Auch Slowakei und Ungarn zittern
In Tschechien, der Slowakei und auch Ungarn hat das Hochwasser ebenso wie in Österreich und Deutschland viele Landstriche im Griff. In Tschechien mussten schon 8.000 Menschen wegen der Flut ihr Heim verlassen. Mit großer Sorge blicken die Menschen im Elb-Tal auf die Flüsse. In Prag halten Schutzwände unterdessen enorme Wassermassen zurück.
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Nach einem tagelangen Kampf gegen das Hochwasser in Tschechien erreichte die Moldau in Prag den Höchststand. Am Dienstag rauschten laut Behördenangaben 3.210 Kubikmeter Wasser pro Sekunde den Fluss hinab - das ist das Zwanzigfache der normalen Wassermenge.

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Mobile Schutzwände konnten die berühmte Prager Altstadt vor einer Überschwemmung bewahren, sie hielten dem Druck der Fluten stand. Zu einer Bedrohung für die historische Bausubstanz wurde unterdessen auch das steigende Grundwasser. Die Nationalbücherei errichtete zusätzliche Sandbarrieren, der U-Bahn-Verkehr blieb eingestellt.

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Hochwasserwarnstufe in über 40 Orten
Die Zahl der wetterbedingten Todesfälle stieg in Tschechien seit Sonntag auf mittlerweile acht. An 43 Orten herrschte die höchste Hochwasserwarnstufe, Landstraßen waren unpassierbar. Der Notstand gilt seit Sonntag in fast allen Teilen des Landes.
An der Elbe war die Nervosität der Menschen groß. In Melnik am Zusammenfluss von Moldau und Elbe stehe das Wasser nur noch 60 Zentimeter unter der Deichkrone, wie das Tschechische Fernsehen berichtete. Vielerorts mussten Deiche bereits aufgegeben werden. „Trockenen Fußes kommt keiner mehr aus dem Haus“, sagte der Bürgermeister der Ortschaft Kresice, Vaclav Kovarik.
Usti nad Labem: Tausende gerettet
In der Industriestadt Usti an der Elbe ordneten die Behörden die Evakuierung von weiteren Wohngebieten mit rund 2.000 Einwohnern an. Straßen sind überflutet, Brücken gesperrt und Stadtteile nur noch mit dem Zug zu erreichen. Im Elb-Tal erwarten die Behörden am Mittwoch einen Pegelstand, der nur einen knappen Meter unter jenem der historischen Hochwasserkatastrophe von 2002 liegen dürfte.

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Straßensituation in Prag
Das Hochwasser der Elbe wird das benachbarte deutsche Bundesland Sachsen nach Ansicht des dortigen Landesinnenministers Markus Ulbig (CDU) die ganze Woche über beschäftigen. „Wir müssen uns auf eine lange Zeit einstellen, insbesondere im Elb-Tal“, sagte er am Dienstag in Dresden. Das Wasser der Moldau wird mit drei, vier Tagen Verzögerung in Dresden erwartet.

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Dresden bereitet sich auf das Hochwasser vor
Slowakei wartet auf Flutwelle
Die Slowakei bereitet sich auf die nahende Donau-Flutwelle aus Österreich vor, die laut jüngsten Prognosen höher als befürchtet sein könnte und erst Donnerstagnachmittag, einen halben Tag später als angenommen, eintreffen soll. Der Pegel der Donau steigt unaufhaltsam und hat laut Informationen des slowakischen Hydrometeorologischen Dienstes in der Hauptstadt Bratislava bereits Dienstagvormittag mit 8,53 Metern die dritte Hochwasserstufe erreicht.
Einige Straßen und Uferteile der Hauptstadt wurden von der Polizei bereits gesperrt. Rund 1.000 Feuerwehrleute und über 300 Soldaten befinden sich in Bereitschaft. Noch bleibt die Donau für Bewohner eine Attraktion, Hunderte Menschen beobachten den ständig steigenden Pegel.
Mobile Dämme in Bratislava
In Bratislava ist man zuversichtlich und glaubt, selbst für ein Tausendjahreshochwasser gewappnet zu sein. Bereits am Montag wurden insgesamt gut zwei Kilometer mobiler Dämme aufgerichtet. Das neue Hochwasserschutzsystem, dass erst 2011 für 32 Millionen Euro angeschafft wurde und einem Durchfluss von 13.500 Kubikmeter pro Sekunden standhalten sollte, wird allerdings erst beim Eintreffen der Scheitelwelle seinen ersten realen Bewährungstest bestehen müssen.
Höchste Alarmbereitschaft herrscht allerdings entlang des ganzen slowakischen Abschnittes der Donau, gefährdet sind flussnahe Städte und Gemeinden in den Kreisen Bratislava, Nitra und Trnava bis zur Grenze mit Ungarn. Vorsorglich wird ein Teil der Wassermassen in den alten Flusslauf der Kleinen Donau umgeleitet, auch aus dem Stausee in Gabcikovo wurde Wasser abgelassen. Der Schiffsverkehr auf dem slowakischen Teil der Donau wurde am Montagabend eingestellt.
Ungarn erwartet größtes Hochwasser seit 50 Jahren
Wegen des nun auch Ungarn bedrohenden Donau-Hochwassers rief der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban für Teile seines Landes den Katastrophennotstand aus. Die Behörden könnten 8.000 Armeesoldaten, 8.000 Katastrophenschützer, 1.400 Wasserbauexperten und 3.600 Polizisten mobilisieren, so Orban am Dienstag bei einem Besuch der Katastrophenschutzzentrale, die im Innenministerium eingerichtet wurde.
In Ungarn wird die Scheitelwelle des Hochwassers ab Mittwoch erwartet, am Wochenende dürfte sie Budapest erreichen. In mehreren Ortschaften entlang der Donau begannen die Behörden mit Vorbereitungen zur Aufstellung mobiler Schutzdämme. Der Notstand gilt für die westungarischen Bezirke Györ und Komarom sowie für Teile des Bezirks Pest und für die an der Donau gelegenen Stadtbezirke von Budapest, meldete die staatliche Nachrichtenagentur MTI. Nach Angaben des ungarischen Botschafters in Wien, Vince Szalay-Bobrovniczky, wird ein Hochwasser, wie es nur alle 50 Jahre auftritt, erwartet.
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