für Ive gesorgt haben. „Niemand kann ihm reinreden. Das habe ich so eingerichtet“, sagte Jobs seinem Biografen Walter Isaacson vor seinem Tod. Der jetzige Apple-Chef Tim Cook betonte bei der Präsentation, dass Ive und Federighi bei iOS 7 eng zusammengearbeitet hätten.

Kritik an verspieltem Design

Schon während der Präsentation gab es von Kommentatoren und in Sozialen Netzwerken viel Lob, aber auch Kritik für iOS 7. Das IT-Blog The Verge fand manche der Icons kindisch, die für die Kamera-App erinnere an eine Clip-Art-Grafik. The Verge kritisierte zudem die Wetter-App, die amateurhaft zusammengewürfelt wirke und einfach nicht gut aussehe. Man bekomme das Gefühl, dass sich die Designer nicht einig gewesen seien, in welche Richtung es gehen soll. Auch über die neue Typographie gingen die Meinungen deutlich auseinander.

Apple-Softwarechef Craig Federighi präsentiert die iOS-7-Neuheiten

Reuters/Stephen Lam

Das neue Design durchzieht alle Anwendungen

Die IT-Website Cnet, die das optische Redesign grundsätzlich sehr begrüßte, meinte, dass iOS 7 nicht genug Neuigkeiten mit sich bringe, um Kritiker nachhaltig überzeugen zu können. Diese sagen schon seit längerem, dass Android in Sachen Innovation Apple überholt habe und Apple viel vom Mitbewerber abkupfere. Einige der von Apple bei der iOS7-Vorstellung neu beworbenen Features gibt es bei anderen Smartphone-Herstellern schon länger, etwa das Kontrollcenter. In Wirklichkeit würden allerdings alle Handyhersteller voneinander abschauen, so Cnet.

Links: