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Todesopfer im Salzburger Pongau

Die Hochwasserlage in Österreich bleibt weiter dramatisch: Nachdem sich am Sonntag bereits tausende Einsatzkräfte in mehreren Bundesländern im Dauereinsatz befanden, wird der Höhepunkt in Oberösterreich und Niederösterreich erst erwartet. Die Altstadt von Melk wurde am Sonntag bereits teilweise überflutet. Von Entspannung kann aber auch in Salzburg noch keine Rede sein.

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Auch wenn die Hochwasserspitze an der Donau erst für Dienstagvormittag erwartet wird, ist der Fluss unter anderem in Melk bereits über die Ufer getreten. Laut Franz Resperger, Sprecher des Landeskommandos, standen am späten Sonntagnachmittag 150 Feuerwehren mit etwa 2.000 Mann im Einsatz. „Und es werden laufend mehr.“ In Melk selbst waren den Angaben zufolge bereits Teile der Altstadt vom Hochwasser betroffen. Etwa 250 bis 300 Menschen mussten laut Resperger ihre Häuser verlassen.

Überflutete Altstadt in Melk

ORF

Teile der Altstadt von Melk wurden am Sonntagnachmittag überlutet

Zivilschutzalarm wurde unter anderem auch für St. Valentin und Aschbach-Markt ausgelöst, wo die Enns bzw. Url über die Ufer traten. Die Feuerwehr errichtete Dämme mit Sandsäcken. Am Sonntagabend forderte die Polizei zudem alle Bewohner der Siedlungen im Augebiet der Donau in Klosterneuburg und Kritzendorf auf, ihre Häuser zu verlassen und die Autos zu entfernen. Die Donau dürfte am Montag und Dienstag noch einmal um eineinhalb Meter steigen, der Strom in den Siedlungen muss abgeschaltet werden - mehr dazu in noe.ORF.at.

Hält Hochwasserschutz in Wachau?

Die Gemeinden und Bezirke an der Donau in Niederösterreich wurden Sonntagabend zum Katastrophengebiet erklärt. Zur Unterstützung der Einsatzkräfte steht zudem das Bundesheer mit 1.500 Mann in Bereitschaft.

Vom Bezirksfeuerwehrkommando in Krems wurde Sonntagabend darauf hingewiesen, dass trotz des Vollaufbaus der Hochwasserschutzwände in der Wachau ein Wasserübertritt ab Montagmittag „nicht ausgeschlossen werden“ könne. Die aktuellen Prognosen wurden gleichzeitig als „immer noch unsicher“ bezeichnet. Ein weiteres Mal wurde betont, dass sie auf ein „außergewöhnliches Hochwasserereignis“ hindeuten würden. An die Bevölkerung erging auch die Aufforderung, sich regelmäßig über die aktuellen Wasserstände zu informieren. Überdies sei Anweisungen der Einsatzkräfte im Hinblick auf Evakuierungen Folge zu leisten.

Wiener Hochwasserzentrale besetzt

In Wien sind die Hochwasserzentrale und die Wehranlagen der Neuen Donau bereits seit Freitag besetzt. Die für die Bundeshauptstadt ausschlaggebende Durchflussmenge der Donau steigt laufend, liegt aber noch unter der kritischen Marke von 14.000 Kubikmeter pro Sekunde - mehr dazu in wien.ORF.at.

Schärding rüstet sich für Hochwasser

Auch in Oberösterreich rüsten sich die Einsatzkräfte weiter für das drohende Hochwasser. Laut Feuerwehr muss sich unter anderem Schärding auf ein Rekord-Hochwasser vorbereiten. Die Stadt wurde vollständig für den Verkehr abgeriegelt. Rund 500 Menschen müssen ihre Häuser verlassen - mehr dazu in ooe.ORF.at.

Das Ortsschild von Ettenau ragt aus dem Wasser

Daniel Scharinger

Ettenau wurde evakuiert

Hunderte Bewohner mussten auch in Ettenau im Innviertel ihre Häuser verlassen, nachdem die Salzach über die Ufer getreten ist. Generell verlagerte sich in Oberösterreich am späten Sonntagnachmittag das Augenmerk der Einsatzkräfte auf die großen Flüsse. Während sich die Lage an den kleineren Gewässern zunehmend stabilisierte, waren die Pegel von Donau, Inn, Traun und Salzach nach wie vor im Steigen begriffen.

Katastrophenalarm im Pinzgau

Besonders betroffen war am Sonntag auch Salzburg. Im Pongau wurde ein Bauer bei einem Murenabgang getötet. Im Pinzgau gelten zwei Personen vermisst. Teile des Pinzgaus wurden zum Katastrophengebiet erklärt - mehr dazu in salzburg.ORF.at .

