Laut Schiphol erfolgreiche Maßnahme
Bereits in den nächsten Tagen soll rund um den Amsterdamer Flughafen Schiphol mit der Tötung von Tausenden Gänsen begonnen werden. Die von der Provinzregierung von Nordholland abgesegnete Maßnahme soll die Flugsicherheit erhöhen. Der Grund: Immer wieder sorgen Vögel für teils schwerwiegende Zwischenfälle.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Betroffen war auch Schiphol, wo etwa 2010 ein Maroc-Airline-Flugzeug notlanden musste, nachdem eine Gans ins Triebwerk geraten war. Nach Angaben des Nachrichtenportals Dutch News sollen nun in einem Umkreis von rund 20 Kilometern in Summe 10.000 Gänse getötet werden. Tierschützer, wie die Organisation Faunabescherming, liefen gegen die von ihnen als „unfassbar“ bezeichnete Maßnahme vergeblich Sturm.

AP/Osman Orsa
Vögel sorgen immer wieder für Zwischenfälle im Flugverkehr
Hohe Sicherheitsvorkehrungen
Bereits im Vorjahr fielen rund um Schiphol rund 5.000 Gänse der Vorgangsweise zum Opfer. Massiver Protest machte den Angaben zufolge damals hohe Sicherheitsvorkehrungen notwendig. Der Flughafenbetreiber zog im Anschluss eine positive, allerdings noch genauer zu analysierende Bilanz. Über den Lande- und Startbahnen seien demnach deutlich weniger Gänse - konkret war laut Dutch News von einem minus von 90 Prozent die Rede - beobachtet worden.

APA/EPA/Koen van Weel
Der Flughafen Schiphol aus der Vogelperspektive
„Gänseplage“
Begrüßt wird die Maßnahme von landwirtschaftlichen Organisationen, die seit Jahren über zunehmende Schäden aufgrund der ausufernden „Gänseplage“ (Zitat „De Gelderlander“) in den Niederlanden klagen. Einem im Jänner bekanntgewordenen Papier zufolge ortet auch die niederländische Regierung verstärkten Handlungsbedarf. In den nächsten Jahren sollen demnach zum Schutz der landwirtschaftlichen Flächen bis zu 500.000 Tiere getötet werden.
Neben der niederländischen Forstverwaltung (Staatsbosbeheer), Jägern und Bauern befürwortet auch die Vogelschutzvereinigung Vogelbescherming eine radikale Reduktion des Gänsebestandes. Konkret wird im Rahmen der Interessengemeinschaft Ganzen-8 gefordert, die Zahl der Gänse auf rund 100.000 und somit auf den Bestand von 2005 zu reduzieren.
Maßnahme bleibt umstritten
Von anderen Organisationen wird unterdessen offen angezweifelt, ob die Tötung von Gänsen tatsächlich das wirkungsvollste Mittel sei, um für mehr Sicherheit rund um Flughäfen zu sorgen. Verwiesen wurde etwa auf die vom Londoner Flughafen Heathrow angewendeten Maßnahmen, wo laut „Independent“ hohes Gras Brutstätten für Vögel verhindern soll.
Erinnerung an „letales Vergrämen“
In Österreich sorgte in diesem Zusammenhang unter anderem die „Operation Storch“ im Jahr 2011 für Aufsehen. Erklärtes Ziel war es, Störche rund um den Fliegerhorst Hinterstoisser in Zeltweg mit Blicken zu vertreiben. „Der direkte Blick eines potenziellen Feindes stellt für die Vögel offensichtlich eine größere Gefahr dar als Knallkörper oder andere Lärmentwicklung“, erklärte damals mit Siegfried Prinz der Leiter des Naturschutzzentrums in Bruck/Mur, gegenüber steiermark.ORF.at das Prinzip hinter der wohl sehr speziellen Methode.
Was folgte, war schließlich eine kurzfristige Änderung des steirischen Naturschutzgesetzes. Als offizieller Anlass galt eine „Krähenplage“. Den damaligen Angaben zufolge sollte damit aber auch die Möglichkeit geschaffen werden, künftig leichter Vögel wie Krähen, Raben, Kormorane und Graureiher, die größere Schäden in Land- und Fischwirtschaft anrichten, abschießen zu lassen - oder, wie es im Gesetzestext heißt, „letal zu vergrämen“.
Links: