BMW größter Sünder bei Deklaration
Der tatsächliche Spritverbrauch neuer Autos ist einer Studie zufolge um ein Viertel höher als von den Herstellern angegeben. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Dienstag in Berlin vorgestellte Untersuchung des International Council on Clean Transportation (ICCT). Betroffen sind vor allem die deutschen Oberklassewagen.
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Bei deutschen Marken wie BMW, Audi und Mercedes klaffen demnach Werbung und Wirklichkeit bei den Angaben zu Kohlendioxidemission und Spritverbrauch besonders weit auseinander. Bei der Untersuchung wurden die offiziellen Angaben laut ICCT mit Daten aus anderen, unabhängigen Quellen aus verschiedenen europäischen Ländern verglichen. „Sämtliche uns vorliegende Datenquellen bestätigen, dass die Lücke zwischen dem von Herstellern veröffentlichten Kraftstoffverbrauch und dem tatsächlich vom Kunden festgestellten Verbrauch seit Jahren zunimmt“, sagte Peter Mock, Geschäftsführer von ICCT in Europa.
BMW-Flotte verbraucht 30 Prozent mehr
Die in Washington und Berlin ansässigen Forscher fanden heraus, dass die Neuwagen von BMW 30 Prozent mehr verbrauchen als angegeben. Der Autokonzern wollte dazu keine Stellung nehmen. Die Volkswagen-Tochter Audi wies der Studie zufolge eine Kluft von 28 Prozent auf, Mercedes lag mit einer Abweichung von 26 Prozent auf Platz drei. Toyota, Renault und Peugeot Citroen schluckten dagegen nur 15, 16 Prozent mehr Sprit als behauptet.
Die Studie dürfte den Druck auf die anstehende Reform der Vorgaben zum Verbrauchstestzyklus erhöhen, mit dem die Modellabgaswerte ermittelt werden. Die UNO arbeitet an neuen internationalen Kriterien, die auch in der Europäischen Union eingeführt werden sollen. Die Autoindustrie unterstützt die Überarbeitung der Methoden, die seit den 80er Jahren gelten.
Halbe Million Autos analysiert
Die Ergebnisse der Studie sind laut Mock „beunruhigend“. Sie führten zu wachsendem Misstrauen der Kunden und verringerten die Bereitschaft zum Kauf spritsparender Technologien. Auch für die Hersteller selbst sei es problematisch, wenn die Abweichung bei einigen höher sei als bei anderen. Nach Angaben des ICCT beruht die Analyse auf dem „tatsächlichen Fahrprofil“ von knapp 500.000 neu zugelassenen Pkws in Europa. Die Daten stammten demnach von Fahrzeugclubs wie dem deutschen ADAC, Leasingfirmen, Verbraucherorganisationen sowie Websites wie Spritmonitor.de.
Schon länger Kritik von Organisationen
Eine Vielzahl von Organisationen hatte bereits zuvor Kritik an der ihrer Darstellung nach oft zu optimistischen Verbrauchsdarstellung der Hersteller geübt. Darunter waren die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und der Automobilclub ACE. Während sich die DUH ebenfalls auf Daten des ADAC stützte, führte der ACE eigene Tests durch. Sowohl DUH als auch ACE hatten mitgeteilt, dass der reale Verbrauch bei mehr als der Hälfte der getesteten Modelle mehr als zehn Prozent über den Normangaben liege.
Für Konsumenten ist es dennoch schwierig, gegen falsche Herstellerangaben vorzugehen. „Praktisch ist es so, dass ich als Autofahrer nachweisen muss, dass mein tatsächlicher Verbrauch weit darüber liegt“, so Ulrike Weiß von der Konsumenteninformation der Arbeiterkammer - mehr dazu in oesterreich.ORF.at. Das Thema verlässliche Verbrauchsangaben beschäftigt derzeit auch die EU-Kommission. Dem Vernehmen nach will diese einen neuen Testmodus einführen, um die Differenzen zu verringern. Dieser könnte 2016 oder 2017 kommen.
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