Feuertaufe für Hochwasserschutzbauten
Nachdem die Pegelstände in den Hochwassergebieten in Salzburg und Tirol langsam wieder etwas zurückgehen, bleibt die Lage entlang der Donau und dem Inn weiter angespannt. Aus Bayern kommen neue Wassermassen und lassen die Pegel voraussichtlich bis Dienstagnachmittag weiter steigen.
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2.500 Feuerwehrleute und 270 Bundesheersoldaten sind in Niederösterreich derzeit im Dauereinsatz. Vor allem in der Wachau hat sich die Situation in den letzten Stunden zugespitzt, sagte Mathias Fischer vom Landesfeuerwehrkommando: „Emmersdorf, die Ortschaften in der Wachau, Spitz, Dürnstein oder Weißenkirchen werden zurzeit intensiv beobachtet. Die Hochwasserschutzbauten erleben da ihre Feuertaufe.“ Die Höhe der Hochwasserschutzwände beträgt 11,15 Meter - bis Dienstag sollen die Pegel auf 10,95 Meter ansteigen - mehr dazu in noe.ORF.at.

APA/Roland Schlager
Die Anwohner in der Wachau hoffen, dass der mobile Hochwasserschutz hält
Situation in Melk „unter Kontrolle“
Trotz der rasch steigenden Wassermassen konnte der mobile Hochwasserschutz von den Einsatzkräften rechtzeitig errichtet werden. Ob sie den Wassermassen standhalten werden, wird sich erst im Laufe des Dienstag zeigen, wenn der Höchststand erreicht wird. Christoph Urbanek vom Hydrographischen Dienst Niederösterreich geht davon aus, dass die Hochwassermarke von 2002 knapp überschritten wird.
Spendenmöglichkeit
ORF-Hochwasserhilfe sofort: Erste Bank, Kontonr.: 40.014.400.100, BLZ: 20.111
In Melk, wo ein Teil der Altstadt bereits unter Wasser steht und die B1 komplett überflutet ist, sei die Situation unter Kontrolle, und man sei "für einen Hochwasserfall wie im Jahr 2002 gerüstet“, teilte der Melker Bürgermeister, Thomas Widrich (ÖVP), am Montag auf der Website der Stadt mit. Während einige Geschäftsleute selbst ohne Strom ihre Geschäfte noch offen hielten, wurde bereits am Vormittag die Seniorenwohnhausanlage Senior Sozial evakuiert.
In Weißenkirchen in der Wachau ist Montagabend der hochwasserbedingte Zivilschutzalarm ausgelöst worden. 450 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Auch Emmersdorf bei Melk gleicht einer Geisterstadt: Die Häuser im Zentrum wurden evakuiert - bei ihnen steht das Wasser mittlerweile bis zum ersten Stock. In Krems hat das Rote Kreuz vorsorglich Notschlafstellen für 200 Personen zur Verfügung gestellt.
Pegel in Schärding geht langsam zurück
In Oberösterreich ist die Situation am Inn in Schärding und in den Orten entlang der Donau weiterhin kritisch. In Schärding dürfte der höchste Pegel bereits überschritten sein, dort hat der Inn Montagnachmittag die Marke von 10,70 Metern erreicht. Man erwarte in den kommenden Stunden einen leichten Rückgang, berichtete ein Mitarbeiter des Hydrografischen Dienstes. Rund 240 Häuser mussten evakuiert werden, darunter auch das Kurhaus, nachdem der Inn über den Hochwasserdamm trat.

APA/Manfred Fesl
In Schärding mussten die Helfer auf Boote umsteigen
Gespannt wartet man im Machland auf die Wassermassen, wo nach der Jahrhundertflut 2002 der bisher größte Hochwasserschutzdamm Österreichs errichtet wurde. Der Scheitelwert der Donau in Mauthausen mit 8,80 Meter wird für Montagabend erwartet, in Grein Dienstagvormittag mit 14,80 Meter - mehr dazu in ooe.ORF.at. In Linz mussten Montagnachmittag die Eisenbahnbrücke und die Steyregger Brücke vorsorglich gesperrt werden. Der mobile Hochwasserschutz im Stadtteil Urfahr halte auf jeden Fall, versicherten die Behörden. Am Abend soll der maximale Stand von 9,20 Metern erreicht werden.
„Prognose war falsch“
Vom oberösterreichischen Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) gab es unterdessen Kritik an den Hochwasserprognosen. Von den Bundesländern und Bayern seien zu geringe Parameter zugrunde gelegt worden, sagte Pühringer nach der ersten Sitzung des Landeskrisenkoordinationsgremiums am Montag.
Der „große Push“ sei der massive Anstieg der Schneefallgrenze von Freitag auf Samstag gewesen, so Umweltlandesrat Rudi Anschober (Grüne) zu den Ursachen. Dazu kamen gewaltige Niederschlagsmengen und Zuflüsse aus anderen Bundesländern sowie dem benachbarten Bayern - mehr dazu in ooe.ORF.at.
Suche nach zwei Vermissten läuft
Nachdem bereits am Samstag in Salzburg ein Mann bei Aufräumarbeiten ums Leben gekommen war, forderte das Hochwasser am Montag ein zweites Menschenleben. In Mäder in Vorarlberg wurde ein seit Sonntag abgängiger 58-Jähriger tot aufgefunden. Der Mann hatte am Samstagabend eine Feier besucht, von der er nicht nach Hause zurückkehrte - mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.
Zudem werden zwei Salzburger, eine junge Frau und ein Landwirt, seit Sonntag vermisst. Von ihnen fehlt nach wie vor jede Spur. Sie dürften von Muren wahrscheinlich in die Salzach gespült worden sein. Salzburger Wasserretter suchen die Salzach im Bereich Taxenbach daher Schritt für Schritt ab, sagt Wasserretter Bernhard Gruber: „Es ist zwar sehr anstrengend, aber wir müssen alles versuchen. Es besteht die Möglichkeit, dass hinter den Steinen jemand hängenbleibt.“
Aufräumarbeiten in vollem Gange
Unterdessen haben in Tirol und Salzburg bereits die ersten Aufräumarbeiten begonnen, und die Schäden werden sichtbar. Im Tiroler Unterland bot sich den Einsatzkräften ein verheerendes Bild. Insbesondere im stark getroffenen Ort Kössen im Bezirk Kitzbühel sind die Schäden enorm. Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) kündigte erste Sofortmaßnahmen an - mehr dazu in tirol.ORF.at.
Mehrere Häuser in Hüttau unbewohnbar
Im Salzburger Pongau erwischte es vor allem den Ort Hüttau, wo Sonntagfrüh eine Mure mehrere Häuser zerstörte. „Für rund 20 Personen wurden Ausweichquartiere gefunden, und zum Teil sind sie auch bei Verwandten oder Bekannten untergebracht“, sagt Bürgermeister Rupert Bergmüller (ÖVP) - mehr dazu in - salzburg.ORF.at.
Auch in der Stadt Salzburg sind die Spuren des Hochwassers noch unübersehbar, doch alle Brücken und Unterführungen sind wieder frei. Und auch der Pegel der Salzach nähert sich 26 Stunden nach der Rekordmarke vom Sonntagmittag wieder dem Normalwert an. Auch die Saalach an der Grenze zu Bayern ist wieder in ihr Bett zurückgekehrt - eingestürzte Ufer an mehreren Stellen werden aber noch länger an die Hochwasserurgewalt erinnern - mehr dazu in salzburg.ORF.at.

APA/MMV/Franz Neumayr
In Tirol und Salzburg werden langsam die Schäden sichtbar
Schwere Schäden für Salzburger Landwirtschaft
Fluten und Murenabgänge haben in Salzburg die Landwirtschaft schwer getroffen. „Was ich von den Fernsehbildern sagen kann, so glaube ich, dass man etwa im Saalachtal von einem Totalschaden für die betroffenen Bauern sprechen kann. Das ist so ziemlich das Schlimmste, was einem passieren kann“, sagte am Montag Franz Wieser, der Sprecher von Agrarlandesrat Sepp Eisl (ÖVP).
TV-Hinweis
ORF2 ändert aus gegebenem Anlass das Programm und berichtet am Dienstag um 7.00 und 8.00 Uhr in ZIB-Spezialausgaben und um 9.00 Uhr in einer verlängerten ZIB von den aktuellen Entwicklungen.
Die sehr breit aus den Ufern getretene Saalach habe dort große Steine, Treibholz und große Mengen Schlamm in den Wiesen zurückgelassen. Es werde lange dauern, bis die Flächen abgeerntet werden können. Damit werde auch die Futterversorgung für das Vieh mit Heu ein Problem. Zwischen Saalfelden und Unken sei eine Fläche von rund 800 Hektar betroffen, sagte Bezirksbauernobmann Hansjörg Kirchner. Rund 600.000 Kilo Heu seien zerstört, „das ist ein Ernteschaden von 180.000 Euro“. Dazu kämen Aufräumkosten von rund 200.000 Euro.
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