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Streit über Nutzung des Wassers

Äthiopien hat mit dem Bau eines umstrittenen Kraftwerkes am Blauen Nil begonnen. Für die Bauarbeiten des riesigen Dammes wurde der Blaue Nil praktisch geteilt. Das Megaprojekt löst Besorgnis und Verärgerung im Sudan und vor allem in Ägypten aus.

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Ägypten und der Sudan hatten bereits früher das Projekt beanstandet, wie die BBC berichtete. Es verletze Verträge aus der Kolonialzeit, die Ägypten rund 70 Prozent des Nil-Wassers zugestehen. Äthiopien argumentierte zu Baubeginn am Dienstag laut dem Nachrichtensender al-Jazeera hingegen, dass das Megakraftwerk keine Auswirkungen auf Ägypten haben wird. Außerdem ignoriere der von Ägypten ins Feld geführte Vertrag die Bedürfnisse der fünf am Oberlauf des Nils liegenden Staaten.

Karte mit Nil, Weißem Nil und Blauem Nil

ORF.at

Äthiopien bald Afrikas größter Stromexporteur?

Das Kraftwerk entsteht in Benishangul-Gumuz, einer Region an der Grenze zum Sudan. Mit der rund zwölf Milliarden Dollar (9,3 Mrd. Euro) teuren Investition will Äthiopien die eigene Wirtschaft ankurbeln und zum größten Stromexporteur Afrikas aufsteigen. Das Kraftwerk soll laut der ägyptischen Regierung 6.000 Megawatt Strom produzieren - so viel wie sechs Atomkraftwerke zusammen. Das bei Fertigstellung größte Wasserkraftwerk Afrikas soll ausschließlich von Äthiopien finanziert werden. Auf finanzielle Hilfe aus dem Ausland will man aus Furcht vor Reaktionen der Investoren bezüglich eines Streits mit Ägypten gänzlich verzichten.

Der äthiopische Ministerpräsident Demeky Mekonin verteidigte am Dienstag den Bau. Das Wasserkraftwerk nütze nicht nur Äthiopien sondern auch den Nachbarländern, wie er dem öffentlichen Rundfunk Äthiopiens sagte. Er sprach von einer „fairen Nutzung“ des Nils für alle. Äthiopien selbst sieht sich als Quelle von rund 85 Prozent des Nil-Wasser.

Der Blaue Nil entspringt im Tanasee im äthiopischen Hochland von Abessinien. Die zweite Hauptquelle des Nils, der Weiße Nil, entstammt aus den Quellflüssen des Viktoriasees, führt allerdings weniger Wasser als der Blaue Nil. Der Nil, mit knapp 7.000 Kilometern der längste Fluss der Erde, fließt durch Afrika, bis er in Ägypten schließlich ins Mittelmeer mündet.

Bericht soll Klärung bringen

Ägypten wiederum argumentiert, es sei mit rund 90 Millionen Einwohnern eines der bevölkerungsreichsten Länder Afrikas und brauche das Wasser, denn es habe - im Gegensatz zu den anderen Nil-Anrainerstaaten - keine anderen Wasserquellen zur Verfügung. Es sei daher abhängig vom Nil. Bevor man sich allerdings auf einen größeren Wasserstreit mit Äthiopien einlässt, gibt man sich in Ägypten noch abwartend.

So soll ein in den nächsten Wochen erwarteter Bericht des mit den drei Ländern Äthiopien, Sudan und Ägypten besetzten Nilbecken-Komitees die Auswirkungen des Staudamms klären. Erst dann sei klar, welche weiteren Schritte man setzen werde, hieß es am Dienstag vom Sprecher des ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi.

Ägyptens Wasserminister: Brauchen jeden Tropfen

Der ägyptische Minister für Wasser und Bewässerung, Mohammed Baha al-Din wurde bereits deutlicher. Kairo habe nichts gegen den Staudamm, sofern er nicht den im unteren Lauf des Nils liegenden Ländern schade. Man könne allerdings in Ägypten nicht einen einzigen Tropfen des kostbaren Nil-Wasser abgeben. Er verwies dabei auf den wachsenden Wasserbedarf durch die Zunahme der Bevölkerung und auf den daraus resultierenden Bedarf in der Landwirtschaft. Er verwies dabei auch auf Landwirte, die sich über die jetzt schon bestehende Wasserknappheit beschwert hätten.

Der äthiopische Energieminister Alemyehu Tegenu versucht derweil zu beruhigen. Man werde sehen, dass der Staudamm keine negativen Auswirkungen auf Ägypten haben werde. Auch er sprach wie der äthiopische Ministerpräsident von einer „fairen Nutzung“, die allen zugutekommen werde.

Dammbauarbeiten im Trockenen

Die Bauarbeiten gestalten sich ob der natürlichen Gegebenheiten offenbar kompliziert. Für den Bau der riesigen Staumauer musste der Blaue Nil geteilt werden. „Der Damm wird in der Mitte des Flusses gebaut, daher kann man ihn nicht errichten, während das Wasser fließt“, so Mihret Debebe, Geschäftsführer der staatlichen äthiopischen Stromkraftgesellschaft, zu der Nachrichtenagentur Reuters.

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