Lage in Niederösterreich angespannt
Die Hochwasserlage in Niederösterreich bleibt weiter kritisch. Der Pegel der Donau stieg entgegen der Erwartungen bis in die Nacht weiter „schleichend“ an. Viele Gemeinden bangen, ob der Hochwasserschutz ausreichen wird. Laut Prognose überstiegen die Pegel die Schutzwände in den betroffenen Gebieten nicht.
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Kurz vor 23.00 Uhr wurden in Kienstock in der Wachau 10,77 Meter gemessen. Am Dienstag hieß es, dass der Pegelhöchststand - entgegen der Erwartungen - noch nicht erreicht sei. „Es gab Probleme mit den Berechnungen, deswegen konnte der Zeitpunkt des Höchststands nicht genau vorausgesagt werden. Bis jetzt haben die Prognosen aber immer gestimmt. Wir haben im Falle der erwarteten 10,90 Meter also noch etwa 30 Zentimeter Freiraum“, erklärte der Bezirksfeuerwehrkommandant in Krems, Martin Boyer, gegenüber der ZIB2.

APA/Helmut Fohringer
Der Hochwasserschutz in Krems-Stein hält
„Entspannung erst in kommenden Tagen“
Beim Jahrhunderthochwasser im Jahr 2002 hatte der Höchststand 10,93 Meter betragen. Gleichzeitig betonte Boyer, dass mit „einer Entspannung erst in den kommenden zwei bis drei Tagen zu rechnen“ sei. Doch auch wenn der Wasserstand die Höhe der Dämme nicht übersteigt und diese dem hohen Druck des Wassers standhalten, gelten immer noch angeschwemmte Baucontainer und Bäume als höchste Gefahr für deren Standfestigkeit. Doch auch für ein solches Szenario haben die Einsatzkräfte vorgesorgt: Entlang des Verlaufes der Schutzanlagen liegen Sandsäcke bereit, die im Bedarfsfall rasch zu einem zweiten Wall aufgebaut werden können - Video dazu in iptv.ORF.at.
Wien und Niederösterreichs Osten betroffen
Unterdessen rüsten sich die Einsatzkräfte in Wien und im Osten Niederösterreichs. Am späten Dienstagabend verzeichneten auch die Feuerwehren im Bezirk Bruck an der Leitha verstärkt Einsätze. Betroffen war Hainburg, wo bereits 82 Häuser in zwei Siedlungen geräumt werden mussten, und Bad Deutsch-Altenburg. In dem Kurort bilden 30.000 Sandsäcke wie schon 2002 einen Damm, sagte Johannes Dietrich vom Bezirksfeuerwehrkommando.

APA/Helmut Fohringer
Auch die mobilen Schutzwände halten dem Druck stand
Östlich von Wien könnte der Pegel einen höheren Wert als vor knapp elf Jahren erreichen. Wurden am 15. August 2002 in Wildungsmauer 8,84 Meter gemessen, lautete die aktuelle Prognose auf der Website des Landes NÖ 9,07 Meter am Mittwoch. Am Dienstag gegen 21.30 Uhr waren es 8,27 Meter. In Wien wird der Höhepunkt des Hochwassers für Mittwoch erwartet. Die Neue Donau verhinderte bis dato gröbere Schäden. Es gibt aber kleinere Überflutungen. Betroffen sind etwa Donauinsel-Lokale - mehr dazu in wien.ORF.at
Dramatische Rettungsaktion
Dramatische Szenen spielten sich im Bezirk Amstetten am Dienstagnachmittag ab: Auf der Hochwasser führenden Donau bei Wallsee ist ein mit fünf Personen besetztes Motorboot gekentert. Das Quintett - Jäger und Feuerwehrmänner - wurde unverletzt aus dem reißenden Strom geborgen. Es habe sich um eine „dramatische Rettungsaktion“ gehandelt, hieß es seitens der Feuerwehr. Ein aus den Fluten gezogenes Opfer - es habe sich um einen Feuerwehrmann gehandelt - habe nicht mehr daran geglaubt, lebend aus der Hochwasser führenden Donau zu kommen: wegen der Kälte des Wassers und der starken Strömung - mehr dazu in noe.ORF.at.

APA/Bundesheer/Thomas Kermer
Im oberösterreichischen Grein sinkt der Pegel seit Dienstagnachmittag wieder
Pegel in Oberösterreich rückläufig
Am oberösterreichischen Hochwasserbrennpunkt Grein, wo am Dienstag kurz vor 21.30 Uhr ein Pegel von 14,55 Metern gemessen worden ist, wird mit einer ersten Entspannung bis spätestens Mittwochfrüh gerechnet. Man hoffe, dass sich der Stand zumindest „um ein paar Zentimeter nach unten“ bewegen wird, erklärte ein Mitarbeiter des Hydrografischen Dienstes des Landes auf APA-Anfrage am Abend. Bereits seit der Messung um 15.00 Uhr war der Pegel in Grein rückläufig. Es könnte sein, dass das prognostizierte Maximum von 14,80 Metern nicht mehr erreicht wird, so der Experte. „Wir betrachten das mit Argusaugen.“ Auch in Schärding, Linz und Mauthausen waren die Pegelstände am späten Abend weiter rückläufig.
Frau weiter vermisst
Jene Personen, die am Montag in Linz im Bereich der Oberen Donaulände in Sicherheit gebracht worden waren, konnten in ihre Häuser zurückkehren. Im stark betroffenen Bezirk Urfahr-Umgebung wurden bis Dienstagnachmittag mehr als 110 Personen in Sicherheit gebracht, 22 davon per Hubschrauber. Sie kamen bei Angehörigen und Bekannten unter.
Spendenmöglichkeit
ORF-Hochwasserhilfe sofort: Erste Bank, Kontonr.: 40.014.400.100, BLZ: 20.111
In Gramastetten wurde eine 20-jährige Frau vermisst, die zuletzt am Wochenende auf einem Fest gesehen worden war. Ob ihr Verschwinden etwas mit dem Hochwasser zu tun hat, war vorerst nicht klar. In Goldwörth, das am Vormittag laut Augenzeugen „ein einziger See“ war, ging das Wasser zurück. In Oberösterreich waren laut Auskunft des Landes bisher in Summe über 28.000 Freiwillige im Einsatz, teilweise seit Freitag.
Ausnahmezustand in Ebensee
Ausnahmezustand herrschte nach wie vor in Ebensee im Salzkammergut. Zwar sank der Pegel des Traunsees, 50 Häuser standen jedoch noch immer unter Wasser, zwei Ortsteile waren komplett von der Außenwelt abgeschnitten, ganze Straßen wurden weggeschwemmt. Besonders schlimm hatte es die Ortsteile Rindbach und Seewinkel erwischt. Sie waren von außen mit Autos nicht mehr erreichbar, da teilweise ganze Straßen weggeschwemmt wurden. Lediglich für Unimog-Fahrzeuge des Bundesheeres war die Zufahrt noch möglich.
Wie am Dienstag bekanntwurde, kam es in der Nacht auf Montag zu spektakulären Lebensrettungen. Zwei Einwohner von Rindbach hatten einen Herzinfarkt bzw. einen epileptischen Anfall erlitten. Sie wurden in einer Rettungsaktion zuerst mit einem Bundesheer-Unimog herausgeholt und dann zwischen Ebensee und Bad Ischl dem Notarzt übergeben.
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