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Autobranche gegen schärfere Regeln

Im Durchschnitt stoßen Pkws inzwischen 25 Prozent mehr CO2 aus, als in Verkaufsprospekten angegeben wird. Das stellten Klimaschutzforscher des International Council on Clean Transportation (ICCT) in einer am Dienstag veröffentlichten Studie fest. Vor zehn Jahren, als es noch keine Klimaschutzvorgaben für Autos in der EU gab, seien es zehn Prozent gewesen.

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Vor allem die deutsche Autobranche kämpft vehement gegen schärfere CO2-Grenzwerte der EU. Hintergrund sind Verhandlungen über mögliche neue, schärfere Obergrenzen. Eine erste Gesprächsrunde von Vertretern der EU-Staaten, des EU-Parlaments und der EU-Kommission gibt es am Mittwoch. Die irische EU-Ratspräsidentschaft will eine Einigung bis Ende Juni.

EU will Obergrenzen senken

Laut den bisherigen Plänen soll der Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) in der EU bis zum Jahr 2020 auf im Durchschnitt 95 Gramm je Kilometer für die Neuwagenflotte der Hersteller sinken. Das entspricht rund vier Liter Benzinverbrauch. Derzeit gilt ein Zielwert von 130 Gramm.

Für die Zeit nach 2020 müssen sich die Hersteller zudem auf weitere CO2-Sparanstrengungen einstellen. Der Umweltausschuss des Europaparlaments hatte Ende April für Obergrenzen von 68 bis 78 Gramm CO2 pro Kilometer für das Jahr 2025 votiert - oder umgerechnet drei Liter Verbrauch. 2012 lag der Normverbrauch deutscher Autos laut Branchenangaben bei knapp sechs Litern pro 100 Kilometer.

Autokonzerne bitten Merkel um Hilfe

Der Vorstoß träfe aus deutscher Sicht besonders die Oberklassehersteller wie BMW, Audi und Mercedes. Denn sie verkaufen im Durchschnitt größere und deshalb auch schwerere Autos als Konkurrenten, die vor allem Kleinwagen herstellen - wie Fiat, PSA Peugeot Citroen, Toyota und Ford. Entsprechend müssten die deutschen Hersteller ihren CO2-Ausstoß mehr senken.

Dementsprechend bat der Präsident des deutschen Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, in einem Brief die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU) um Hilfe. Wissmann warnte in dem Schreiben vom 8. Mai vor „überzogenen“ CO2-Regulierungen in Europa sowie indirekt vor dem Verlust von Arbeitsplätzen. Er wies darauf hin, dass fast 60 Prozent der rund 750.000 Arbeitsplätze der deutschen Automobilhersteller durch „willkürlich gesetzte Grenzwerte buchstäblich kaputtreguliert“ werden könnten.

Höherer Bonus für Elektroautos?

Merkel sagte ihre Hilfe zu. Deutschland sei bei ambitionierten Zielen immer dabei, so Merkel am Montag bei einer Konferenz zur Elektromobilität in Berlin. Sie warnte aber indirekt davor, dass das zulasten der deutschen Autoindustrie geschehe. Dabei hätten „Supercredits“ eine „super Bedeutung“, sagte Merkel. „Supercredits“ sind eine Art Bonus für Elektroautos, sie werden auf die gesamte Flotte angerechnet. Das hilft dann der gesamten CO2-Bilanz.

Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) und Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) bekräftigten das Ziel, bis 2020 eine Million E-Autos auf die Straßen zu bringen. Bisher sind nur einige tausend zugelassen. Die deutschen Autokonzerne wollen bis Ende kommenden Jahres 16 neue E-Modelle auf den Markt bringen, bisher sind nur wenige erhältlich. Französische und japanische Autohersteller sind bei E-Autos sowie Hybridfahrzeugen mit einer Kombination aus Verbrennungs- und Elektromotor bisher weiter.

Zu teuer, zu geringe Reichweite

Daimler-Chef Dieter Zetsche sagte, derzeit hätten es Elektroautos im Wettbewerb mit herkömmlichen Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor noch „verdammt schwer“. Das liege vor allem an den hohen Kosten und der geringen Reichweite. E-Autos müssten aber für die Kunden sichtbar und erfahrbar sein. Ein Baustein dafür sei Carsharing mit E-Autos.

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