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Langsam „problematisch“

Tageshöchsttemperaturen um die zehn Grad, starker Wind und immer wieder Regenschauer: Der Wetterbericht Ende Mai klingt eigentlich viel mehr nach April. Ein sommerliches Wetter, das sich so viele schon wünschen, täte auch den Pflanzen gut.

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Schon der Start in die Saison war heuer nicht besonders erfreulich. Die niedrigen Temperaturen bis in den April hinein haben die Pflanzsaison erst recht spät starten lassen. Im Mai ging es dann hingegen ganz schnell - als die Temperaturen nach oben kletterten, blühte plötzlich alles auf. Heuer habe praktisch „alles gleichzeitig“ geblüht, erklärt Guenther Rohrer, zuständig bei der Landwirtschaftskammer (LK) für pflanzliche Erzeugnisse. Dadurch seien die Bienen unter Druck geraten. Die Blüte sei für sie zu schnell vorbeigegangen. „Die waren überfordert“, so Rohrer, was bei der Honigernte zu spüren sein werde.

Nicht nur für die Bienen, auch für den Gemüseanbau sei die Saison heuer etwas holprig gestartet, wie der Leiter der LGV-Frischgemüse, einer Genossenschaft aus rund 110 Gemüsegärtnern, gegenüber ORF.at sagt: Die niedrigen Temperaturen und wenig Licht im März und Anfang April hätten den Pflanzen zu schaffen gemacht, erklärte Gerald König. Das habe sich danach dann zwar deutlich gebessert, aber vor allem im Freiland und beim Folientunnelanbau werde es „langsam problematisch“.

Hagelkörner zwischen Hollunderkulturen in Höf-Präbach

APA/Österreichische Hagelversicherung VVaG

Hagelkörner zwischen Holunderkulturen in Höf-Präbach (Steiermark) am 21. Mai

Feuchtigkeit erhöht Pilzgefahr

„Die Pflanzen entwickeln sich nicht“, erklärt König weiter. Aufgrund des kalten Wetters würde sich die Gemüseernte um ein bis zwei Wochen verspäten. Betroffen sind vor allem Tomaten, Salate, Stangensellerie und andere Sorten, die nicht im Glashaus gezogen werden. Wenn das Wetter bald schön wird, werden sich die Probleme im Rahmen halten, ist König überzeugt. Wenn es jedoch länger noch so feucht bleibt, kommt ein weiteres Problem hinzu: Die Gefahr für Pilzbefall steigt. Das werde vor allem auch in Privatgärten zu spüren sein, so König, wo die Pflanzen meist ungeschützt seien.

Auch Ferdinand Lembacher von der LK Niederösterreich bestätigt, dass die niedrigen Temperaturen bei Kulturpflanzen zur Verzögerung bei der Reife führen würden. Das sei beispielsweise bei Erdbeeren und Frühkartoffeln zu merken. Ansonsten seien aber vorerst keine Ausfälle zu erwarten.

Getreidebauern freuen sich über Regen

Für manche Kulturen habe das Wetter sogar etwas Positives. Getreide würde von dem feuchten, kalten Wetter profitieren. Sehr heiße Tage im Mai hätten dort schon oft zu Problemen wegen Trockenheit geführt. Auf der anderen Seite jedoch begünstige die Feuchtigkeit auch dort die Bildung von Pilzen, so Lembacher. Rohrer rechnet im Ackerbau heuer gar mit einer guten Ernte. Lediglich Biobauern hätten heuer durch die große Feuchtigkeit Probleme mit besonders viel Unkraut.

Überschwemmungen und Vermurungen auf einem Feld

APA/LFV/Fink

Starke Regenfälle führten Anfang Mai zu Überschwemmungen in der Steiermark

Größere Schäden eher nur in Einzelfällen

Nicht so dramatisch sieht auch Wolfgang Mazelle vom Verband steirischer Erwerbsbauern die Entwicklung. Eigentlich sei es noch zu früh für eine Ernteprognose, die Saison verlaufe bisher aber insgesamt relativ normal. Im Obstbereich - vor allem bei den Äpfeln - gebe es einzelne Fälle von relativ starkem Fruchtfall durch die Kälte, insgesamt jedoch seien keine großen Ausfälle zu beklagen. Ungewöhnlich starker Hagel habe kürzlich im Raum Gleisdorf Schäden angerichtet und Teile von Erdbeererträgen zerstört, aber auch dort konzentrierten sich die Probleme auf einzelne Betriebe, so Mazelle - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

„Die ganz große Katastrophe“ sei derzeit jedenfalls nicht zu sehen, so Lembacher von der LK. Damit diese aber auch weiterhin nicht kommt, „sollte es in nächster Zeit schon mal warm werden“.

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