Themenüberblick

Auf Entkolonialisierungsliste gesetzt

Ungeachtet scharfer Proteste aus Paris haben sich die Vereinten Nationen (UNO) für die Unabhängigkeit von Französisch-Polynesien starkgemacht. Die Vollversammlung der UNO verabschiedete am Freitag in New York eine Resolution, die das französische Überseegebiet im Pazifischen Ozean auf die Entkolonialisierungsliste setzt. Frankreich boykottierte die Sitzung.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Das französische Außenministerium bezeichnete die Vorgangsweise im Anschluss als eine „unverhohlene Einmischung“ in die Souveränität des Landes. Die Resolution lasse zudem jeden Respekt für die „demokratischen Entscheidungen der Polynesier“ vermissen. Neben Frankreich distanzierten sich auch Deutschland, die USA und Großbritannien von dem UNO-Beschluss. Auf der Entkolonialisierungsliste der UNO stehen neben Französisch-Polynesien noch 16 weitere Gebiete, darunter auch die von Argentinien beanspruchten britischen Falklandinseln.

Bereits 1945 auf UNO-Liste

Französisch-Polynesien wurde von der UNO bereits 1945 auf die Liste der zu entkolonialisierenden Länder gesetzt. 1947 wurde das Land auf Intervention Frankreichs aber wieder von der Liste gestrichen.

Keine Mehrheit

Eingebracht worden war die Resolution von den Salomonen und anderen pazifischen Inselstaaten, die mit der Unabhängigkeitspartei in Französisch-Polynesien sympathisieren. Die Partei verlor allerdings erst Anfang Mai einen Wahlgang gegen das Lager, das die bestehende Beziehung zu Frankreich beibehalten will. Französisch-Polynesien verfügt als französisches Überseeterritorium über weitgehende Autonomierechte. In Fragen der Außenpolitik und der Justiz ist aber weiter Paris zuständig.

Im 19. Jahrhundert annektiert

Frankreich hatte im 19. Jahrhundert einen Teil von Polynesien annektiert. Auf den mehr als hundert Inseln und Atollen des Gebiets leben heute etwa 275.000 Menschen. Am bekanntesten ist das bei Touristen beliebte Tahiti. In dem Gebiet liegt auch das Mururoa-Atoll, auf dem die französischen Streitkräfte bis Mitte der 90er Jahre ihre Atomwaffen testeten.

1958 verhinderte der damalige französische Präsident Charles de Gaulle die damals im Raum stehende Unabhängigkeit der Inselgruppe. Als Grund galt die Entscheidung, Französisch-Polynesien zum Atomtestgebiet zu machen. Erst Ende der 70er Jahre wurde den Inseln schließlich eine, wenn auch zunächst beschränkte, Autonomie zugestanden, die später immer weiter ausgebaut wurde.

Besetzter Präsidentschaftspalast

Für internationales Aufsehen sorgte im Oktober 2006 die Besetzung des Präsidentenpalastes. Der für eine schrittweise Unabhängigkeit eintretende Präsident Oscar Temaru wurde zwei Monate später vom Parlament per Misstrausensvotum gestürzt. Temaru legte sich während seiner Amtszeit offen mit den Machthabern in Paris an und warf Staatschef Jacques Chirac „koloniales Verhalten“ vor.

Links: