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Mehrere Verletzte

In der libanesischen Hauptstadt Beirut sind zwei Raketen in einem von der Hisbollah-Miliz kontrollierten Stadtteil eingeschlagen. Das berichteten übereinstimmend Bewohner und Sicherheitskräfte. Mehrere Menschen wurden den Angaben zufolge bei dem Angriff am Sonntag verletzt. Wer die Raketen abfeuerte, war zunächst nicht klar.

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„Zwei Gradraketen sind in einem südlichen Vorort von Beirut eingeschlagen. Eine davon traf ein Autogeschäft, wobei vier Personen verwundet und zahlreiche Fahrzeuge beschädigt wurden,“ erklärte ein Mitglied der Sicherheitsdienste.

Libanesischer Soldat

APA(AP/Hussein Malla

Ein Soldat vor den ausgebrannten Fahrzeugen

„Antwort“ auf Nasrallah-Rede?

Libanons Innenminister Marwan Charbel sieht in dem Angriff einen Versuch, die Sicherheitslage in seinem Land zu destabilisieren, wie er am Sonntag sagte. Der Angriff stehe vermutlich in Verbindung mit dem Bürgerkrieg in Syrien, hieß es vonseiten der Behörden weiter. Die zweite Rakete schlug laut einem AFP-Fotograf in einer Wohnung ein und richtete schwere Schäden an. Es war das erste Mal seit Beginn des Aufstands in Syrien im März 2011, dass der Süden Beiruts Ziel eines derartigen Angriffs war. Der Angriff erfolgte wenige Stunden nach einer Rede des Anführers der schiitischen Hisbollah-Bewegung.

Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah hatte am Vortag dem syrischen Präsident Baschar al-Assad die uneingeschränkte Unterstützung der radikalschiitischen Bewegung im Kampf gegen die Rebellen zugesichert. Seitdem die Hisbollah offen in den Konflikt mit dem Nachbarland eingegriffen hat, gerät der Libanon immer stärker in den Strudel des syrischen Bürgerkrieges.

„Verspreche weiteren Sieg“

Nasrallah beschwor zudem in einer Rede den Sieg seiner Kämpfer an der Seite von Syriens Assad. „Ich sage allen ehrbaren Menschen, den Gotteskriegern, den Helden: Ich habe euch immer einen Sieg versprochen und jetzt verspreche ich euch einen weiteren“, sagte Nasrallah in Mashghara im Südosten des Libanon in Bezug auf den syrischen Bürgerkrieg.

Allein an der Schlacht um die strategisch wichtige Stadt Kusseir an der Grenze zum Libanon seien inzwischen rund 2.000 Kämpfer der Schiitenbewegung Hisbollah beteiligt, sagte Abu Raad, ein syrischer Aktivist aus der Region, am Samstag der Nachrichtenagentur dpa. Kusseir liegt in der Nähe einer wichtigen Straße, die Damaskus mit den vom Regime kontrollierten Küstengebieten verbindet.

„Rauchschwaden überziehen Gebiet“

Ein Sturz des Regimes von Assad komme nicht infrage. Die Hisbollah werde nicht zuschauen, wie Extremisten gemeinsam mit den USA und anderen westlichen Staaten Syrien das Rückgrat brechen, so Nasrallah. Mit Hilfe der Hisbollah sollen syrische Regierungstruppen bei Kusseir eine neue Offensive gestartet haben. „Rauchschwaden überziehen das Gebiet, und es fallen mindestens 50 Geschoße pro Minute auf die Stadt“, sagte Raad. Die staatliche syrische Nachrichtenagentur SANA meldete, die Streitkräfte hätten zahlreiche „Terroristen“ in der Stadt getötet.

Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle nannte die Hinweise auf ein „massives Eingreifen“ von Hisbollah-Milizen in die Kämpfe in Syrien „sehr bedrohlich“. „Die Gefahr eines Flächenbrandes ist durch diese jüngsten Entwicklungen mit Händen zu greifen“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“.

Syrien prinzipiell zu Teilnahme an Konferenz bereit

Die Regierung in Damaskus ist jedenfalls „prinzipiell“ zu einer Teilnahme an der geplanten internationalen Syrien-Konferenz in Genf bereit. Das sagte am Sonntag Außenminister Walid al-Muallem bei einem Besuch in der irakischen Hauptstadt Bagdad. „Wir sind der Meinung, dass die Konferenz eine gute Gelegenheit bietet, die Syrien-Krise zu lösen“, so Muallem.

Opposition: Assad nicht Teil der Zukunft

Die syrische Opposition kritisierte die grundsätzliche Bereitschaft der Führung in Damaskus an der Syrien-Konferenz als unzureichend. Sie selbst sei zu Verhandlungen bereit, die zum Ziel hätten, die Macht an das syrische Volk zu übergeben, sagte der Sprecher der Nationalen Koalition, Luai Safi, am Sonntag in Istanbul. „Das bedeutet, dass Präsident Assad nicht mehr teilhaben kann an der Zukunft Syriens“, bekräftigte er den Standpunkt des wichtigsten Oppositionsbündnisses.

„Unsere Position war es bisher, die internationale Initiative zu begrüßen“, doch müssten Assad und seine Verbündeten diese als „Rahmen für Verhandlungen über den Machttransfer und demokratischen Wechsel“ akzeptieren, sagte der Sprecher weiter. Mit der Konferenz wollen Russland und die USA erstmals gemeinsam versuchen, einen Ausweg aus dem syrischen Bürgerkrieg zu finden. Nach Angaben von syrischen Oppositionellen in Damaskus könnte die in Genf geplante Friedenskonferenz am 12. Juni stattfinden.

Noch keine gemeinsame Position zu Konferenz

Das syrische Oppositionsbündnis Nationale Koalition ist in der Frage einer Aufnahme weiterer Mitglieder tief gespalten. Nach viertägigen Beratungen habe sich der wichtigste Dachverband der syrischen Opposition nur auf acht neue Kandidaten einigen können, sagte ein Sprecher in der Nacht auf Montag in Istanbul. Ursprünglich hatte die Koalition eine Liste mit mehr als 20 neuen Mitgliedern aufstellen wollen. Mehrere Vertreter fragten sich nach der misslungenen Abstimmung, ob ihr Bündnis angesichts der offen zutage getretenen Spaltung überhaupt in der Lage sein wird, eine gemeinsame Position zu der Konferenz zu finden.

Gebremste Erwartungen

Jordaniens König Abdullah II. forderte bei einem Treffen des Weltwirtschaftsforums am Toten Meer ein sofortiges Ende der Gewalt und eine politische Lösung. Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Nabil al-Arabi, zeigte sich pessimistisch. Er habe keine großen Hoffnungen, dass bei der geplanten internationalen Friedenskonferenz der Durchbruch erzielt werde, sagte er bei der Veranstaltung. Der Syrien-Konflikt hat seit seinem Beginn im März 2011 UNO-Schätzungen zufolge mehr als 80.000 Menschen das Leben gekostet.

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