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Deutsche Konzerne im Visier

Neben der Debatte über Steuerschlupflöcher für Großkonzerne in Großbritannien und den USA rückt auch Deutschland diesbezüglich zunehmend in den Fokus. Auch dort weichen Konzerne, um Steuern zu sparen, in „günstigere“ Nachbarländer wie etwa vornehmlich Belgien aus.

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Zu den „Tricksern“, wie der deutsche „Spiegel“ sie bezeichnet, gehören laut den Angaben des deutschen Nachrichtenmagazins deutsche Vorzeigeunternehmen wie der Autohersteller Volkswagen (VW), der Chemieriese BASF und auch der Pharmagigant Bayer. Sie alle haben laut „Spiegel“ eines gemeinsam: Die Großkonzerne nutzen ein Schlupfloch im belgischen Steuerrecht aus.

Der „Spiegel“ bezieht sich bei seinen Vorwürfen auf Zahlen der belgischen Nationalbank, die dem Magazin laut eigenen Angaben vorliegen. Und die Ersparnisse für die Konzerne sind gewaltig.

BASF-Tochter zahlte nur 2,6 Prozent Steuern

So machte die belgische VW-Konzerntochter Volkswagen Group Services im vergangenen Jahr einen steuerfreien Gewinn von 153 Millionen Euro, im Jahr davor sollen es laut „Spiegel“ 141 Millionen gewesen sein. Angaben darüber, wie viele Steuern angefallen wären, wäre das Geld in Deutschland geblieben, machte das Nachrichtenmagazin allerdings nicht.

Auch die Tochterfirma von BASF im belgischen Antwerpen soll hochprofitabel sein. Der Steuersatz lag allerdings bei nur 2,6 Prozent. Von einem derartig niedrigen Satz kann jeder Bürger nur träumen.

Eigenkapital der Bayer-Tochter bei acht Mrd. Euro

Ähnlich billig ist auch Bayer davongekommen. Laut „Spiegel“ fielen in Belgien bei einem Vorsteuergewinn von 254,8 Mio. Euro nur 10,8 Mio. Euro an Abgaben an. „Um die Steuerlast zu drücken, verdoppelte Bayer 2011 das Eigenkapital seiner belgischen Tochter auf mehr als acht Milliarden Euro“, schreibt wie der „Spiegel“ in seiner Onlineausgabe.

Sich selbst verrechnete Zinsen absetzbar

Das Nachrichtenmagazin erklärt auch, wie das belgische Schlupfloch funktioniert. Eigenkapital wird aus Deutschland abgezogen und in die belgischen Tochterfirmen gesteckt. Auf das so übertragene Geld werden fiktive Zinsen angerechnet. So als handle es sich um einen Kredit eines externen Geldgebers, wie der „Spiegel“ schreibt, also eines Dritten, der Zinsen für das ausgeliehene Geld verlangt. Was andernorts als illegal gelten würde, ist in Belgien erlaubt. Solche fiktiven Eigenkapitalzinsen können dann völlig legal steuerlich geltend gemacht werden, so der „Spiegel“ weiter.

Unklar bleibt allerdings weiterhin, ob nicht auch andere deutsche Konzerne in diese Methode des Steuersparens verstrickt sind. Offiziell ist das natürlich alles legal. Die Optik ist angesichts der anhaltenden Debatte über Steueroasen und andere steuerliche Schlupflöcher und Vermeidungsmethoden jedenfalls eine moralisch schiefe.

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