In 30 Minuten ist alles verkauft
Am 10. Mai hat der Konditor Dominique Ansel in New York den Cronut vorgestellt, knapp einen Monat später ist die Mischung aus Croissant und Donut das begehrteste Fettgebäck der US-Metropole. Wer einen Cronut erwischen will, muss früh aufstehen - oder auf dem Schwarzmarkt bis zu 40 Dollar zahlen.
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Der Cronut ist nichts für Figurbewusste: Er besteht aus einem gebutterten Croissantteig, der in Traubenkernöl herausgebacken, mit Creme gefüllt, in Zucker gerollt und dann noch glasiert wird. Rund 500 Kalorien soll ein Stück des Fettgebäcks in Form eines Donuts haben, doch den New Yorkern scheint das völlig egal zu sein.

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Warteschlange vor der Cronut-Bäckerei in Manhattan
Schon um 6.00 Uhr stellen sich einige an, damit sie um 8.00 Uhr, wenn die Bäckerei von Ansel in Manhattan öffnet, noch eines der begehrten Gebäckstücke erwischen. Um 8.30 Uhr ist schon wieder alles vorbei, dann sind die rund 250 Cronuts, die Ansel laut eigenen Aussagen pro Tag bäckt, schon verkauft.
40 Dollar auf dem Schwarzmarkt
Wer sich nicht so früh anstellen will, dem bleibt noch der Weg zum Schwarzmarkt, der sich binnen kurzer Zeit gebildet hat: Auf der Onlineplattform Craigslist werden je nach Lieferort in New York Cronuts um bis zu 40 Dollar angeboten - pro Stück. In der Bäckerei kosten sie fünf Dollar, wegen des Hypes wurde der Verkauf auf mittlerweile maximal zwei Stück pro Kunden begrenzt. Vergangene Woche galt noch ein Limit von drei Stück pro Kunde, eine Woche davor waren es sechs.

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Dominique Ansel dressiert die Glasur auf die Cronuts
Im Netz haben sich binnen kurzer Zeit Fanseiten mit Bildern und Videoanleitungen, etwa wie man einen Cronut richtig schneidet, gebildet. Sogar Schauspieler wie Hugh Jackman, CNN-Anchor Anderson Cooper und New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg können sich laut Medienberichten dem Hype nicht entziehen. Allerdings gibt es auch ebenso viele Kritiker in Netz und Medien, die dem Hype wenig bis gar nichts abgewinnen können. Auch die bisherigen Kunden, die wegen der langen frühmorgendlichen Schlangen gar nicht mehr ins Geschäft kommen, reagieren mitunter verärgert.
Zwei Monate für Entwicklung
Tester beschreiben die Konsistenz der Cronuts als innen flaumig und locker mit knuspriger Hülle, ganz ähnlich wie Croissants. Creme und Glasur würden hingegen an Donuts erinnern. Ansel selbst gibt an, zwei Monate lang an der Entwicklung gearbeitet zu haben. Eigentlich habe er Donuts für seine Mitarbeiter machen wolle, da er aber kein Rezept dafür gehabt habe, habe er einfach experimentiert, sagte er gegenüber dem „Guardian“. Demnach ist der Teig dem von Croissants zwar ähnlich, wird aber dicker ausgerollt und auch anders gefaltet.

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Die Cronuts werden genau 30 Sekunden gebacken, wobei laut Ansel nicht mehr als neun Stück gleichzeitig im Frittierfett sein dürfen
Der Erfolg selbst sei Zufall gewesen, so der Franzose Ansel, er habe keinen Marketingplan gehabt. Die erste Cronuts-Charge war laut Angaben in 35 Minuten ausverkauft. Schon vor dem Cronut-Hype war die 2011 eröffnete Bäckerei allerdings bereits kein Geheimtipp mehr, Ansel bekam einige Preise, darunter die Ernennung zu einem der zehn besten Zuckerbäcker in den USA durch ein Branchenmagazin. Auch andere Kreationen seiner Bäckerei werden von Kritikern gelobt. Ansel arbeitete davor unter anderen für den bekannten und ausgezeichneten Koch Daniel Boulud und den französischen Delikatessenhersteller Fauchon.
Keine Pläne für Expansion
Jeden Monat will Ansel eine neue Geschmacksrichtung seiner Cronuts vorstellen, aktuell ist Zitrone-Ahorn der Geschmack des Monats. Vorerst bleiben die Fettkringel aber den New Yorkern vorbehalten. Ansel ließ den Begriff Cronut bereits schützen, expandieren will er mit seinem Geschäft abseits von mehr Mitarbeitern für seine Bäckerei allerdings nicht. Auch Angebote für Übernahmen habe er bisher immer abgelehnt, sagte er gegenüber „Inc.“ Hobbyköchen empfiehlt Ansel das Nachbacken wegen der hohen Arbeitsintensität nicht, drei Tage soll die Herstellung eines Cronuts inklusive des Teiges dauern. Professionelle Nachahmer dürfte es dennoch bald geben.
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