Kommende Stunden sind entscheidend
Während die westlichen Bundesländer mit den Aufräumarbeiten beginnen konnten, ist die Situation vor allem in Ober- und Niederösterreich noch immer äußerst angespannt. Die betroffenen Gemeinden entlang der Donau bangen weiterhin, ob der teils bereits aufgeweichte Hochwasserschutz ausreichen wird und ob die mobilen Schutzanlagen dem hohen Druck gewachsen sind.
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Schließlich steigt das Wasser weiter an, gegen 17.00 Uhr wurden am Pegel Kienstock in der Wachau 10,69 Meter gemessen. Der Donau-Pegel steige „schleichend“, hieß es am Nachmittag. Die Prognose für „Mitternacht bis in die frühen Morgenstunden“ lautet unverändert 10,90 Meter, wie der Hydrologische Dienst des Landes Niederösterreich mitteilte. Tritt dieses Szenario tatsächlich ein, wären das nur drei Zentimeter weniger als beim Jahrhunderthochwasser im Jahr 2002.

APA/Helmut Fohringer
Schutzwand in Krems-Stein: Wasser steht bis an die Oberkante
Bangen in Krems
Doch auch wenn der Wasserstand die Höhe der Dämme nicht übersteigt und diese dem hohen Druck der reißenden Fluten standhalten, gelten immer noch mitgeschwemmte Baucontainer und Bäume als Gefahr für deren Standfestigkeit. Doch auch für ein solches Szenario haben die Einsatzkräfte vorgesorgt, entlang des Verlaufes der Schutzanlagen liegen Sandsäcke bereit, die im Bedarfsfall rasch zu einem zweiten Wall aufgebaut werden können.
„Wir haben vor allem im Bereich Krems-Stein mit unseren Feuerwehrleuten 220.000 Sandsäcke vorbereitet. Falls es zu einem Überschwappen kommt, können wir sofort einen Sekundärdamm bauen, um die Bevölkerung zu schützen“, hieß es seitens der Feuerwehr - mehr dazu in noe.ORF.at.
Die Schutzwand werde laufend kontrolliert. „Kleine Wasserdurchtritte stellen keine Gefahr dar, dieses Wasser wird von den Pumpwerken weggepumpt“, heißt es von der Feuerwehr. Aufgrund der Prognosen könne ein Übertritt der Donau im Ortsteil Stein weiterhin nicht ausgeschlossen werden, so die Feuerwehr. Fahrten in das Hochwassergebiet sollten unbedingt unterlassen werden. „Die wenigen Umleitungsstrecken sind verkehrsmäßig bereits überlastet, die Einsatzkräfte benötigen die Verkehrsflächen dringender.“
Dramatische Rettungsaktion
Auf der Hochwasser führenden Donau bei Wallsee (Bezirk Amstetten) ist unterdessen Dienstagnachmittag ein mit fünf Personen besetztes Motorboot gekentert. Das Quintett - Jäger und Feuerwehrmänner - wurde unverletzt aus dem reißenden Strom geborgen. Es habe sich um eine „dramatische Rettungsaktion“ gehandelt, hieß es seitens der Feuerwehr. Ein aus den Fluten gezogenes Opfer - es habe sich um einen Feuerwehrmann gehandelt - habe nicht mehr daran geglaubt, lebend aus der Hochwasser führenden Donau zu kommen: wegen der Kälte des Wassers und der starken Strömung.

APA/Helmut Fohringer
Der Hochwasserschutz in Krems-Stein hält
Kritische Lage im Bezirk Melk
Kritisch ist die Lage bei Kemmelbach im Bezirk Melk. Das Hochwasser bedroht eine Wohnsiedlung, der mobile Plastikdamm hatte sich Dienstagfrüh um zwei Meter verschoben. Die Einsatzkräfte mussten daher Großpumpen verlegen. In Mautern im Bezirk Krems drang im Ortsteil Hundsheim Wasser ein, es dürfte unter der Schutzwand durchgeflossen sein. Eine Kleingartensiedlung wurde überflutet - mehr dazu in noe.ORF.at.
In Korneuburg sind am Dienstag neuerlich mehrere Menschen vor dem Hochwasser der Donau in Sicherheit gebracht worden. Die örtliche Feuerwehr rückte mit Booten aus. „Mehrere Personen im Gefahrenbereich weigern sich immer noch, ihre Gebäude zu verlassen“, hieß es außerdem in einer Aussendung.
Grein als „Zitterpartie“
Unterdessen gingen die Pegelstände in Oberösterreich zurück. Einzig Grein (Bezirk Perg) war weiter eine „Zitterpartie“, sagte ein Mitarbeiter des Hydrographischen Dienstes des Landes. Kurz vor 21.30 Uhr wurden dort 14,55 nach 14,63 Metern am Nachmittag gemessen. Es sei nach wie vor eine Frage von Zentimetern, ob der Hochwasserschutz in Grein hält oder nicht, hieß es weiter.
Wann und ob der prognostizierte Höchststand von 14,80 Metern erreicht wird, lasse sich seriös nicht abschätzen. In Schärding wurden am Nachmittag 5,61 nach 6,36 Metern am Vormittag gemessen, in Linz waren es 8,84 nach 9,17 Metern und in Mauthausen 8,36 nach 8,53 Metern - mehr dazu in ooe.ORF.at.

APA/Bundesheer/Thomas Kermer
Im oberösterreichischen Grein dauert das Zittern an - auch hier steht das Wasser bis an die Kante der Schutzanlage
Frau vermisst
Personen, die am Montag in Linz im Bereich der Oberen Donaulände in Sicherheit gebracht worden waren, konnten in ihre Häuser zurückkehren. Im stark betroffenen Bezirk Urfahr-Umgebung wurden bis zum Nachmittag mehr als 110 Personen in Sicherheit gebracht, 22 davon per Hubschrauber. Sie kamen bei Angehörigen und Bekannten unter.
Spendenmöglichkeit
ORF-Hochwasserhilfe sofort: Erste Bank, Kontonr.: 40.014.400.100, BLZ: 20.111
In Gramastetten wurde eine 20-jährige Frau vermisst, die zuletzt am Wochenende auf einem Fest gesehen worden war. Ob ihr Verschwinden etwas mit dem Hochwasser zu tun hat, war vorerst nicht klar. In Goldwörth, das am Vormittag laut Augenzeugen „ein einziger See“ war, ging das Wasser zurück. In Oberösterreich waren laut Auskunft des Landes bisher in Summe über 28.000 Freiwillige im Einsatz, teilweise seit Freitag.

APA/Landespolizeidirektion OÖ
In Ottensheim (Bezirk Urfahr-Umgebung) hat sich die Lage etwas entspannt
Ausnahmezustand in Ebensee
Ausnahmezustand herrschte nach wie vor in Ebensee im Salzkammergut. Zwar sank der Pegel des Traunsees, 50 Häuser standen jedoch noch immer unter Wasser, zwei Ortsteile waren komplett von der Außenwelt abgeschnitten, ganze Straßen wurden weggeschwemmt. Besonders schlimm hatte es die Ortsteile Rindbach und Seewinkel erwischt. Sie waren von außen mit Autos nicht mehr erreichbar, da teilweise ganze Straßen weggeschwemmt wurden. Lediglich für Unimog-Fahrzeuge des Bundesheeres war die Zufahrt noch möglich.
Wie am Dienstag bekanntwurde, kam es in der Nacht auf Montag zu spektakulären Lebensrettungen. Zwei Einwohner von Rindbach hatten einen Herzinfarkt bzw. einen epileptischen Anfall erlitten. Sie wurden in einer Rettungsaktion zuerst mit einem Bundesheer-Unimog herausgeholt und dann zwischen Ebensee und Bad Ischl dem Notarzt übergeben.
Pegel der Donau in Wien steigt
In Wien wird die Hochwasserspitze spätestens am Mittwoch erwartet, erste Ausläufer haben die Stadt aber bereits erreicht. Am Dienstag waren mehrere Gastronomiebetriebe an der Neuen Donau und mehrere Häfen in der Bundeshauptstadt überflutet. Die Wiener Lokalmeile Copa Cagrana wurde - wie bei starkem Hochwasser üblich - von den Fluten der Neuen Donau überschwemmt.

APA/ORF.at
Schaulustige als Problem
Zu diesem Problem kommt aber ein weiteres, nämlich „Hunderte Schaulustige“, wie Pächter Norbert Weber am Dienstag beklagte: „Die Leute fladern alles, nehmen zum Beispiel die Sessel mit, die wir ausgeräumt haben.“ Auch wenn laut der Stadt keine Gefahr besteht, ist die Feuerwehr in Alarmbereitschaft. Die Lage sei „beobachtungswürdig“, hieß es.
Gesperrt ist unter anderem die Ostautobahn (A4), weil die Unterführung unter der Stadionbrücke überflutet wurde. Noch hielten sich die Einsätze in Grenzen, sagte Berufsfeuerwehrsprecher Christian Feiler. „Wir werden der Dinge harren, die noch passieren.“ Pro Stunde steige der Pegelstand der Donau um einen Zentimeter. Zu einer Flutwelle werde es nicht kommen, der Pegel steige kontinuierlich, sagte Feiler - mehr dazu in wien.ORF.at.
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