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Auch in „toleranten“ Ländern

Fast zwei Drittel der Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transsexuellen (LSBT) in Europa wagen es einer neuen Studie zufolge noch immer nicht, ihre sexuelle Orientierung in der Öffentlichkeit zu zeigen.

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„Angst, Isolation und Diskriminierung sind ein alltägliches Phänomen für die LSBT-Gemeinschaft in Europa“, schrieb der Direktor der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA), Morten Kjaerum, in dem zum Internationalen Tag gegen Homophobie veröffentlichten Bericht. Für die Onlineumfrage waren 93.000 Menschen in den 27 EU-Mitgliedsstaaten sowie in Kroatien befragt worden, das im Juli dem Staatenbund beitreten soll. Es war damit laut der FRA die größte Umfrage ihrer Art.

Ein Viertel bereits körperlich oder verbal angegriffen

Dabei gaben 26 Prozent der Befragten an, sie seien in den vergangenen fünf Jahren wegen ihrer sexuellen Orientierung körperlich oder verbal angegriffen worden. Bei den Transsexuellen gaben sogar 28 Prozent an, in den letzten zwölf Monaten mehr als dreimal angegriffen oder bedroht worden zu sein.

Einige der Befragten erklärten, die Lage verschlechtere sich selbst in traditionell toleranten Ländern. „Die Situation ist heute schlimmer als sie es etwa vor vier Jahre war“, sagte etwa ein Belgier. In den Niederlanden, die 2001 als erster Staat der Welt die Homosexuellenehe legalisiert hatten, fühlten sich 20 Prozent der Befragten in Sportclubs, Krankenhäusern, bei der Wohnungssuche, beim Umgang mit Banken und beim Ausgehen am Abend diskriminiert. Viele wagten es im Fall von Angriffen nicht, zur Polizei zu gehen.

Diskriminierung schon in der Schule

Drei Viertel der schwulen Männer gaben an, sich nicht zu trauen, ihre Homosexualität öffentlich zu zeigen. Der FRA-Bericht weist darauf hin, dass die Diskriminierung oft in der Schule beginne, so dass viele sich erst spät überhaupt zu ihrer sexuellen Veranlagung bekennen. „Die Mitgliedsstaaten müssen dafür sorgen, dass sich LSBT-Schüler in der Schule sicher fühlen, da dies der Ort ist, wo die negativen Erfahrungen, die sozialen Vorurteile und die Ausgrenzung der LSBT oft beginnen“, heißt es in dem in Den Haag vorgestellten Bericht.

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