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Europa der große Verlierer

Österreich ist in seiner internationalen Wettbewerbsfähigkeit weiter zurückgefallen, geht aus dem am Donnerstag veröffentlichten „World Competitiveness Yearbook“ der Schweizer Wirtschaftshochschule IMD (International Institute for Management Development) hervor. 2013 liegt Österreich nur mehr auf Rang 23, nach Rang 21 im Jahr davor und Rang 14 noch 2010.

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Die USA haben sich an die Spitze des Rankings gesetzt, der vorjährige Spitzenreiter Hongkong wurde von der Schweiz auf Rang drei verwiesen. Auch Deutschland behauptet sich im globalen Konkurrenzkampf bestens und konnte in dem am Donnerstag zum 25. Mal veröffentlichten Jahresranking der angesehenen Lausanner Wirtschaftshochschule IMD seinen neunten Rang verteidigen.

Neun andere Länder der Euro-Zone haben jedoch sichtbar mit der Schuldenkrise zu kämpfen und sacken im Vergleich der 60 wichtigsten Volkswirtschaften teils stark ab. „Das ist der Preis der Sparmaßnahmen“, sagte IMD-Direktor Stephane Garelli zu der seit 1989 durchführten Studie. Das betrifft nicht nur südeuropäische Krisenländer. So rutschten die Niederlande gemessen an den 333 Kriterien des „World Competitiveness Ranking“ des IMD vom elften auf den 14. Platz ab und Finnland von Rang 17 auf 20.

Besser ohne Euro

Deutlich besser stehen europäische Länder da, die weiterhin ihre nationale Währung haben: Die Schweiz stieg vom bisher dritten auf den zweiten Platz, Schweden verbesserte sich vom fünften auf den vierten Rang, Norwegen vom achten auf den sechsten und Dänemark vom 13. auf den zwölften Platz. Die Rückeroberung von Platz eins verdanken die USA laut IMD vor allem dem Wiedererstarken des Finanzsektors, einer großen Anzahl technologischer Innovationen und erfolgreicher Einzelunternehmen. Auch die Energierenaissance aufgrund der umstrittenen Fracking-Methode zur Ölförderung ist ein wichtiges Kriterium. Allerdings waren zuletzt Zweifel an den prognostizierten Fördermengen laut geworden.

Exportorientierung entscheidend

In Europa konnten sich laut IMD jene Länder profilieren, die eine exportorientierte Produktion haben, deren Wirtschaft breit aufgestellt ist, viele Klein- und Mittelbetriebe aufweist und deren Regierung auf Budgetdisziplin achten - wie eben etwa die Schweiz, Schweden und Deutschland. Als größter Pluspunkt gelten gut ausgebildete Fachkräfte. Für diese Standorte sprechen demnach auch das hohe Bildungsniveau, die „starke Kultur in Forschung und Entwicklung“ und die effektive Justiz.

Wie bereits im vergangenen Jahr werde „der Rest von Europa“ durch die Sparprogramme eingeschränkt. Diese würden die Erholung verzögern und „das Timing für die Konsolidierungsmaßnahmen infrage stellen“.

Seit 1997 hat Europa in Summe an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt - mehr als die Hälfte der Verlierer seither sind europäische Länder. Vor allem Großbritannien und Frankreich haben ihre einst dominante Rolle eingebüßt. Die Niederlande, Luxemburg und Finnland wiederum müssten laut Schweizer Experten ihre Methoden, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, den veränderten Bedingungen anpassen.

Südeuropa hinkt hinterher

Die südeuropäischen Länder wiederum hinken alle hinterher. Italien, Spanien, Portugal und Griechenland verabsäumten es, eine branchenmäßig breit aufgestellte Industrie aufzubauen und die öffentlichen Ausgaben zu begrenzen. Irland und Island wiederum sind laut IMD der Beweis dafür, dass Konkurrenzfähigkeit auf einem nachhaltigen Modell basieren muss.

Die BRICS-Länder (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) schnitten unterschiedlich ab. Während China und Russland im Ranking aufstiegen, fielen Indien, Brasilien und Südafrika zurück. Schwellenländer bleiben laut IMD weiter extrem abhängig von der globalen Wirtschaftserholung. Diese verzögere sich aber offenbar weiter. Das IMD stützt sich auf eigene Erhebungen, zu zwei Dritteln fließt aber die Auswertung nationaler und internationaler Statistiken in das Ranking ein.

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