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Tausende Soldaten im Einsatz

Nach Salzburg, Tirol und Oberösterreich sind nun auch in Niederösterreich die Aufräumarbeiten nach der Hochwasserkatastrophe voll angelaufen. Bevölkerung und Feuerwehr bekommen dabei tatkräftige Unterstützung vom Bundesheer. Der Assistenzeinsatz des Heeres erreicht am Freitag voraussichtlich seinen Höchststand.

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Aus ganz Niederösterreich werden 1.500 Soldaten zusammengezogen. Mittlerweile seien insgesamt etwa 3.000 Soldaten im Einsatz, weitere warteten auf Anforderungen, hieß es Freitagmittag in einer Aussendung des Bundesheeres. In Niederösterreich kommt nun auch verstärkt schweres Gerät zur Verwendung. Mit Faltstraßensystemen, Baggern und Ladern der Pioniere werden die teils enormen Schäden durch die Überschwemmungen beseitigt.

Soldaten schaufeln Schlamm

APA/Helmut Fohringer

In der Wachau laufen die Aufräumarbeiten auf Hochtouren

Einsatz bis in die nächste Woche

Die Soldaten würden vorerst in den Bezirken Melk und Krems im Einsatz sein, sagte Militärkommandant Rudolf Striedinger gegenüber ORF Niederösterreich. „Hier geht es zunächst einmal darum, dafür zu sorgen, dass der Schlamm aus den Häusern herauskommt. Wir befinden uns aber auch im Raum Weißenkirchen, wo wir mithelfen, den mobilen Hochwasserschutz abzubauen.“ Langsam wird auch in Ostösterreich das Ausmaß der Schäden sichtbar - Video dazu in iptv.ORF.at.

Zwei Drittel der Soldaten sind Grundwehrdiener. Sind die Arbeiten in der Wachau abgeschlossen, wird das Bundesheer auch in Korneuburg und Hainburg im Einsatz sein. Striedinger geht davon aus, dass der Einsatz bis in die nächste Woche dauern wird. Bereits am Mittwoch hatten die Soldaten im Bezirk Amstetten bei Aufräumarbeiten geholfen. Dort sind laut Striedinger die Arbeiten im Wesentlichen abgeschlossen - mehr dazu in noe.ORF.at.

„Verheerende Schäden“

Das Hochwasser habe in Klosterneuburg enorme, teils verheerende Schäden angerichtet, berichtete die Stadtgemeinde am Freitag. Aufgrund des nur langsamen Rückganges des Pegelstandes bleibe die Lage angespannt. Großflächige Gebiete stünden unter Wasser, Straßen und Wege seien unterspült und teilweise weggerissen, Masten gebrochen, zahlreiche Gebäude von den Fluten eingenommen - mehr dazu in noe.ORF.at.

Schlamm darf nicht trocknen

In Krems absolvierte nach dem Hochwasser der Krisenstab am Freitag seine letzte Sitzung. Aufräumarbeiten gingen weiter, „langsam kehrt wieder Normalität ein“, berichtete der Magistrat der Stadt. In Aggsbach-Markt in der Wachau starteten die Auspumparbeiten. 40 Gebäude standen dort unter Wasser. Laut Feuerwehrkommandant Hans-Jürgen Sponseiler war die Situation „fast so arg wie beim Jahrhunderthochwasser 2002“.

Überall sei „extrem viel Schlamm“, so Sponseiler gegenüber ORF Niederösterreich. Die Bundesstraße stand am Donnerstag noch bis zu eineinhalb Meter unter Wasser. Das Wasser ging nur sehr langsam zurück. Das sei aber ein Vorteil, sagte Sponseiler. „So kann man jeweils gleich nachspritzen, um den Schlamm aus den Gebäuden zu bekommen, bevor er trocknet.“

Pegelstände sinken

In Niederösterreich fiel der Donau-Pegel am Freitag um drei bis sieben Zentimeter pro Stunde - im Osten des Landes geringer, im Westen deutlicher, hieß es beim Hydrographischen Dienst. Die Pegelstände in Oberösterreich waren zuletzt sowohl an der Donau als auch an der Traun und der Enns sinkend. An der Donau rechneten die Hydrologen damit, dass die Warnstufe - sie liegt in Linz und Mauthausen bei fünf Metern - am Samstag unterschritten wird. Die Donau wird laut dem Hydrographischen Dienst Niederösterreich vermutlich erst in einer Woche Mittelstand erreichen.

Ein Bagger schaufelt Schlamm über eine Mauer

APA/Helmut Fohringer

Schweres Gerät kommt in Emmersdorf (Bezirk Melk) zum Einsatz

OÖ: Ende der „Grobarbeiten“ in Sicht

Auch in Oberösterreich wird weiter an allen Ecken und Enden aufgeräumt. 1.800 Einsatzkräfte aus dem Feuerwehrbereich und beinahe 1.000 Angehörige des Bundesheeres sind dort immer noch im Einsatz, um die vom Hochwasser angerichteten Schäden zu beseitigen. Das Arbeitsmarktservice (AMS) Oberösterreich finanziert vom Hochwasser betroffenen Unternehmen für bis zu zwei Monate Helfer. Wenn diese zuvor arbeitslos waren, zahlt das AMS Lohn- und Lohnnebenkosten zu 100 Prozent, wie es am Freitag in einer Presseaussendung mitteilte.

In Schärding sollten die „Grobarbeiten“ noch am Freitag abgeschlossen werden können, sagte Landesfeuerwehrkommandant Wolfgang Kronsteiner Freitagvormittag gegenüber ORF Oberösterreich. „In den Bereichen Eferding, Alkoven, Aschach und Pupping wird heute und morgen an der Fertigstellung gearbeitet. Dort sind Feuerwehr und Bundesheer intensivst im Einsatz.“ Rund um Goldwörth, Feldkirchen und Walding würden die Arbeiten aber auch noch in der kommenden Woche andauern, so Kronsteiner - mehr dazu in ooe.ORF.at.

Neuer Damm soll kommen

Am Freitag wurde bekannt, dass das Eferdinger Becken, einer der Hochwasserbrennpunkte in Oberösterreich, einen Damm bekommt. Darauf verständigten sich Umweltlandesrat Rudi Anschober (Grüne) und Infrastrukturministerin Doris Bures (SPÖ). In einem Lokalaugenschein informierten sie Freitagnachmittag die betroffenen Gemeinden.

Spendenmöglichkeit

ORF-Hochwasserhilfe sofort: Erste Bank, Kontonr.: 40.014.400.100, BLZ: 20.111

Unterdessen forderte das Hochwasser ein weiteres Menschenleben, wie am Freitag bekanntwurde. Am Donnerstag starb ein 49-jähriger Obersteirer bei einem Arbeitsunfall mit einem Lkw, als er in Aigen bei Admont (Bezirk Liezen) mit Räumungsarbeiten nach einem Erdrutsch beschäftigt war - mehr dazu in steiermark.ORF.at. Zwei Personen in Salzburg werden weiterhin nach einem Murenabgang vermisst, auch das Verschwinden zweier junger Frau in Oberösterreich könnte in Zusammenhang mit dem Hochwasser stehen - mehr dazu in ooe.ORF.at.

Erste Schadensprognosen

Bei der am Montag vom ORF gestarteten „Hochwasserhilfe - sofort“ wurden bis Freitag 4,2 Millionen Euro gespendet. „4,2 Millionen Euro in so kurzer Zeit: Das ist ein beeindruckender Erfolg und zeigt einmal mehr, wie groß die Hilfsbereitschaft der Österreicher ist“, so Generaldirektor Alexander Wrabetz. Der ORF kooperierte dabei mit Hilfsorganisationen wie dem Roten Kreuz, der Caritas, der Diakonie, der Volkshilfe und dem Hilfswerk.

Noch ist nicht klar, wie groß das tatsächliche Ausmaß der Schäden ist, die das Hochwasser angerichtet hat. Inzwischen gehen Experten für Oberösterreich davon aus, dass man die Schadenshöhe aus dem Jahr 2002 annähernd erreichen wird - mehr dazu in ooe.ORF.at.

Verkehrslage entspannte sich

Die Verkehrslage entspannte sich unterdessen vom Westen her zunehmend, obwohl am Freitag noch zahlreiche Straßen entlang der Donau, des Inn und auch im Salzkammergut unpassierbar waren. Positive Nachrichten kamen von den ÖBB und der Deutschen Bahn (DB): Ab 12. Juni soll die Korridorstrecke zwischen Kufstein und Salzburg wieder befahrbar sein.

Angst vor neuen Muren

Während die Aufräumarbeiten auf Hochtouren laufen, wächst in Tirol und Salzburg die Angst vor Muren und Hangrutschungen. „Im Zillertal droht auch nach wie vor ein massiver Felssturz“, sagte Gunther Heissel, Fachbereichsleiter der Landesgeologie, am Freitag. Die Lage werde sich in Teilen des Landes wieder zuspitzen. Bis Dienstagfrüh sind 50 Liter Regen pro Quadratmeter vorhergesagt.

„In den gefährdeten Gebieten wie im Bezirk Reutte oder im Norden der Bezirke Schwaz, Kitzbühel und Kufstein kann es dadurch zu einer Aktivierung schon stattgefundener Hangrutsche oder zu neu ausgelösten Murenabgängen kommen“, befürchtet Heissel. In Salzburg waren die Schutzbauwerke der Wildbach- und Lawinenverbauung bis zum Rand gefüllt, sie müssen nun so rasch wie möglich geleert werden - spätestens am Sonntagabend soll es erneut zu heftigen Gewittern kommen - mehr dazu in salzburg.ORF.at.

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