Vom Pentagon hinaus in die Welt
US-Präsident Barack Obama rüstet sich für eine neue Ära von digitalen Konflikten: Die USA helfen nach einem Bericht der „New York Times“ („NYT“) ihren Verbündeten im Nahen Osten beim Aufbau einer Abwehr gegen die wachsende Zahl iranischer Cyberattacken.
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Das Gleiche solle in Asien gemacht werden, um nordkoreanische Hacker in Schach zu halten, schrieb die „NYT“ (Wochenendausgabe) unter Berufung auf hohe US-Beamte. Welche Staaten im Nahen Osten dazu zählen, wollten die Beamten nicht sagen.
Jedoch gebe es Hinweise, dass es die Länder seien, die am aktivsten iranische Waffenlieferungen verfolgten, sie in Häfen aufbrächten und den USA Geheimdienstinformationen über iranische Aktivitäten zukommen ließen. Auf diesem Gebiet spielten vor allem Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain eine Rolle. In Asien fürchteten vor allem Südkorea und Japan nordkoreanische Computerangriffe.
Neue Ära von digitalen Konflikten
Nach Einschätzung der „NYT“ ist die neue Maßnahme des US-Verteidigungsministeriums in der Golfregion und in Asien das jüngste Beispiel dafür, wie die Obama-Regierung ihre nationalen Sicherheitsbemühungen immer stärker auf eine neue Ära von digitalen Konflikten zuschneidet. Das Pentagon erstelle Vorschläge für die Lieferung von hoch entwickelter Hardware und Software für die Verteidigung von Computernetzwerken, die in der Region des Persischen Golfs verkauft werden könnten, so wie US-Kampfflugzeuge und -Raketen arabischen Verbündeten geliefert werden.
Neue Konzeptionen
Trainingsprogramme würden konzipiert, um Militärs und Gesetzeshüter in der Region in Computersicherheit zu unterrichten und um mit privaten Unternehmen zusammenzuarbeiten. So wie heutzutage das Pentagon Seemanöver im Persischen Golf abhalte, würden künftige Übungen simulierte Cyberangriffe einschließen, erklärten US-Beamte.
Hintergrund seien Hackerattacken. So sei im vergangenen Jahr der Ölproduzent Saudi Aramco laut US-Berichten Ziel eines iranischen Hackerangriffs geworden. Dabei seien 30.000 Computer betroffen gewesen, ohne dass die Produktion lahmgelegt wurde. Eine Nordkorea zugeschriebene Cyberattacke habe in Südkorea Banken und Medien getroffen.
Direkter Informationsfluss zu Geheimdiensten
Die US-Regierung wird zur Zeit scharf kritisiert, weil der Geheimdienst nach Medienberichten massenhaft Nutzerdaten von großen Internetkonzernen wie Google, Facebook, Microsoft, Apple und Yahoo abgreift, um Terroristen auf die Spur zu kommen. Die Unternehmen bestreiten, den Behörden im Rahmen des Programms mit dem Namen Prism einen direkten Zugang zu ihren Systemen zu gewähren.
Die „Washington Post“ und die britische Zeitung „The Guardian“ hatten mehrere Seiten mit Grafiken aus einer internen Präsentation des US-Geheimdienstes NSA veröffentlicht, die den Fluss von Informationen an die NSA im Rahmen von Prism zeigen. Aus der Präsentation geht hervor, dass die Datensammlung Schritt für Schritt auf immer mehr Internetunternehmen ausgeweitet wurde.
Bürgerrechtler entsetzt
Bürgerrechtsgruppen zeigten sich über die Enthüllungen entsetzt. „Das ist ein Programm, in dem eine unermessliche Zahl unschuldiger Menschen unter die ständige Überwachung der Regierung gestellt wird“, sagte Jameel Jaffer von der American Civil Liberties Union (ACLU).
Zahlreiche Kommentatoren und Nutzer Sozialer Medien kritisierten Obama für die Weiterführung vieler nach den Anschlägen vom 11. September beschlossener Maßnahmen. Obama war mit dem Versprechen angetreten, die transparenteste Regierung in der Geschichte der USA anzuführen. Auch aus der eigenen Partei musste sich Obama öffentliche Kritik anhören.
Bereits unter Obamas Vorgänger George W. Bush hatten die Sicherheitsbehörden zur Terrorabwehr ein riesiges Datenfangnetz ausgeworfen. Die Zeitung „USA Today“ hatte im Jahr 2006 aufgedeckt, dass die NSA nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 ein geheimes Programm zur Sammlung sämtlicher Telefon-, Internet- und E-Mail-Daten begonnen hatte.
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