Mure in Taxenbach

APA/EXPA/Jürgen Feichter

Verheerender Murenabgang in Taxenbach

Eine leichte Entspannung der Hochwassersituation wurde am Abend aus der Stadt Salzburg gemeldet. Um 18.00 Uhr betrug der Pegelstand der Salzach bei der Staatsbrücke 8,17 Meter. „Der höchste Wert war heute 8,51 Meter“, sagte Katastrophenreferent Markus Kurcz. Zudem habe sich im ganzen Bundesland die Lage stabilisiert. „In Oberndorf ist die Situation aber noch extrem angespannt. Dort ist der Pegel der Salzach noch ansteigend. Darauf legen wir jetzt unseren besonderen Fokus.“

Überflutete Tiefgarage in der Stadt Salzburg

APA/Franz Neumayr

Auch in der Salzburger Landeshauptstadt kam es zu Überflutungen

Die Überschwemmungen, Hangrutschungen und Vermurungen haben im Bundesland Salzburg zu mehreren kleineren Stromausfällen geführt. Das berichtete der Energieversorger Salzburg AG per Aussendung. Seit Sonntagmittag rückten in Salzburg auch Soldaten des Bundesheeres für den Katastropheneinsatz aus. Schwerpunkt des Einsatzes ist vorerst der Bereich Taxenbach im Pinzgau - mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Alarm auch in der Steiermark

Weiter in Alarmbereitschaft befinden sich auch die Feuerwehren und sonstigen Einsatzkräfte in der Steiermark, wo es am Sonntag vor allem im Bezirk Liezen bereits zu Hochwasser und Überflutungen gekommen ist. Rund 1.000 Helfer von 66 Feuerwehren waren im Einsatz - mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Tiroler Kössen unter Wasser

Der Dauerregen führte auch in Tirol zu zahlreichen Überschwemmungen, Vermurungen und Evakuierungen. Besonders betroffen war unter anderem Kössen im Bezirk Kitzbühel. Große Teile des Ortsgebietes wurden überschwemmt. Allein aus der Siedlung Erlau mussten 300 Personen in Sicherheit gebracht werden - mehr dazu in tirol.ORF.at.

Zur Unterstützung der Einsatzkräfte vor Ort und Stelle wurde in Tirol beim Militärkommando um Unterstützung für die Aufräumarbeiten angesucht. Zu den bereits in St. Johann im Einsatz stehenden 25 Soldaten sollen demnach am Montag noch weitere 100 Mann des Bundesheeres im Bezirk Kitzbühel hinzugezogen werden.

Suche nach Vermissten in Vorarlberg

Eine großangelegte Suchaktion nach einem Mann war am Nachmittag in Vorarlberg im Gange. Laut Polizei hatte der Mann in der Nacht gegen 3.00 Uhr nach einer Geburtstagsfeier seinen Heimweg entlang des Koblacher Kanals angetreten und gilt seitdem als vermisst. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) gab am Sonntagabend unterdessen Hochwasserentwarnung. „Die erhöhte Alarmbereitschaft ist beendet“, erklärte der Landeschef. Vorarlberg war vor allem von zahlreichen Murenabgängen und lokalen Überschwemmungen betroffen - mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Zerstörte Westbahn-Trasse

salzburg.ORF.at/Markus Winkler

Die Trasse der Westbahn wurde im Unterpinzgau verschüttet

ÖBB: Fernverkehr auf Weststrecke eingestellt

Massive Auswirkungen gibt es auch für den Verkehr. Von den ÖBB wurde am Nachmittag der internationale Fernverkehr über Salzburg eingestellt. Das betrifft einerseits die Verbindungen von Wien über Salzburg als auch die Nachtzüge von Graz und Villach nach Zürich, die über den Knotenpunkt geführt worden wären. Wie der Sprecher mitteilte, könnten auch die innerösterreichischen Züge zwischen Wien und Salzburg eingestellt werden könnten. Die Trasse der Westbahn wurde im Unterpinzgau durch einen Murenabgang schwer in Mitleidenschaft gezogen - mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Nach Angaben der Autofahrerklubs gibt es auch zahlreiche Beeinträchtigungen im Straßenverkehr. Berichtet wurde von über 100 Straßenzustandsmeldungen. Das Deutsche Eck war komplett gesperrt, wie der ÖAMTC per Aussendung mitteilte. Nicht mehr passierbar ist bereits seit der Früh zudem das Kleine Deutsche Eck zwischen Unterjettenberg und Bad Reichenhall. Auch sämtliche regionalen Ausweichstrecken waren nach Informationen des ÖAMTC gesperrt. Zweitweise nur mit Behinderungen befahrbar war zudem die einzige Ausweichmöglichkeit über die deutsche A3 und Passau.

Krisenstab einberufen

Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) rief angesichts der sich weiter zuspitzenden Hochwassersituation den Krisenstab ein. Beteiligt sind neben Mikl-Leitners Ressort das Außenministerium, das Verteidigungsressort, das Umweltministerium und das Bundeskanzleramt.

Mit der Einberufung beauftragt wurde der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Konrad Kogler. Eingeladen wurde auch das Bundesfeuerwehrkommando. Es gehe um eine Abstimmung und Koordination der Hilfsmaßnahmen, „wer was tun kann“, so der Sprecher des Innenministeriums, Hermann Muhr. Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) sicherte bereits zuvor „rasche und unbürokratische“ Hilfe zu.

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