Landeshaftungen bleiben gültig
Die Hypo Alpe-Adria-Bank (HAAB), die Österreich-Tochter der Kärntner Hypo Alpe-Adria International AG, ist am Freitag zur Gänze um 65,5 Mio. Euro an die Anadi Financial Holdings Pte. Ltd des britischen Staatsbürgers mit indischen Wurzeln, Sanjeev Kanoria, verkauft worden. Die hohen Landeshaftungen für Kärnten bleiben jedoch bestehen.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
„Sanjeev Kanoria und sein Unternehmen Anadi sind ein klarer Bestbieter von internationalem Format“, sagte Hypo-Chef Gottwald Kranebitter bei der Vertragsunterzeichnung in Wien. Zudem verfüge Kanoria über Geschäftserfahrung und ein starkes regionales Bekenntnis. „Neue Produkte, weitere Märkte und die Förderung der Kernregion sind die Ziele unserer Geschäftsbeziehung“, kommentierte Kanoria den Abschluss.
Enge Verbindung zur Srei-Gruppe
Kanoria ist direkt an der Srei-Gruppe, einem der größten indischen Finanzierer von Infrastrukturprojekten, beteiligt, die lange als möglicher Käufer gehandelt wurde. Srei wurde von Kanorias Brüdern Hemant und Sunil Kanoria gegründet, der Fokus des privaten Finanzinstituts liegt jedoch weniger auf dem Bankensektor als vielmehr auf der Realisierung von Projekten im Energiesektor, bei Hafen- und Straßenprojekten. Der endgültige Kauf durch die Anadi Financial Holdings Pte. Ltd muss noch von der Finanzmarktaufsicht abgesegnet werden.
56.000 Kunden in Österreich
Nach der Verstaatlichung 2009 durchlief die Hypo Alpe-Adria-Bank ein Sanierungsprogramm. Die Bilanzsumme schrumpfte um ein Drittel auf rund vier Mrd. Euro. 2012 betrug das EGT 17 Mio. Euro. Mehr als 450 Mitarbeiter betreuen an 14 Standorten in Kärnten, Salzburg und Wien rund 56.000 Kunden. Auch über 470 Gemeinden und Vereine in Kärnten zählen zu den Kunden der Bank.
Beide Seiten betonten, dass zeitnah die Voraussetzungen für ein abschließendes Closing erfüllt werden sollen. Nach diesem letzten Schritt der Privatisierung stünde „einem neuen Kapitel der Regionalbank, unterstützt durch internationale Kraft und Engagement, nichts mehr im Wege“.
Vom Mediziner zum Bankeigentümer
Mit Banken hatte Kanoria eigentlich bisher wenig am Hut. Zunächst studierte er Medizin, schloss dann aber auch den Master of Business Administration (MBA) in London ab. Kürzlich wurde der 49-Jährige für seine Arbeit in Großbritannien - er gründete unter anderem das Gesundheitsunternehmen Advinia Health Care - für den Order of the British Empire nominiert. Sein Interesse an der kleinen Kärntner Bank blieb international nicht unbemerkt. Böse Zungen behaupteten, dass es hierbei nur um eine Banklizenz in der Europäischen Union gehe - und die dürfte er so gut wie in der Tasche haben.
Garantien „unberührt“
Vom Verkauf der Österreich-Tochter der Kärntner Hypo bleiben die bestehenden Garantien, die das Land Kärnten für die Hypo-Österreich übernommen hat, „unberührt und sind weiterhin gültig“, so die Kärntner Bank am Freitag in ihrer Pressemitteilung. Bei der Vertragsunterzeichnung sei besonders das starke Bekenntnis zur Region und zu den Entwicklungspotenzialen der Hypo in Kärnten durch den Investor hervorgehoben worden, wird betont.
Das Land Kärnten bleibt auch nach dem Verkauf Kunde der ehemaligen Landesbank. „Unser Beitrag für die positive Zukunft der Hypo ist, dass das Land Kärnten mit seinen Finanzabwicklungen der größte Kunde ist und es auch in Zukunft bleibt“, erklärte Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) am Freitag in einer Aussendung. Kaiser hofft nun auf einen „positiven Beginn für einen geordneten Neustart nach einer sehr schwierigen Zeit“.
Strategien „für die kommenden Jahrhunderte“
Das künftige Engagement von Anadi Financial verspreche für die Hypo in Kärnten die Möglichkeit, neue Produkte in weiteren Märkten anzubieten und ihre Marktstellung auszubauen und weiter zu festigen, versprach Kanoria bei seinem Besuch in Wien. „Das zentrale Ziel unserer Bemühungen sind neben dem Erhalt des Charakters einer österreichischen Bank vor allem die absolute Sicherheit für die Geldeinlagen der Kunden und eine wohlüberlegte Unterstützung von Initiativen und Unternehmen aller Branchen mit der gebotenen kaufmännischen Sorgfalt“, betonte Kanoria.
Da das Unternehmen bereits 117 Jahre auf dem Markt tätig sei, „bringen wir Strategien mit ein, die eine laufende Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter sicherstellen, um auch in den kommenden Jahrhunderten gesund zu wachsen“, so Kanoria.
Hypo-Sanierungsplan steht
Neben dem Verkauf der Österreich-Tochter ist auch die Sanierung der Hypo Alpe-Adria International AG auf Schiene. Am Freitag wurden die von der EU-Kommission angeforderten Unterlagen übermittelt, heißt es in einer Aussendung des Finanzministeriums. „Einen wesentlichen Inhalt der heute übermittelten Unterlagen stellt der Verkauf der HBA im Jahr 2013 dar“, heißt es in dem Schreiben, ohne auf weitere Details einzugehen.
Kolportiert wird, dass Wien neben dem heute fixierten Verkauf der Österreich-Tochter anbietet, die Italien-Tochter abzubauen. Für die Südosteuropa-Töchter soll hingegen mehr Zeit herausgeholt werden, um sie möglichst günstig verkaufen zu können. Außerdem könnte eine Bad Bank gegründet werden.
Links: