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Warten auf Höchststände in Tschechien

Während in einigen Hochwassergebieten von Deutschland mit ersten Aufräumarbeiten begonnen werden konnte, herrscht in anderen Landesteilen weiter Alarmstimmung. Steigende Pegel werden neben der Elbe etwa auch von der Saale gemeldet. In Halle (Sachsen-Anhalt) erreichte der Fluss am Mittwoch den höchsten Pegelstand seit 400 Jahren.

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Der Pegelstand betrug Mittwochfrüh mehr als acht Meter, wie ein Sprecher der Stadt mitteilte. Es werde damit gerechnet, dass die Straßen am Rande der Altstadt rund einen Meter hoch vom Wasser überspült werden. Grund dafür sei auch der steigende Grundwasserspiegel. Zudem sei ein Damm durch die Flut stark aufgeweicht.

Hochwasserschutz in Dresden

APA/EPA/dpa/Arno Burgi

In Dresden wurden am Mittwoch die Evakuierungszonen ausgeweitet

„Wasser läuft auf erste Häuser zu“

Laut „Mitteldeutscher Zeitung“ („MZ“) ist der Scheitelpunkt mittlerweile aber erreicht und gegen 9.00 Uhr auch erstmals ein Rückgang des Pegels registriert worden - mit 8,07 Metern bleibe die Lage aber besorgniserregend, und „der Druck auf die Dämme nimmt zu“, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Vom Krisenstab wurden rund 30.000 Menschen aufgefordert, die gefährdeten Gebiete zu verlassen. Vom Hochwasser bedroht sind nach Angaben der Behörden fünf große Gebiete.

Notquartiere wurden eingerichtet. Die Dämme seien durchgeweicht, Wasser trete an Sickerstellen aus und teils über die Deiche. Wie Oberbürgermeister Bernd Wiegand gegen Mittag mitteilte, läuft das Wasser „auf die ersten Häuser zu“.

1.000 Euro Strafe für Schaulustige

Auch in Dresden bleibt die Lage angespannt. Angesichts des steigenden Elbe-Pegels und überfluteter Straßen wurden in der sächsischen Landeshauptstadt die Evakuierungszonen ausgeweitet. Nach Angaben der Stadt waren von den vorbeugenden Maßnahmen zunächst etwa 1.000 Menschen betroffen. Mit einer Geldbuße von 1.000 Euro wurden von der Stadt laut Radio Dresden zudem drastische Maßnahmen gegen Schaulustige beschlossen, welche die Hilfsarbeiten behindern.

Das Hochwasser der Elbe bleibt nach Angaben der Fachleute unter dem Höchststand 2002 von 9,4 Metern. Der Scheitel werde Sachsen am Donnerstagvormittag erreichen, sagte eine Sprecherin des Landeshochwasserzentrums. Für die Landeshauptstadt wird ein maximaler Wasserstand von 8,5 bis 8,7 Metern erwartet. Auch diesmal dürfte das Wasser nach dem Scheitel nur langsam abfließen. „Die Pegelstände werden über einen langen Zeitraum in der höchsten Warnstufe bleiben.“

Panzerbrigade im Einsatz

Weiter flussabwärts bereitet sich Magdeburg auf steigende Wasserstände vor. Nach Angaben der „Welt“ steigen die Pegel der Elbe in der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt um vier Zentimeter je Stunde. Der Höhepunkt der Flut wird dort den Prognosen zufolge erst am Wochenende erwartet.

Unverändert ernst blieb die Situation auch in anderen Landkreisen entlang der Elbe und anderer Flüsse, etwa rund um Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt. Dort war am Dienstag ein Deich gesprengt worden, um das Überlaufen eines Sees nahe der Stadt zu verhindern. In Dessau begann am Mittwoch eine angeforderte Panzerbrigade der Bundeswehr mit der Sicherung von Deichen. Wegen steigender Pegel wurden auch in Lauenburg in Schleswig-Holstein die ersten Menschen aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Betroffen seien deutschen Medienberichten zufolge rund 150 am Elbe-Ufer gelegene Häuser. Die Bewohner sollen diese am Freitagvormittag verlassen.

19.000 Tschechen mussten Häuser verlassen

Unterdessen rüstet man sich auch in Tschechien weiter gegen die steigenden Pegel der Elbe. Bereits geflutet war am Mittwoch die Industriestadt Usti im Norden des Landes. Die Wassermassen strömten in der Nacht schneller als erwartet über die Hochwasserwände im Stadtteil Strekov, wie das Tschechische Fernsehen berichtete.

Hochwasser bei einem Autobahnkreuz in der Nähe von Prag

APA/AP/CTK/Vit Simanek

Ein Autobahnkreuz nahe der tschechischen Hauptstadt Prag

Bis zum Abend soll die Elbe in der Stadt mit fast 100.000 Einwohnern nach Behördenangaben weiter steigen. Erwartet wird ein Pegelstand zwischen 11,1 und 11,5 Metern, normal sind an dieser Stelle etwa zwei Meter. Flussaufwärts in Melnik am Zusammenfluss von Elbe und Moldau stand das Wasser zeitweise nur wenige Zentimeter unter der Deichkrone. Helfer stapelten auch dort unermüdlich Sandsäcke, um Deiche zu sichern.

Landesweit mussten bereits mehr als 19.000 Menschen ihre Wohnungen und Häuser verlassen, wie die Feuerwehr mitteilte. In Prag begann sich die Lage langsam zu entspannen, das U-Bahn-Netz im Zentrum der Millionenstadt blieb aber geschlossen. Auf der Prager Trabrennbahn in Velka Chuchle stand das Wasser Berichten zufolge zwei Meter hoch.

Treibende Gastanks

Auf der Hochwasser führenden Elbe wurden drei Gastanks und zehn Container von Tschechien nach Sachsen geschwemmt. Die je 14 Meter langen und 18 Tonnen schweren Behälter hätten sich im Hafen von Decin gelöst, wie das Landratsamt in Pirna in Sachsen am Mittwoch mitteilte. Die mittlerweile gesicherten „Gastanks sind kein Gefahrgut“, betonte eine Sprecherin. Die Bewohner im Oberen Elbtal waren zuvor vor „einer akuten Gefahrensituation“ gewarnt und aufgefordert worden, sich vom Fluss fernzuhalten.

Ein Haus steht nahe Deggendorf nach einem Dammbruch im Hochwasser der Donau

APA/dpa/Armin Weigel

Im bayrischen Deggendorf wurden am Mittwoch mehrere Ortschaften „aufgegeben“

In der Düngemittelfabrik Lovochemie in Lovosice rissen die Fluten eine meterbreite Lücke in die Hochwasserschutzwand. Fünf Helfer mussten per Hubschrauber gerettet werden. Gefährliche Stoffe seien bereits vor Tagen aus dem Werk geräumt worden, um eine Verseuchung der Elbe zu verhindern, versicherte ein Werkssprecher im Sender CT24.

Ganze Ortschaften in Bayern evakuiert

In Süddeutschland entspannte sich am Mittwoch die Hochwasserlage zwar etwas. Vom Bayerischen Landesamt für Umwelt hieß es, in Regensburg habe der Pegel der Donau zu sinken begonnen. In Bayern war Passau besonders stark von dem Hochwasser getroffen gewesen, wo sich die Lage aber seit Dienstag wieder entspannt.

Der Landkreis Deggendorf war nach Angaben der „Passauer Neuen Presse“ am Mittwoch „fast vollständig vom Umland abgeschnitten“. In der Ortschaft Stephansposching wurden gegen Mittag zudem sämtliche Bewohner aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen. So wie nur wenige Stunden zuvor in Niederaltteich musste der tagelange Kampf gegen die Fluten aufgegeben werden: Das Hochwasser sei nicht mehr aufzuhalten.

Hochwasseralarm auch in Bratislava

In der Slowakei ist der Donau-Höchststand noch nicht erreicht. In Bratislava wurde am Dienstag der Notstand ausgerufen. Einige Straßen und Uferteile der Hauptstadt wurden von der Polizei bereits gesperrt. Rund 1.000 Feuerwehrleute und über 300 Soldaten befinden sich in Bereitschaft. Auch in Teilen Ungarns wurde der Katastrophennotstand ausgerufen. Die Scheitelwelle der Donau dürfte am Wochenende Budapest erreichen. In mehreren Orten entlang des Stroms begannen die Behörden mit Vorbereitungen zur Aufstellung mobiler Schutzdämme.

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