Weiterhin Krankheit mit vielen Rätseln
Die autistische Störung beginnt in der Regel als Entwicklungsstörung im frühen Kindesalter. Erkrankte Kinder vermeiden zum Beispiel Körper- und Blickkontakte. Sie verstehen bestimmte Signale wie Lächeln und Gesten oft nicht und kapseln sich deshalb ab.
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Die Betroffenen reagieren auch heftig auf Veränderungen. Stattdessen wiederholen sie häufig Wörter und bestimmte Bewegungen. Das heißt allerdings nicht, dass Autisten automatisch geistig behindert sind. Sie können normal intelligent sein oder sogar besondere Begabungen in bestimmten Bereichen entwickeln. Dazu gehören Mathematik, Technik und Musik. Autisten zeichnen sich beispielhaft durch eine besondere Akribie und Detailverliebtheit aus.
Weiterhin Krankheit mit vielen Rätseln
Das Asperger-Syndrom gilt als eine leichte Form des Autismus. Menschen mit dieser Ausprägung sind normal intelligent und entwickeln besondere Fähigkeiten, haben aber häufig wenig Interesse an ihren Mitmenschen. Das Bild des autistischen Genies, das gern in Filmen bemüht wird, sei allerdings ein Mythos, sagt Friedrich Nolte, Fachreferent beim deutschen Bundesverband zur Förderung von Menschen mit Autismus (Autismus Deutschland e. V.).
Woher Autismus kommt, ist noch unklar. Bekannt ist, dass es sich um eine Entwicklungs- und Wahrnehmungsstörung im Gehirn handelt. Laut dem deutschen Interessenverband gibt es bisher kein Erklärungsmodell, das die Entstehung vollständig belegt. Auch die Grenzen der Diagnostizierung sind oft fließend. Laut Schätzungen von Wissenschaftlern entwickelt etwa eines von hundert Kindern eine autistische Störung.
Verschiedene Theorien zu Ursache
Autismus ist gegenwärtig nicht heilbar. Bisher können nur die Symptome der Erkrankung durch pädagogische und therapeutische Methoden gelindert werden. Ein zentraler Risikofaktor für die Entstehung dieser Krankheit sind zahlreiche Mutationen in über 100 Genen, insbesondere im Gen Neuroligin-3. Dieses trägt zur Bildung von Synapsen bei, den Kontaktstellen zwischen Nervenzellen, die elektrische Signale übertragen.
Ein Defekt am Gen Neuroligin-3 lässt Nerven vermehrt Glutamat aufnehmen, was sich wiederum negativ auf die Lernfähigkeit des Gehirns auswirkt. Ein Forschungsansatz zur Behandlung von Autismus setzt daher an der Korrektur der Glutamatrezeption im menschlichen Nervensystem an. Andere Forscher sehen Oxytocin als Schlüsselfaktor. Das oftmals „Kuschelhormon“ genannte Oxytocin ist maßgeblich für die emotionale Bindungsfähigkeit des Menschen verantwortlich.
Zu 80 Prozent Buben betroffen
Während die Suche nach möglichen Behandlungsformen der eigentlichen Ursachen für Autismus noch in den Kinderschuhen steckt, wurden in den letzten Jahren zumindest erhebliche Fortschritte bei der Erforschung der Charakteristika der Krankheit gemacht. Fest steht inzwischen, dass die erbliche Disposition für Autismus eine wesentliche Rolle spielt. Auffällig ist zudem die Geschlechterverteilung: 80 Prozent der Autisten sind männlichen Geschlechts.
Ebenfalls Fortschritte konnten bei der Diagnostizierung gemacht werden. Musste früher im Wesentlichen zumindest das Kleinkindalter abgewartet werden, kann die Krankheit inzwischen auch durch die Messung von Gehirnströmen von Babys mit einiger Sicherheit erkannt werden. Das erstmalige Auftreten autistischer Störungen nach dem dritten Lebensjahr wird nach derzeitigem Kenntnisstand ausgeschlossen, auch wenn die Krankheit oft erst viel später diagnostiziert wird.
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