Themenüberblick

Eine Kanzlerin packt mit an

In Deutschland rollt die Wasserwelle Donau und Elbe hinab. Die Schäden sind enorm. Am Dienstag packte die deutsche Kanzlerin Angela Merkel in Sachsen mit an und füllte Sandsäcke. In Bayern versprach sie Millionenhilfen.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Merkel versprach den Flutopfern bei einem Besuch in den Hochwassergebieten mindestens 100 Millionen Euro für schnelle Hilfen. Angesichts der größten Donau-Flut seit mehr als 500 Jahren sagte die Kanzlerin in Passau: „Wir haben gedacht, 2002 war die Lage schon exorbitant.“ Jetzt sei sie aber noch dramatischer. Auch im Osten Deutschlands überschwemmten Flüsse viele Dörfer und Städte. Bundespräsident Joachim Gauck dankte den Nothelfern.

Lage an der Donau

In Passau war der Pegelstand in der Nacht auf Dienstag nach Behördenangaben auf 12,89 Meter gestiegen. Das war die größte Flut seit 1501. Bei der Jahrhundertflut im Jahr 2002 wurden 12,20 Meter gemessen. Der Scheitelpunkt der Flut floss dann Richtung Österreich, Slowakei und Ungarn ab, wo weitere Schäden befürchtet wurden. Stadt und Landkreis Regensburg - an der Donau oberhalb von Passau - gaben angesichts steigender Wasserstände neuen Katastrophenalarm. In Passau sinkt die Donau mittlerweile deutlich.

Europa-Karte zeigt die vom Hochwasser betroffenen Gebiete

APA/ORF.at

Situation an der Elbe

In Sachsen-Anhalt und Niedersachsen wuchs die Furcht vor einer gewaltigen Elbe-Flut. Magdeburg erwartete nach Angaben der Stadt einen Pegelstand von 6,90 Metern. Normal seien knapp zwei Meter. Flussauf waren die Elbe und ihre Zuflüsse vielerorts schon über die Ufer getreten. In Halle kämpften Hunderte Einsatzkräfte und Soldaten um die Deiche an der Saale. „Die Dämme sind sehr aufgeweicht“, sagte Oberbürgermeister Bernd Wiegand.

Angela Merkel mit Sandsack

AP/dpa/Arno Burgi

Die Kanzlerin hilft mit bei den Sandsäckchen

In Bitterfeld-Wolfen sollten 10.000 Menschen ihre Wohnungen verlassen, weil der Goitzschsee nach einem Deichbruch im sächsischen Löbnitz überzulaufen drohte. Der Chemiepark Bitterfeld mit mehr als 12.000 Arbeitsplätzen wurde nach Angaben einer Sprecherin mit einem zusätzlichen Damm gesichert.

Am Abend spitzte sich die Lage weiter zu. Der Seelhauser See habe mittlerweile einen kritischen Wasserstand erreicht, teilte ein Sprecher des Landkreises Anhalt-Bitterfeld am Dienstag mit. Er warnte vor einem möglichen Deichbruch. In diesem Falle würde viel Wasser in die Stadt Bitterfeld fließen. Geräumt wurden auch die Dörfer Sollnitz und Kleutsch an der Mulde bei Dessau-Roßlau. In Dresden, wo die Elbe vom normalen Pegelstand von zwei Metern auf 7,37 Meter anschwoll, wurden weitere Evakuierungen vorbereitet.

Katastrophenalarm ausgelöst

Auch im niedersächsischen Landkreis Lüchow-Dannenberg wurde am Dienstagabend vorausschauend Katastrophenalarm ausgelöst. Konkret bedeute das, dass der Landkreis ab sofort für den Einsatz zuständig sei, sagte eine Sprecherin. Helfer seien dazu aufgerufen, Sandsäcke zu füllen, Evakuierungen seien aber bisher nicht geplant. Der Alarm sei aufgrund der Prognosen zu den Pegelständen ausgerufen worden, hieß es.

Am Dienstagmittag wurde in Hitzacker ein Pegelstand von 4,51 Meter gemessen. Für Sonntag prognostiziert das Wasser- und Schifffahrtsamt Magdeburg einen Wasserstand von 8,00 Metern für die Kleinstadt - etwa einen halben Meter mehr als 2002. Damals stand Hitzacker komplett unter Wasser. Bis Mittwoch der kommenden Woche könnte der Elb-Pegelstand dort sogar noch auf bis zu 8,80 Meter steigen.

Auch Steinbrück verspricht Hilfen

Merkel sagte den Flutopfern Soforthilfe vom Bund von 100 Millionen Euro zu. Nach einem Hubschrauberflug über Passau sagte die Kanzlerin: „Wenn Bayern heute kommt und mehr Geld braucht, lassen wir mit uns reden.“ Auch SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück sprach sich für staatliche Hilfen aus. In Bayern und im Bund wird im September gewählt. Viele Gemeinden und Organisationen haben Spendenkonten eingerichtet.

Tausende Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdiensten, Technischem Hilfswerk und Soldaten der Bundeswehr schütteten Dämme auf, füllten Sandsäcke, holten Flutopfer aus überschwemmten Orten und Häusern. Merkel ließ sich fotografieren, wie sie vor der Feuerwache in Pirna beim Verladen von Sandsäcken half.

A8 soll freigegeben werden

Deutschlandweit kamen im Hochwasser bisher mindestens vier Menschen ums Leben. Bereits am Donnerstag war in Niedersachsen eine Radfahrerin ertrunken, die auf einer wegen Überflutung gesperrten Straße gestürzt war. In Baden-Württemberg verloren drei Menschen ihr Leben, unter ihnen ein Feuerwehrmann. Nach wie vor sind viele Verbindungen durch das Hochwasser in Mitleidenschaft gezogen. Die Autobahn Salzburg-München (A8), die wegen Überschwemmungen an der Anschlussstelle Grabenstätt unterbrochen ist, soll in diesem Abschnitt am Mittwoch wieder freigegeben werden. Der Verkehr soll zunächst einspurig möglich sein.

Links: